Nachbarschaftsfest Hermann-Brill-Strasse
Hermann-Brill-Straße
Nachbarn feiern mit Nachbarn
Anwohner kommen gern zum Straßenfest im Quartier
Menschen tanzten auf der Straße. Kinder tollten umher oder sprangen in der Hüpfburg. Jugendliche tummelten sich zwischen den Ständen. Frauen mit Kopftüchern saßen in Gruppen beisammen und beobachteten das Treiben. Andere trugen rohe Geflügelspieße zum Grill, wieder andere verkauften Salate oder halfen Jugendlichen dabei, Handy-Taschen zu nähen. Beim fünften Nachbarschaftsfest in der Hermann-Brill-Straße waren viele Anwohner aktiv.
Allerdings fehlten weitgehend Besucher aus anderen Teilen Sindlingens. Dabei hatte sich Quartiersmanagerin Marja Glage, die im Auftrag der Caritas und der Stadt Frankfurt daran arbeitet, im sozialen Brennpunkt Menschen zum Miteinander und zur aktiven Nachbarschaft zu bewegen, mehr erhofft. Als „erste Sindlinger Sommerfestspiele“ sollte das Straßenfest auch Bewohner aus dem alten Ortskern und von nördlich der Bahn anlocken. Es sollte ein Gemeinschaftsfest ähnlich dem von den Vereinen getragenen Ranzenbrunnenfest und dem Weihnachtsmarkt werden. „Wir wollen zeigen, dass man hier herkommen kann und die Hermann-Brill-Straße gerne etwas für den Stadtteil tun möchte“, sagt sie. Dieser Wunsch hat sich so nicht erfüllt.
Die Fahne der Sindlinger Vereine hielt einzig Franz Ilg, Vorsitzender des Vereinsrings, hoch. Er half türkischen Männern am Grillstand. Sonst beteiligten sich vor allem Vertreter öffentlicher Einrichtungen wie der Stadtteilbücherei mit dem Lesezauberzelt, der Kita St. Kilian mit einem Spiel- und Bastelstand, Eltern der Kita 31, die Kindern lustige bunte Gesichter malten, und die Sozialpflegerinnen Christa Neuser und Gisela Remmert, die gemeinsam mit weiteren Mitarbeiterinnen des Sozialrathauses sowie Seniorinnen Kuchen spendeten. Michael Konstantinou vom Sindlinger Präventionsrat, das Sicherheitsmobil der Stadtpolizei sowie Vertreter der Wohnungsgesellschaften Nassauische Heimstätte und ABG Frankfurt Holding, denen die meisten der Wohnungen im Quartier gehören, waren mit Info-Ständen und Spielangeboten präsent. Der Ortsverein Höchst des Deutschen Roten Kreuzes backte Crêpes, die übrigen Attraktionen ermöglichten Nachbarn für Nachbarn: Türkische und deutsche Frauen verkauften für kleines Geld Salate, die Frauen aus allen möglichen Ländern gespendet haben. Frauen aus dem Nähkurs betreuten den Wettbewerb „Wer näht die schönste Handy-Tasche?“
In der Hermann-Brill-Straße stellen Türken die größte Gruppe der Bewohner, gefolgt von Marokkanern und Eriträern. Manche kennen sich aus den Projekten, die Marja Glage in den vergangenen fünf Jahren etabliert hat. Zwischenzeitlich kann sie dabei auf einige Helferinnen bauen. Salima Allauch, marokkanische Herkunft, unterstützt beispielsweise die Sozialpflegerinnen, die vor allem beim Ausfüllen von Formularen helfen. Inita Pucano leitet das Taschengeldprojekt für Jugendliche, einen Nähkurs und knüpft im Spieletreff Kontakt zu deutschen Senioren, die ihrerseits gerne Kuchen gebacken haben fürs Fest. Hanife Pas, eine junge Frau mit türkischen Wurzeln, betreut die Kinder während des Sprachcafés; nun verkauft sie die Salate, die die Teilnehmerinnen gespendet haben. „So sind viele Beziehungen entstanden“, stellt Marja Glage zufrieden fest.
Für die Anwohner ist das Fest zu einer beliebten Veranstaltung geworden, an der sie gerne mitwirken – auch gerne im Hintergrund. „Muslimische Frauen haben sehr viel Essen gespendet und Freundinnen gebeten, es zu verkaufen“, weiß die Quartiersmanagerin. Ein Quiz zur Landeskunde von Marokko, der Türkei und Deutschland gehörte ebenso zum Spielangebot wie ein Sportquiz, das die Teilnehmer zum Seilspringen, Ringe werfen und Torwandschießen an die verschiedenen Stände führte. Es gab Vorführungen, Musik und Gelegenheit zum Gespräch. Kurzum: Es war ein hübsches kleines Straßenfest – auch wenn die Nachbarn weitgehend unter sich geblieben sind. hn
In die magische Welt der Bücher führte Vera Dopichaj, Leiterin der Stadtteilbücherei Sindlingen, die kleinen Gäste im Lesezauberzelt.
Zu den Klängen der Mizmar (ein Blasinstrument) tanzte eine Hochzeitsgesellschaft während des Nachbarschaftsfests auf der Hermann-Brill-Straße.
Fantasievolle Muster malten Eltern der Kita 31 den Kindern auf die Gesichter.
Fotos: Michael Sittig