Weihnachtsmarkt: Selbst gemacht steht hoch im Kurs
Weihnachtsmarkt
Selbst gemacht steht hoch im Kurs
Gemütliches und stimmungsvolles Treiben rund um St. Dionysius
Von Heide Noll
Alles selbst gemacht – unter diesem Motto stand ein Großteil des Angebots auf dem Sindlinger Weihnachtsmarkt. Zum zweiten Mal richtete ihn die Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) auf dem Platz vor der katholischen Kirche St. Dionysius und im zugehörigen Gemeindehaus aus. 25 Teilnehmer bestückten die Stände. Es gab durchaus mehr Interessenten. Doch der Weihnachtsmarkt soll kein zweites Ranzenbrunnenfest werden; deshalb kamen nur zwei „Neue“ hinzu, die aus Sindlingen stammen.
Diesmal nutzte der Vereinsring zusätzlich das Stück Huthmacherstraße direkt vor der Kirche. Dadurch war mehr Raum zwischen den Ständen, und auch am frühen Abend, als es ziemlich voll wurde, kamen Eltern mit Kinderwagen fast jederzeit überall hin. Nur als der Frauenchor der Germania auf den Kirchentreppen sang, wurde es direkt davor recht eng.
Ziemlich eng ging es zeitweise im Gemeindehaus zu. Im ersten Stock bestückte der katholische Familienkreis das Café zum Weihnachtsmarkt mit 28 Kuchen. Zur Kaffeezeit blieb kein Plätzchen frei. Im Erdgeschoss boten kunstfertige Handarbeiterinnen die Ergebnisse ihres Schaffens an. Im Raum rechts blieb kein Plätzchen unbedeckt. Dort stapelten sich Tüten mit gehäkelten Herzen und Kreisen, genähte Wadenwärmer und Kühlbeutel für kleine Wehwehchen, alle Arten von Weihnachtsdeko und vieles mehr auf dem Tisch von Anja Michels und Bärbel Wöhler. Das ganze Jahr über arbeiten die beiden an der schier unglaublichen Menge von schönen Dingen. Entsprechend lange dauerte es, den Stand zu bestücken. „Wir haben um dreiviertel zehn angefangen und sind gerade so bis 13 Uhr fertig geworden“, sagt Anja Michels. Den Aufbau erschwert hatte, dass der Raum noch nicht frei war und die Frauen erst mal Stühle und Spielzeug wegräumen mussten.
Am Tisch gegenüber lag der Schwerpunkt auf Genähtem. Doris Mex gehört wie Anja Michels schon fast zum Inventar des Weihnachtsmarkts. Jedes Jahr verkauft sie Taschen, Decken, Geschirrhandtücher, alles mögliche in Patchwort-Technik und viele hübsche Kleinigkeiten. „Wenn ich dazu mal keine Lust mehr habe, bin ich alt“, schmunzelt die 76-Jährige. Gesellschaft leisteten ihr Tochter Jasmin Eisenbeiser und Enkelin Nadine. Auch diese beiden sind begeisterte Handarbeiterinnen. Jasmin Eisenbeiser hat das Hobby gewissermaßen zum Beruf gemacht und entwickelt und schreibt Anleitungen für Näharbeiten für ein Magazin, Enkelin Nadine fertigt hübsche Ohrringe an. Echten Silberschmuck gab es auch: Kathrin Puchtler-Hofmann bestückte den dritten Stand im Raum damit.
Eine Tür weiter beteiligten sich fünf Damen von der Post zum ersten Mal am Weihnachtsmarkt. Die Kolleginnen aus Sindlingen haben alle das Hobby Handarbeiten und Basteln. „Wir wollten einfach mal versuchen etwas zu verkaufen“, sagt Heike Koch. Gleiches gilt für Ilona Klein aus Sindlingen. „Ich habe Anregungen aus Zeitschriften nachgearbeitet“, sagt sie und zeigt auf die Herzen mit Stoff, Lavendelsäckchen und selbst gemachten Seifen. Beate Kohaut und Katja Catimali dagegen sind ebenso wie Sonja Klein feste Größen auf dem Weihnachtsmarkt. Die beiden bieten Magnetschmuck an, Sonja Klein Kleidung und selbst gemachte Pralinen. Selbst gemachte Adventskränze und Dekorationen warteten im Foyer. „Die ganze Familie hat am Samstag geholfen, sie anzufertigen“, sagt Karin Karpucelj.
Während es die Damen im Gemeindehaus gemütlich warm hatten, wappneten sich Andrea Egelkraut und Karin Selig im Freien an ihrem Stand mit selbst Gestricktem gegen die Kälte. Tauschen wollen sie trotzdem nicht. „Das gehört dazu. Hier draußen ist es festlicher. Außerdem haben wir einen guten Blick, wenn die Germania singt“, sagen sie. Und auch einen guten Blick auf die beiden hohen, schön geschmückten Weihnachtsbäume rechts und links der Kirchentüren. Kinder der katholischen Kindergärten St. Dionysius und St. Kilian hatten sie geschmückt, Markus Krämer dafür sogar einen Hubwagen zur Verfügung gestellt. Dafür bedankte sich Franz Ilg, Vorsitzender der Arge Sov, bei der offiziellen Begrüßung ganz besonders. Außerdem dankte er namentlich Wolfgang Schuhmann von der katholischen Gemeinde. Er hatte wesentlichen Anteil an den Vorbereitungen, konnte jedoch durch einen Unfall zwei Tage zuvor nicht zum Weihnachtsmarkt kommen.
Das Leben und Treiben hätte ihm bestimmt gefallen. An den Ständen von Arbeiterwohlfahrt und Aktiver Nachbarschaft (Quartiersmanagement), Kleingärtnerverein und Karnevalverein, Fußballclub Viktoria und Turnverein, Männerchor und Frauenchor des Gesangvereins Germania sowie der Sportfischer lockten Getränke und verschiedenste Speisen, viele davon selbstgemacht. Suppen, Flammkuchen, Fischbrötchen, Forellen, Spießbratenbrötchen, Crepes, Kartoffelpuffer, Grillwürste und allerlei Süßes – Kulinarisch blieben keine Wünsche offen. An den Ständen der Kindergärten (evangelischer Kindergarten, Kindergarten St. Dionysius und Kindergarten St. Kilian) gab es darüber hinaus schöne Weihnachtsdekorationen und der Turnverein schlug als sportliches Weihnachtsgeschenk einen Gutschein für vier Stunden Sport in seinen Fitness-Kursen vor. Rolf-Steffen Banda verkaufte Schwibbögen und hübsche Holzarbeiten.
Fazit: Es war ein gemütlicher, lokaler Weihnachtsmarkt, der sich vor den „Großen“ bestimmt nicht zu verstecken braucht. Möglich gemacht haben ihn die vielen Vereinsmitglieder, die ehrenamtlich vorbereiten, aufbauen, verkaufen und wieder abbauen. Franz Ilg sprach daher völlig zu Recht von „unseren starken Vereinen“.