Ausgelagert in Container

Ludwig-Weber-Schule

Ausgelagert in Container

Marode Grundschule soll ab Sommer 2014 geräumt werden

Wie in den ersten Jahren ihres Bestehens als „Grundschule Sindlingen Nord“ wird es der Ludwig-Weber-Schule in den kommenden Jahren ergeben: Sie wird eine lange Zeit in Containern untergebracht.
Der Elternbeirat hatte kürzlich zu einem „Runden Tisch“ eingeladen, um über die Zukunft der maroden Schule zu sprechen. Nur 40 Jahre alt, ist der Beton-Plattenbau in so schlechtem Zustand, dass es fraglich ist, ob eine Sanierung Abilfe schaffen kann oder lieber gleich neu gebaut werden sollte. Doch erst 2016 stehen Mittel für die Planung im städtischen Haushalt bereit. Für die Eltern ist das nicht hinnehmbar. Sie demonstrierten vor den Herbstferien vor dem Römer.
Beim Runden Tisch wiederholte Frankfurts Schuldezernentin Sarah Sorge, was sie dort schon versprochen hatte: Bis zum Schuljahresbeginn 2014/15 soll eine Containeranlage im Schulhof errichtet und die Schule komplett dahinein ausgelagert werden. Warum das so lange dauert und wie alles vor sich gehen soll, erläuterte Joachim Lenz, Abteilungsleiter Liegenschaften. Er versprach, dass es sich nicht um simple Blechkisten handeln wird. Die Stadt gehe davon aus, dass die Grundschule „länger als zwei Jahre“ in den Behelfsräumen bleiben werde und kaufe für fünf bis sechs Millionen Euro entsprechend gut gedämmte und Din-Normen entsprechende Container.
Hubert Schmitt, SPD-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat Sechs, verdeutlichte: Es dürften mindestens sechs Jahre vergehen, bis die Schule saniert oder neu gebaut ist. Und auch leicht mehr. Denn schon Planung, Ausschreibung, und Auftragsvergabe brauchen viel Zeit, und über die Finanzierung ist noch gar nicht gesprochen worden. Vorsichtigen Schätzungen zufolge gehe es um eine Größenordnung von 16 Millionen Euro, sagten die Vertreter der Stadt.
Immerhin stehen die Weber-Schule an erster Stelle ihres „Aktionsplans Schulbau“, versicherte Sarah Sorge Eltern, Lehrern und Ortsbeiräten. Mit diesem Plan, über den politisch allerdings noch nicht entschieden ist, sollen die ärgsten Missstände an Frankfurter Schulen behoben werden. Möglicherweise könnten darin auch die Mittel für die Planung eines Neubaus bereitgestellt werden, sagte Joachim Lenz. Das würde die Dinge zwei Jahre früher in Gang bringen – aber im Regelfall dauert es „von der Planung bis zur Fertigstellung wenigstens sechs Jahre“, sagte Sorge.
Immerhin: Im Vergleich zum Zustand im jetzigen Schulgebäude sei der Umzug in Container sicher eine Verbesserung, sagte eine Lehrerin. Zumal dann auch die Sorge um die Gesundheit der Schüler und Lehrer der Vergangenheit angehört. Zwar bestätigten zwei Gutachter in der Runde, dass die festgestellten Schadstoffe unterhalb der Grenzwerte lägen – doch bezog sich ihre Analyse auf intakte Räume. Anders mag es sein, wenn Deckenplatten, die künstliche Mineralfasern enthalten, herabfallen. Häufig klaffen dann über längere Zeit Löcher in den Decken. Deshalb bleiben Eltern und Lehrer misstrauisch. Eltern von Kindern, die über Hautreizungen und gerötete Augen klagen, sollten über ihren Kinderarzt Kontakt zum Stadtgesundheitsamt aufnehmen, riet Sorge.
Und was passiert, wenn in den verbleibenden acht Monaten bis zur Auslagerung weitere Platten herabfallen? Dafür hat die Stadt der Schule nun eine „Handlungsanweisung“ geschrieben. Sie besagt, dass Platten mit Feuchtigkeitsschäden rechtzeitig ausgetauscht werden sollen. Und wenn doch eine fällt, solle der Raum sofort gesperrt und die Platte durch eine Fachfirma gesichert sowie anschließend alles gründlich gereinigt werden.
Auch da blieben Eltern und Schule skeptisch. Denn genau das ist nach den jüngsten Arbeiten nicht geschehen. Während der Herbstferien waren ohne Wissen der Schulgemeinde in vier Klassenzimmern die Deckenplatten ausgetauscht worden. Danach hatte niemand saubergemacht. Als die Kinder am ersten Schultag kamen, lagen Staub und Mineralfasern auf Tischen, Stühlen und den Plüschtieren der Kuschelecke. hn