Geschichtsverein – Swing statt Marschmusik

Geschichtsverein

Swing statt Marschmusik

Franz Kremer: Ein Sindlinger Opfer der NS-Zeit

Am Montag, 25. März, 19.30 Uhr, erinnert der Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein im Gemeindehaus der evangelischen Kirche (Gustavsallee) in Form einer „szenischen Lesung“ an das Leben des Sindlinger Bürgers Franz Kremer. Sein Sohn Wolfram Kremer und Vorsitzender Dieter Frank werden in Form eines Interviews, das Franz Kremer 1994 gab und das niedergeschrieben wurde, an seinen Schicksalsweg erinnern. Dabei wird auch manches über Sindlingen speziell angesprochen.
Die Geschichte von Franz Kremer, geboren 1925 in Frankfurt, ist beispielhaft für die Entstehung einer anderen, nicht-staatlichen „Jugendkultur“ im Dritten Reich. Gemeinsam mit seinem drei Jahre älteren Bruder schloss sich Kremer der „Swing-Jugend“ an. Das bei der Hitlerjugend (HJ) übliche „Brüllen, Marschieren, Gleichschritt“ stieß ihn ab. Leidenschaftlich hörte er mit seinen Freunden vom Frankfurter „Harlem-Club“, der eher ein lockerer Freundeskreis als ein fester Club war, den amerikanischen Swing. Bei ihren heimlichen Treffen bot der Swing im Gegensatz zur „kalten Marschmusik“ die Möglichkeit, sich mit einer individuellen Note frei zu bewegen.
Für diese Verweigerungshaltung gegenüber der HJ zahlten Kremer und seine Freunde einen hohen Preis. Er wurde Anfang 1941 von der Gestapo verhaftet und monatelang in der Frankfurter Gestapozentrale in der Lindenstraße 27 verhört und gefoltert. Mit 19 Jahren zur Wehrmacht eingezogen, zog sich Franz Kremer bei seinem Kriegseinsatz eine schwere Verwundung zu. Die angefangene Metzgerlehre konnte Kremer nicht mehr beenden. Neuen Sinn bekam sein Leben durch die Musik, als er nach dem Krieg sein gesangliches Talent bei der Frankfurter Oper entfalten konnte. df