Katholische Gemeinde – Neue Wege gehen – hier wie dort

Katholische Gemeinde

Neue Wege gehen – hier wie dort

Pastoralreferentin Beate Buballa verlässt Sindlingen

Den Sindlingern sagt man gerne nach, dass sie es Fremden schwer machen, heimisch zu werden. Das kann Beate Buballa ganz und gar nicht bestätigen. „Als ich 2003 mit meiner Familie hier im Pfarrhaus einzog, bin ich sehr freundlich aufgenommen worden. Ich habe viel Offenheit erlebt und fühle mich als Teil der Gemeinde“, sagt sie. Trotzdem kehrt die 51-jährige Pastoralreferentin Sindlingen Ende Januar den Rücken. Sie übernimmt eine Stelle in Sachsenhausen.
Der Abschied fällt ihr nicht leicht. Dennoch geht der Wunsch nach Veränderung von ihr aus. „Mein Mann ist 60 geworden. Ich selbst bin 51. Wenn ich nochmal etwas Neues anfangen will, dann jetzt“, sagt sie. Das Vertraute zu verlassen und neue Menschen kennenzulernen sei reizvoll, „eine Herausforderung“. Aber eben auch ein Verzicht, ein Verlust von Vertrautheit. „Abschied nehmen“ hat sie einen Text im Gemeindeblatt „Die Brieftaube“ überschrieben – Abschied von vielen Menschen, die sie in den fast zehn Jahren kennen und schätzen gelernt hat.
Beate Buballa stammt ursprünglich aus Bockenheim. In der katholischen Gemeinde, in der sie sich als Ehrenamtliche engagierte, hat sie auch Gerhard Buballa kennengelernt und geheiratet. Während sie nach einem Magisterstudium der Philosophie verschiedene Honorartätigkeiten ausübte, unter anderem beim evangelischen Pressedienst, arbeitete ihr Mann als Pastoralreferent in Griesheim. Als das zweite Kind auf die Welt gekommen war, entschied sich Beate Buballa während der Elternzeit, Theologie zu studieren und ebenfalls Pastoralreferentin zu werden. Nach drei Jahren Ausbildung (2000 bis 2003) trat sie unmittelbar danach ihre erste Stelle in dieser Funktion an – in Sindlingen. Die Familie zog vom Griesheimer ins Sindlinger Pfarrhaus. Gerhard Buballa wechselte ins bischöfliche Ordinariat nach Limburg. „Zwei Pastoralreferenten in einer Familie, aber in verschiedenen Gemeinden – das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, erklärt Beate Buballa. Immerhin haben die Referenten fast die gleichen Aufgaben wie Pfarrer; nur Sakramente spenden dürfen sie nicht. Doch für die Menschen da sein, sie geistlich begleiten, an Freude wie Trauer Anteil zu nehmen, das geht nicht nach der Uhr. Entsprechend hoch ist die Belastung, auch für die Familie.
Im Lauf der Zeit hat die Pastoralreferentin gelernt, mit den vielen Ansprüchen, die an sie gestellt werden, zurecht zu kommen. Sie entschied, sich für die Dinge, die sie tut, Zeit zu nehmen, nicht zu hetzen. Dafür nahm sie in Kauf, nicht überall dabei sein zu können. „Die pastorale Begleitung hat aber immer Vorrang“, betont sie, „das verstehen die Leute auch“. Beate Buballa mag es, mit Menschen zu tun zu haben. Deshalb bedauert sie, dass es immer schwieriger wird, Hausbesuche zu machen. „Man muss aufpassen, dass man den Kontakt zu den Leuten nicht verliert und nur noch in Sitzungen sitzt“, sagt sie. Die vielen Umstrukturierungen der vergangenen Jahre, die Bildung des pastoralen Raums Sindlingen-Zeilsheim und jetzt die Erweiterung auf Sindlingen-Zeilsheim-Höchst-Unterliederbach-Sossenheim kosteten viel Zeit. Mit einer halben Stelle in Sindlingen (anfangs nur Sindlingen-Süd, nach dem Wegzug Ralph Albensoeders aus St. Kilian ganz Sindlingen) und seit 2007 einer halben Stelle in Zeilsheims St. Bartholomäus-Gemeinde war Beate Buballa entsprechend ausgelastet. „Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen“, bedauert die 51-Jährige. Die Kontaktpflege leide unter den vielen neuen Aufgaben.
Aber sie ist keine, die den Kopf in den Sand steckt. „Man kann auch so arbeiten, man muss sich eben darauf einstellen“, sagt sie. Angesichts der vielen Aufgaben, der großen pastoralen Räume und des Personalmangels „muss man umdenken“, findet sie. Hauptamtliche wie Gemeinden müssten neue Wege finden, mit der Situation umzugehen. Ein Problem sei allerdings die Altersstruktur. Wie auch in Vereinen sinke die Zahl der Berufstätigen, die ein ehrenamtliches Engagement leisten könnten. „Aber es ist halt so. Man muss gucken, wie man damit umgeht“, findet Beate Buballa.
Für sie waren die Jahre in Sindlingen und Zeilsheim gute Jahre. Den Wechsel sieht sie als Chance, noch einmal etwas Neues anzufangen. Lag ihr Schwerpunkt in Sindlingen vor allem am Anfang auf der Kinder- und Jugendarbeit, hat sie vor kurzem eine Fortbildung zur seelsorgerischen Beleitung von Demenzkranken und ihren Angehörigen besucht – ein naheliegender Schritt angesichts der demographischen Entwicklung. hn

Verabschiedung

Die katholische Gemeinde verabschiedet Beate Buballa am Sonntag, 20. Januar, um 11 Uhr im Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Dionysius. Anschließend gibt es beim Empfang im Pfarrsaal des Gemeindehauses die Gelegenheit, noch einmal ein paar persönliche Worte mit ihr zu wechseln.

 

Kindergottesdienste und Jugendfreizeiten gehörten ebenso zum Alltag von Pastoralreferentin Beate Buballa wie Familien- und Seniorenarbeit. Foto: Michael Sittig

Kindergottesdienste und Jugendfreizeiten gehörten ebenso zum Alltag von Pastoralreferentin Beate Buballa wie Familien- und Seniorenarbeit. Foto: Michael Sittig