Kinderfastnachtsumzug Sindlingen – Fliegende Kitas im wilden Westen

Kinderfastnachtszug

Fliegende Kitas im wilden Westen

Kürzer als sonst, aber bunt und fröhlich

Fastnacht liegt nun schon einige Zeit zurück. Doch was zwei der Sindlinger Kindergärten beim großen Kinderumzug thematisiert haben, ist immer noch aktuell: Es fehlen Erzieher/Erzieherinnen.
„Ausbau schön und gut für unsre junge Brut – ob U3, Kindergarten, Hort – alles ist vor Ort. Alles unter einem Dach, nur die Fachkraft fehlt noch … ach!“ hatte sich der Bautrupp vom katholischen Kindergarten St. Kilian aufs Bauschild geschrieben. In Blaumännern und bunten Helmen zogen Kinder und Eltern einen Wagen mit Klinkersteinen aus Pappe, einem Betonmischer und einem Bauzaun inklusive Schild beim Kinderfastnachtszug mit sich. Der Kindergarten wird zur Zeit ausgebaut und soll ab dem Sommer 123 Kinder in sieben Gruppen betreuen. Während der Bau gut vorankommt, und eine erste neue Gruppe wie geplant ab dem 1. April in Betrieb gehen kann, fehlt es noch an Personal, bedauert Leiterin Angelika Mayer: „Drei bis vier Kräfte bräuchten wir noch“.
Die evangelische Kindertagesstätte in der Gustavsallee spielte ebenfalls auf den Fachkräftemangel an: „Da sprach der alte Häuptling der Indianer: Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf“ hieß es auf dem Schild, das die große Indianerschar vor sich hertrug. „Der Mangel macht uns allen zu schaffen“, erklärt Leiterin Ute Apolke. Trotzdem ließ sich die Kita die Teilnahme am Zug nicht nehmen. „Wir haben ein Projekt daraus gemacht“, sagt Ute Apolke. Seit Wochen hatten die Kinder Amulette und Kopfschmuck gebastelt, Indianerlieder gesungen und sich mit dem Leben der Indianer beschäftigt. Zum Glück warfen sie aber keine Tomahawks, sondern Bonbons. Noch weiter aus holte der Kindergarten St. Stephan aus Zeilsheim. „St. Stephan hebt ab – eine Kita-Reise um die Welt“ heißt sein Jahresmotto. „Wir haben viele Nationalitäten, sind mulitkulturell“, sagt Leiterin Monika Schmähling. Deshalb packten Kinder und Eltern symbolisch Afrika, Asien und Europa auf einen Anhänger und zogen in allen möglichen Verkleidungen die ganze Welt mit sich. Und damit das nicht zu schwer wird, erhoben bunte, gasgefüllte Luftballons St. Stephan zur „Fliegenden Kita“.
Insgesamt beteiligten sich 15 Gruppen am Zug; eine Kita aus Frankfurt und der FC Viktoria Sindlingen waren kurzfristig abgesprungen. Als niedliche Mäuse marschierte eine Abordnung vom katholischen Kindergarten St. Dionysius mit seiner „Mäusefängerin“, Leiterin Kirsten Schiffer, mit. Der hohe Wagen des Turnvereins Sindlingen stellte ein Aquarium voller phantasievoll kostümierter Meereswesen dar. Die „Sechs Freunde“ Holger Wunner, Thomas und Stefan Rühmkorf, Norbert Kirchhof, Detlef Langer und Dirk Guvernator führten den Zug als erste Nummer hinter Zugmarschall Michael Czich an. Sie griffen als Panzerknacker, Wikinger, Asterix und Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, Motive vergangener Jahre auf und verteilten großzügig Süßigkeiten an die Kleinen und kleine Getränke an die Großen.
Für den nötigen Rhythmus sorgten der Heddernheimer Jugendmusikzug und der Musikzug Blau-Gold Schwanheim, begleitet von seiner Garde. Direkt vor dem Prunkwagen des Veranstalters, des Ersten Sindlinger Karnevalvereins (SKV), gab der Fanfarenzug Frankfurter Herolde einmal mehr einen Einblick in sein Können. Die „Herolde“ waren übrigens zum elften Mal dabei. Nur SKV, Turnverein und die Kindergärten Gustavsallee und St. Kilian bringen es auf mehr, nämlich zwölf Beiträge in zwölf Jahren.
Wie gewohnt winkten vom Wagen des SKV das Kinderprinzenpaar Jana I und Marcel I den Zuschauern zu, vorneweg liefen die Gardemädchen der „Giants“. Die große Garde „Firestars“ ging als Gruppe lustiger Hühner, zwischen denen die kleinen, bunt gekleideten „Purzel“ der Nachwuchsgarde herumwuselten, gefolgt von den Clowns der Frauengruppe. Helfer von den Freiwilligen Feuerwehren Sindlingen, Höchst und Zeilsheim und vom Deutschen Roten Kreuz, Ortsverband Sindlingen-Zeilsheim, begleiteten den Zug. Vorneweg rollte die Stadtpolizei, die in diesem Jahr nur zwei Falschparker aus dem Weg räumen lassen musste. Direkt hinterher kehrte die Stadtreinigung auf, was vom Bonbon- und Konfettiregen übrig blieb.
Teilnehmer und Zuschauer trafen sich nach Ende des Zugs bei der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen. Der gewohnte Ort, das Viktoriaheim, war in diesem Jahr keine Option, nachdem keine Einigung mit dem Pächter erzielt worden war. „Wir helfen gern“, sagte Wehrführer Sascha Fölsing. So grillten die Fußballer ihre Würstchen eben auf der anderen Seite der Farbenstraße. Sie bewirteten die Gäste, die gespannt auf die Auszählung der Wertungsbögen warteten. Der Höchster „Bürgermeister“ Henning Brandt, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Patrick Hübner und Infraserv-Pressesprecher Robert Woggon hatten als Jury jede Gruppe bewertet. Die meisten Punkte sammelten die Kindergärten St. Kilian (erster Platz), St. Stephan (zweiter Platz) und Gustavsallee (dritter Platz). Für ihre jeweils zehnte Teilnahme wurden zudem die 13. Husaren aus Rödelheim und der Kindergarten St. Dionysius ausgezeichnet. hn

Das „Aquarium“ des Turnvereins mit seinen Bewohnern.

Das „Aquarium“ des Turnvereins mit seinen Bewohnern.

Fachkräfte gesucht! Angelika Mayer (rechts) und ihre „Bauarbeiter“ vom katholischen Kindergarten St. Kilian.

Fachkräfte gesucht! Angelika Mayer (rechts) und ihre „Bauarbeiter“ vom katholischen Kindergarten St. Kilian.

Piraten aus Schwanheim: junge Trommler des Musikzugs Blaugold.

Piraten aus Schwanheim: junge Trommler des Musikzugs Blaugold.

In bunten Clownshemden marschierten die „Purzel“ vom SKV mit.

In bunten Clownshemden marschierten die „Purzel“ vom SKV mit.

Unberührt vom ganzen Trubel: schlafendes Kind beim Fastnachtszug.

Unberührt vom ganzen Trubel: schlafendes Kind beim Fastnachtszug.

Marcel I und Jana I, das Sindlinger Kinderprinzenpaar.

Marcel I und Jana I, das Sindlinger Kinderprinzenpaar.

Sindlingen Helau! Die Jury, bestehend aus (von links) Patrick Hübner, Robert Woggon und Henning Brandt.

Sindlingen Helau! Die Jury, bestehend aus (von links) Patrick Hübner, Robert Woggon und Henning Brandt.

Kurzerhand wurde der Bollerwagen zum Rastplatz für müde Krieger umfunktioniert.

Kurzerhand wurde der Bollerwagen zum Rastplatz für müde Krieger umfunktioniert.

Stammgäste beim Kinderzug und immer wieder ein Hingucker: die Frankfurter Herolde.

Stammgäste beim Kinderzug und immer wieder ein Hingucker: die Frankfurter Herolde.

Als „Dickhäuter“ konnte diesem Jungen die Kälte nichts anhaben.

Als „Dickhäuter“ konnte diesem Jungen die Kälte nichts anhaben.

Zugmarschall und -organisator Michael Czich (links) und sein Vorgänger Gerhard Krock.

Zugmarschall und -organisator Michael Czich (links) und sein Vorgänger Gerhard Krock.