Kommissar Rauscher ermittelt

Stadtteilbücherei

Kommissar Rauscher ermittelt

Gerd Fischer liest aus seinem neusten Bockenheim-Krimi

Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich in Gerd Fischers Krimi „Paukersterben“: Die Bockenheimer Schule, die er schildert, ist erfunden, die erste Szene, die er beschreibt, nicht: Eine Schülerin wird in der Toilette vergewaltigt.
Der Frankfurter Autor las kürzlich in der Sindlinger Stadtteilbücherei aus seinem fünften Frankfurt-, oder besser: Bockenheim-Krimi. Dort wohnt er selbst seit 1991, und dort lässt er seinen „Kommissar Rauscher“ ermitteln. „Eigentlich hatte ich ursprünglich gar nichts mit dem Schreiben vor“, erzählt er. Während des Studiums der Germanistik belegte der gebürtige Hanauer, der in der Wetterau aufwuchs, allerdings Kurse und Seminare zum kreativen Schreiben. Daraus gingen kürzere Geschichten und Erzählungen hervor. Sein Geld verdiente Fischer nach dem Studium als Werbetexter.
Zum Schreiben ganzer Romane kam er im Urlaub. Auf Bali am Strand verschlang er 2003 Andreas Franz‘ Krimi „Der Jäger“. „Das war faszinierend. Da dachte ich, ich könnte es auch mal mit einem Krimi versuchen“, berichtet der 42-Jährige. Noch im Urlaub dachte er sich die Geschichte aus und erfand den Apfelweinliebhaber und Kommissar mit dem prägnanten Namen, der gleichwohl nichts mit „Frau Rauscher aus der Klappergass’“ zu tun hat. Er ließ ihn Urlaub auf Bali machen und seinen ersten Fall lösen. „Zwei, drei Jahre später fragten Verlage an, ob ich nicht noch Manuskripte zu Krimis, die in Frankfurt spielen, in der Schublade hätte“, erzählt Fischer. Die Nachfrage nach regionalen Geschichten führte dazu, dass er Herrn Rauscher weitere Fälle lösen ließ. Der „Lauf in den Tod“ spielt im Läufermilieu und vor allem in Bockenheim und im Niddapark. „Der Mann mit den zarten Händen“ geht in Richtung Psycho-Thriller, in „Robin Tod“ findet die Finanzkrise einen Niederschlag. „Ich fragte mich, was wäre, wenn ein moderner Robin Hood in der Finanzmetropole zuschlagen würde“, sagte der Autor. All diese Geschichten waren rein fiktiv. Im „Paukersterben“ aber ist die erste und härteste Szene einer wahren Begebenheit nachempfunden. „Eine befreundete Lehrerin hat mir davon erzählt“, sagte Fischer. Natürlich habe er alles verfremdet, damit keine Rückschlüsse auf reale Personen und Orte gezogen werden können. Kommissar Rauscher wird übrigens nicht wegen der Vergewaltigung an seine alte Schule gerufen, sondern wegen einer Leiche. Der beliebte Vertrauenslehrer liegt tot im Gebüsch. Nach und nach enthüllt sich dem Kommissar hinter der nur scheinbar heilen Schul-Fassade ein Horror-Szenario. Schüler mobben, Eltern betrügen, eine Lehrerin ist verliebt, die Schulleiterin steht kurz vorm Herinfarkt. Und dann kursiert auch noch ein fieses Schülervideo im Internet… hn

Gerd Fischer, Paukersterben, erschienen im Eigenverlag des Autors „mainbook“ (www.mainbook.de), Preis: 10 Euro.