Lesen gehört einfach dazu

Stadtteilbücherei

Lesen gehört einfach dazu

Annette Moschner ist neue Leiterin in Sindlingen

„Felicitas, das kleine Gespenst“ war ihr erstes Lieblings-Kinderbuch. Da lebte Annette Moschner noch in Heppenheim an der Bergstraße. Nach dem Ende der Bilderbuchzeit verschlang sie Märchen, liebte es gleichermaßen, sie erzählt oder vorgelesen zu bekommen. Jugendromane folgten. Und so ging es immer weiter. „Ich bin schon immer eine Bücher-Liebhaberin“, berichtete die neue Leiterin der Sindlinger Stadtteilbücherei beim „Bücher-Essen“ des Fördervereins Buchstütze.
Beim Bücher-Essen bringen die Teilnehmer Bücher und etwas zu essen mit, stellen sich gegenseitig die Lektüren vor und verbringen einen angenehmen Abend miteinander. „Das war toll“, zeigte sich die neue Leiterin beeindruckt. Zumal sie gleich Einblick in Querverbindungen erhielt. Viele der im Förderverein Aktiven sind der Bücherei auch als Leser oder Vorleser verbunden, oder sie nutzen als Erzieher oder Lehrer mit ihren Kindergruppen Angebote wie Klasssenführungen oder Einführungsveranstaltungen für Kindergärten. „So stelle ich mir die Arbeit vor: offen sein für alle Einrichtungen im Stadtteil“, sagt Annette Moschner.
Die Kooperationen mit Ehrenamtlichen und die Organisation von Veranstaltungen sind der 55-Jährigen bereits von ihrer vorherigen Tätigkeit als stellvertretende Leiterin der Stadtteilbücherei Nordweststadt bekannt. Das Zusammenwirken mit einem Förderverein dagegen ist Neuland für sie – und reizvoll. „Mit einem Förderverein sind ganz andere Möglichkeiten für Sponsoring, Lobby-Arbeit und Veranstaltungen gegeben“, sagt sie. Auch in den Schwerpunkten Interkulturelle Aktivitäten in der Lernwerkstatt und Kinder- und Jugendarbeit sieht sie die Bücherei gut aufgestellt: „Ich brauche ja einfach nur weiterzumachen, und Neues kommt ohnehin“. Auf jeden Fall „ möchte ich den erfolgreichen Kurs meiner Vorgängerin aufnehmen und auch eigene Akzente setzen“, sagt sie.
Annette Moschner studierte in Stuttgart Bibliothekswesen, arbeitete danach in Bensheim und wechselte 1984 nach Frankfurt. „Ich hatte hier bei einem Praktikum Einblick bekommen, und die Stadt gefiel mit gut. Das große Angebot an Veranstaltungen, Musik und Kultur lockte“, berichtet sie. Sie arbeitete zunächst im Gallus, dann in der Nordweststadt. Als nach dem Weggang von Vera Dopichaj die Leitungsstelle in Sindlingen frei wurde, bewarb sie sich. Bei einer Stippvisite vorab lernte sie die Mitarbeiterinnen Walburga Sigmundt und Nele Faber kennen und entdeckte auch gleich ein Flugblatt des Fördervereins. Das alles gefiel ihr, und jetzt sitzt sie im Büro im Souterrain, verwaltet, organisiert, lernt die Stadtteilakteure und alle kennen, die die Bücherei nutzen und schätzen.
Dazu gehört natürlich auch der Förderverein. Vorsitzender Mario Gesiarz schlug vor, im neuen Jahr drei Bücher-Essen und drei Lesungen zu veranstalten. Eine ist sogar schon terminiert. Am 9. Mai 2014 wird die Historikerin Silke Wustmann, als kongeniale Kollegin von Gesiarz bei den Höchster Kostümführungen mit „Bären-Schorsch“ und „Gudula“ sowie als „Frau Bolongaro“ bekannt, in Sindlingen aus ihrem Buch über Frankfurer Liebespaare lesen.
Annette Moschner ist es recht. Sie will dafür Sorge tragen, dass die Bücherei ein belebter und beliebter Anlaufpunkt im Stadtteil bleibt. Dass sie dafür aus dem Ostend in den äußersten Westen pendeln muss, macht ihr nichts aus. Im Gegenteil: „Ich kann ohne Umsteigen durchfahren“ – und dabei das eine oder andere Buch lesen, „am liebsten Frankfurter und europäische Autoren“. Und Kulturgeschichte, und Klassiker, gerne passend zu dem, was gerade im Theater gespielt wird. Oder ein Werk einer ihrer Lieblingsautorinnen, der kanadischen Schriftstellerin Alice Munro, die in diesem Jahr den Literaturnobelpreis erhielt. „Lesen gehört einfach dazu“, sagt Annette Moschner. hn

Die neue Leiterin der Stadtteilbuecherei Annette Moschner

Die neue Leiterin der Stadtteilbuecherei Annette Moschner