Netzwerk Pflegebegleitung

Netzwerk Pflegebegleitung

Hilfe für die, die helfen

Begleiter unterstützen pflegende Angehörige

Wenn ein naherstehender Mensch erkrankt oder alt und pflegebedürftig wird, ist es für den langjährigen Lebenspartner, die Kinder oder Geschwister meist eine Selbstverständlichkeit und Bedürfnis zu helfen. Mehr als 60 Prozent der Deutschen, die einen stark pflegebedürftigen Angehörigen haben, kümmern sich selbst um die Betreuung. Einen Angehörigen zu Hause zu pflegen ist eine große Herausforderung. Es stellt das Familienleben auf den Kopf. Alles muss überdacht, anders organisiert und viele Kompromisse für eine unabsehbare Zeit eingegangen werden. Und so selbstverständlich und erfüllend es sein kann, füreinander da zu sein und helfen zu können, so schnell kann sich der Pflegende dabei selbst in einer Situation wiederfinden, in der die Herausforderung zu Überforderung wird. Nicht selten sind es auch ältere und selbst gesundheitlich angeschlagene Menschen, die ihren Partner pflegen. Dies kostet mitunter viel Kraft und Energie, viele pflegende Angehörige fühlen sich alleingelassen, insbesondere wenn die Pflege länger dauert.
Für das seelische Wohlbefinden ist es jedoch wichtig, in Kontakt mit anderen Menschen zu bleiben. Im Austausch mit anderen geschieht es automatisch, dass man ein wenig Abstand zur eigenen Situation gewinnt. Dieses bietet dann den Freiraum, den man benötigt, um wieder Kraft zu sammeln. Mit Belastungen umgehen zu können, bedeutet auch, herauszufinden, was der eigenen Seele guttut. Ablenkung von den Belastungen führt zum Auftanken, wenigstens zwischendurch für kurze Zeit. Dabei können auch Menschen hilfreich sein, die nicht zum familiären Umfeld gehören. Zu diesem Zweck haben sich Mitbürger zu einer so genannten Pflegebegleiter-Initiative zusammengeschlossen. In Frankfurt gibt es sie seit inzwischen fünf Jahren. Pflegende Angehörige können hier freiwillige, ehrenamtliche und unentgeltliche Unterstützung finden.
Pflegebegleiter sind für die Angehörigen und Freunde von hilfsbedürftigen Menschen da. Sie gehen zu den pflegenden Angehörigen nach Hause und erleichtern es ihnen damit, diese Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ihr Angebot ist kostenlos. Zuhören, mitdenken, begleiten und unterstützen sind wesentliche Aufgaben der Pflegebegleiter. Sie helfen den Angehörigen und Freunden, für sich selbst Sorge zu tragen und auch eigene Bedürfnisse wieder wahr zu nehmen. Pflegebegleiter informieren über entlastende Angebote und vermitteln Kontakte zu Stellen, die praktisch und finanziell unterstützen. Sie bauen Brücken nach „draußen“ und verstehen sich als Botschafter für die Anliegen der pflegenden Angehörigen in der Öffentlichkeit.
Pflegende Angehörige, die sich Unterstützung wünschen, wenden sich mit einem Anruf an die Kontaktstelle der Pflegebegleiter-Initiative beim Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e.V. in Rödelheim (Telefon 069 – 78 09 80). Dort wird nach einem Gespräch der Kontakt zu einer passenden Pflegebegleiterin, beziehungsweise einem Pflegebegleiter hergestellt. Inzwischen haben sich im ganzen Frankfurter Stadtgebiet rund 120 Frauen und Männer mit entsprechenden Kursen für dieses Ehrenamt qualifiziert. Die Frankfurter Pflegeinitiative kann auch für pflegende Angehörige mit Migrationshintergrund oftmals einen passenden ehrenamtlichen Begleiter finden. Denn ein Drittel der Pflegebegleiter haben selbst einen Migrationshintergrund. Neben den deutschen Aktiven sind Frauen und Männer beispielsweise mit italienischem, türkischem, spanischem, kroatischem, äthiopischen, bosnischem, marokkanischem, tschechischem und pakistanischem Hintergrund als Pflegebegleiter tätig.
Mit Abschluss des zehnten Qualifizierungskurses Ende letzten Jahres haben auch die westlichen Stadtteile Zeilsheim, Unterliederbach und Sindlingen Verstärkung bekommen. So kann dem Wunsch auf einen Kontakt im eigenen Wohnumfeld noch besser entsprochen werden.
Weitere Informationen: www.pflegebegleitung-hessen.de; www.netzwerk-pflegebegleitung.de.

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