Ranzenbrunnenfest in Gefahr

Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine

Ranzenbrunnenfest in Gefahr

Ohne Vorstand keine Organisation

Von Heide Noll

War’s das? Ranzenbrunnenfest und Weihnachtsmarkt sind für viele Sindlinger Fixpunkte im Terminkalender. Vereine investieren viel Arbeit, um ein schönes Angebot zu schaffen, und freuen sich über die Einnahmen, die sie damit erwirtschaften. Besucher genießen es, dass die Straßen von Alt-Sindlingen zweimal im Jahr zum Verweilen einladen. Ist das alles bald Geschichte?
Die Organisation der Feste steht und fällt mit dem Vereinsring, genauso wie der Umwelttag, der Seniorennachmittag an Fastnacht und die Gedenkfeier am Volkstrauertag. Im Moment stehen die Zeichen auf „fällt“: Franz Ilg, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine maßgeblich für die Aktivitäten des Vereinsrings, wird bei der Jahreshauptversammlung am 19. April nicht mehr für den Posten kandidieren. Ein anderer hat aber auch noch nicht „Hier“, respektive: „Ich mach’s“ gesagt.
Wie ernst die Lage ist, zeigte sich beim inoffiziellen Jahresempfang der Vereine. Der stellvertretende Vorsitzende Michael Konstantinou vertrat Franz Ilg, der beruflich verhindert war. Er begrüßte die – überschaubare – Zahl der Gäste im Mehrzweckraum der TVS-Halle und kam gleich zur Sache: „Wir brauchen einen Vorsitzenden“. Er selbst steht nicht zur Verfügung. Kassierer Michael Streubel ärgerte sich darüber, dass Vereine die Arge Sov nur als Dienstleister ansähen, die die Feste organisiert, bei denen sie ihre Stände aufbauen, Werbung für sich machen und Geld verdienen könnten. Er forderte dazu auf, sich eben nicht nur im eigenen Verein, sondern auch in der Dachorganisation zu engagieren.
Ein wenig betreten blickten die Vertreter von Turnverein, Gesangverein Germania, Sindlinger Karnevalverein, Motorbootclub, Heimat- und Geschichtsverein, Radfahrerverein, Harmonika Orchester (das den Abend musikalisch begleitete) CDU und SPD einander an. Die, die da waren, signalisierten damit ja bereits ihr Interesse – auch wenn es nur ein Bruchteil der immerhin mehr als 40 Mitgliedsvereine und -institutionen der Arge Sov war. Alle Vereine plagen die gleichen Probleme, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Es gibt zu wenig Mitglieder, die sich engagieren. Während es dem Turnverein gelungen sei, die Aufgaben auf viele Schultern zu verteilen, seien es anderswo immer die gleichen, die die Arbeit machen, stellte mancher ein wenig neidvoll fest. Und von denen gibt es eben immer weniger.
Landtagsabgeordneter Alfons Gerling, Gründer und langjähriger Vorsitzender des Vereinsrings Zeilsheim, kennt die Probleme. Er sorgt sich um den Erhalt nicht nur der einzelnen Vereine, sondern des gesellschaftlichen Zusammenhalts schlechthin. Immerhin bewirken Vereine und die Veranstaltungen, die sie organisieren, dass sich Menschen kennenlernen und mit ihrem Umfeld identifizieren. Ohne Feste und Konzerte, gemeinsame Aktionen wie Umwelttag oder Gedenkfeier, ohne Sport und Spiel, Vorträge und Ausflüge verarmt ein Dorf, ein Stadtteil, verkommt zur Schlafstadt. Was das Quartiersmanagement in der Hermann-Brill-Straße mühsam aufzubauen sucht, nämlich eine aktive Nachbarschaft, leisten Vereine automatisch. Und der Vereinsring bildet den nötigen Rahmen, der Gemeinschaftsveranstaltungen bündelt und erst möglich macht.
Michael Konstantinou als Stellvertreter, Kathrin Puchtler-Hofmann als Schriftführerin und Michael Streubel als Kassierer sind bereit, weiter im Vorstand mitzuarbeiten – wenn sich ein erster Vorsitzender findet. Sie appellieren an alle Vereine, aktiv in der Arge Sov mitzuarbeiten, und hoffen, dass sich jemand dazu bereit erklärt, den Vorstand zu führen. Damit sich die Sindlinger auch weiterhin an Ranzenbrunnenfest und Weihnachtsmarkt erfreuen können.