„Reden und Dinge erlebbar machen“

Katholische Gemeinde

„Reden und Dinge erlebbar machen“

Gespräch mit der neuen Gemeindereferentin Claudia Lamargese

Am Fenster steht ein Olivenbaum, an der Wand lehnt eine Gitarre. „Ich möchte gerne lernen, darauf zu spielen“, sagt Claudia Lamargese. Als Kind übte sie Klavier, aber das „kann man so schlecht mitnehmen“, schmunzelt die neue Gemeindereferentin im pastoralen Raum Sindlingen, Zeilsheim, Höchst, Unterliederbach und Sossenheim.
Die Gitarre dagegen kann sie überall einsetzen. Ihr Arbeitsschwerpunkt wird die pädagogische und Team-Begleitung der sieben katholischen Kindergärten sowie die Familienarbeit im pastoralen Raum sein. Daneben tut sie, was auch die Pastoralreferenten tun: Gottesdienste halten, Beerdigungen leiten, Kommunionkinder unterrichten und was eben so anfällt in einer Kirchengemeinde. „Ich bin eine Seelsorgerin, die die Menschen gerne von der Taufe bis zur Beerdigung begleitet und umeinander weiß“, sagt sie. Im Moment ist Claudia Lamargese, 36 Jahre alt, vor allem damit beschäftigt, die Menschen kennenzulernen und ein Gefühl dafür zu bekommen, „was hier los ist“.
Als Nachfolgerin von Beate Buballa ist sie Teil des pastoralen Teams, das den großen Kirchenraum unter Leitung von Pfarrer Sauer betreut. Die Arbeit ist ihr neu und vertraut zugleich. Sie stammt aus dem tief katholischen Ransbach-Baumbach im Westerwald. Als jüngstes von drei Kindern einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters entschied sie sich nach dem Abitur für das Fachhochschulstudium der praktischen Theologie in Mainz. „Ich bin ein praktisch veranlagter Typ“, sagt sie. Ihre Gemeindepraktika absolvierte sie in Wetzlar am Dom und in Wiesbaden in der St. Andreas-Gemeinde. In Rahmen des Religionsunterrichts kam die junge Frau vom Land dort zum ersten Mal mit Grund- und Hauptschülern einer weniger stark katholisch geprägten Umgebung in Kontakt. „Das war sehr spannend. Mir ist bewusst geworden, wie Religionsunterricht wahrgenommen wird und ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie und wo der Glaube weitergegeben wird“, sagt sie. Sie stellte fest, dass die Kinder kaum Wissen über ihre Religion mitbringen: „Der Islam war mehr Gesprächsthema in der Klasse“. In zwei Stunden Unterricht pro Woche etwas über die christlichen Wurzeln zu vermitteln ist zweifellos eine Herausforderung. Claudia Lamargese hat sie beherzt angenommen und versucht, auch außerhalb der Schule niedrigschwellige Angebote zu etablieren. „Jugendliche sind da oft unsicher. Ich will Mut machen zu fragen und über den Glauben zu reden“, sagt sie. Sei es bei Veranstaltungen, Freizeiten oder Firmkursen: „Reden, reden, reden“, ist ihr Rezept, und „die Dinge erlebbar machen“.
Nachdem sie ihr Diplom in Religionspädagogik bestanden hatte, verbrachte sie die Assistenzjahre in der Diaspora. In Breitscheid in der Nähe von Herborn betreute sie die wenigen, weiträumig verstreuten Katholiken. Nach Ende der Ausbildung nahm sie aber nicht den Dienst in einer Gemeinde auf, sondern ging nach Italien. „Ich fühlte stets eine große Affinität zu meinen italienischen Wurzeln“, sagt sie. In Rom arbeitete sie in einer Gemeinschaft, die behinderte Menschen betreut: „Ich hatte eine Sehnsucht danach, mit behinderten Menschen zu arbeiten. Das hat mich schon immer fasziniert“. Sie lernte, die Dinge zu hinterfragen: „Ich habe einen anderen Blick auf die Welt bekommen. Das Leben dort hat mir Sensibilität beigebracht“. Nach zwei Jahren fragte das Bistum Limburg an, ob sie sich vorstellen könne, nach Deutschland zurückzukommen und in der italienischen Gemeinde Höchst zu arbeiten. Nach einigem Überlegen sagte sie zu. Acht Jahre lang begleitete sie die italienischen Katholiken des Großraums, dann wechselte sie nach Ginnheim, wo alle Nationen vertreten waren, und nach zweieinhalb Jahren nach Sindlingen – wo sie sich fast wieder wie zuhause fühlt, angesichts der dörflichen Strukturen. „Ich habe früher schon mit Pfarrer Sauer gearbeitet, und den Westen kenne ich ohnehin“, sagt sie. „Hier kann ich vielleicht auch eine gute Brücke sein für die italienischen Christen“. hn

Zu erreichen ist Claudia Lamargese über das kahtolische Pfarrbüro, Telefon 37 34 39, oder via E-Mail: C.Lamargese@bistum-limburg.de. Sprechzeiten nach Vereinbarung.
hn