Zu viel Wasser von unten und oben

Volksradfahren

Zu viel Wasser von unten und oben

Die Fahrräder blieben zuhause – Veranstaltung abgesagt

„Alles umsonst“. Betrübt schaut Jochen Dollase aus dem Fenster. Gewitter und Starkregen haben das Sindlinger Volksradfahren verhindert. Der Vorsitzende des Männerchors des Gesangvereins Germania musste wie mehr als 20 weitere Helfer zusehen, wie die ganze aufwendige Vorbereitung einfach weggewaschen wurde.
„Wir sind natürlich enttäuscht“, sagte auch Gerhard Wäger vom Fußballclub Viktoria. Nachdem der Turnverein als Mitveranstalter in diesem Jahr nicht zur Verfügung stand, hatte Dollase nach einem anderen Partner gesucht, um das beliebte Volksradfahren anbieten zu können. Bei der Viktoria wurde er fündig. „Wir haben uns schwer ins Zeug gelegt, um es möglich zu machen“, sagte Wäger. Die Fußballer besorgten Brötchen, Würstchen und Steaks und betrieben den Grill. Außerdem stellten sie einen Streckenposten. Der Frauenchor der Germania sorgte für Kaffee, Kuchen und Salate, der Männerchor für die Getränke. Er beschilderte auch am Vortag die Ausweich-Strecke. Denn schon im Vorfeld des Volksradfahrens hatte Wasser die ursprüngliche Planung unterspült. Die aus den Vorjahren bekannte Runde beidseits des Mains scheiterte daran, dass die Okrifteler Fähre wegen Hochwassers nicht fuhr und die Uferstrecken teilweise zu stark aufgeweicht waren. Deshalb griffen die Sänger und Fußballer auf eine Runde durch den Schwanheimer Wald zurück, wie sie in früheren Jahren der Radfahrerverein Sindlingen im Programm hatte.
Am frühen Morgen des Volksradfahrens fielen nur einige wenige Tropfen. Also bauten die Helfer auf, kochten Kaffee, stellten Biertische und -bänke auf. Jürgen Peters vom Gesangverein stieg aufs Rad, um eine Kontrollrunde zu drehen. Er wollte sich vergewissern, dass die Wegweiser noch alle richtig an ihren Plätzen hingen.
Doch noch vor dem offiziellen Startbeginn um 9 Uhr kam es richtig dicke. Blitz und Donner und eine wahre Wasserwand trieben die Helfer ins Innere des Turnerheims, das der Turnverein als Start- und Zielort zur Verfügung gestellt hatte. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie sich in der Zufahrt das Wasser sammelte und der Regen gar nicht mehr aufhören mochte. Gegen 10.30 Uhr sagten sie das Volksradfahren schweren Herzens ab. „Es tut mir sehr leid, auch für unsere Sponsoren“, sagte Dollase. Das Radsporthaus Kriegelstein, das wie gewohnt den Service für die Radler sicherstellen wollte, zog seine mobile Werkstatt ab. Die Helfer vom DRK-Ortsverband Zeilsheim gingen heim. Zwischenzeitlich war Jürgen Peters zurück, durchnässt, aber sonst unbeschadet. Letzten Endes war er der einzige, der die Strecke absolviert hatte. „Er bekommt den Preis für den ältesten und den jüngsten Teilnehmer“, witzelten seine Vereinskameraden.
Anschließend machten sich die Veranstalter und die wenigen Gäste, die zu Fuß oder mit dem Auto kamen, daran, Gegrilltes, Kaffee und Kuchen zu vertilgen. Wenn auch das Volksradfahren diesmal regelrecht abgesoffen ist – „Von uns aus versuchen wir es nächstes Jahr wieder“, sagte Gerhard Wäger. Die Zusammenarbeit bewerten beide Vereine positiv. „Es geht nur zusammen mit einem anderen Verein, weil es immer schwieriger wird, Helfer zu finden“, sagt der Fußballer: „Vielleicht ist das der Zukunftsweg für Sindlingen.“ hn

„Herzlichen Glückwunsch“: Spaßeshalber überreichten die Vorsitzenden des Männer- und Frauenchors der Germania, Traudlinde Peters und Jochen Dollas (rechts), Jürgen Peters die Auszeichnungen für den ältesten und jüngsten Teilnehmer am Volksradfahren. Fotos: Heide Noll

„Herzlichen Glückwunsch“: Spaßeshalber überreichten die Vorsitzenden des Männer- und Frauenchors der Germania, Traudlinde Peters und Jochen Dollas (rechts), Jürgen Peters die Auszeichnungen für den ältesten und jüngsten Teilnehmer am Volksradfahren. Fotos: Heide Noll

Vier Herren am Grill: (von links) Arhan Dar, Alex Schubert, Thomas Krock und Gerhard Wäger vom Fußballclub Viktoria stellten trotz des Regens die Verpflegung mit Wurst und Fleisch sicher.

Vier Herren am Grill: (von links) Arhan Dar, Alex Schubert, Thomas Krock und Gerhard Wäger vom Fußballclub Viktoria stellten trotz des Regens die Verpflegung mit Wurst und Fleisch sicher.