Category: Juli

Sindlinger Monatsblatt Juli 2013

Die Ausgabe Juli 2013 des Sindlinger Monatsblatt steht hier zum Download bereit:
Sindlinger Monatsblatt Juli 2013

Kurz gemeldet – Juli

Kurz gemeldet

Kamishibai

Zu einer Erzählstunde mit dem „Kamishibai“ lädt Lesefreundin Renate Donges-Kaveh am Mittwoch, 3., und Mittwoch, 10. Juli, in die Stadtteilbücherei ein. Es handelt sich dabei um ein Papiertheater aus Japan, das Kinder ab vier Jahren in aufregende, lustige und fantasievolle Welten entführt. Beginn ist um 15.30 Uhr in der Sindlinger Bahnstraße 124.

Ponyreiten

Bei Sonnenschein im Park, bei Regen in der Reithalle dürfen Kinder beim Reiterverein Sindlingen Ponyreiten. Im Juli bietet der Verein am Sonntag, 14., und Sonntag, 28. Juli, die Möglichkeit dazu. Jeweils von 14 bis 15 Uhr stehen Ponys und Führerinnen bereit. Weitere Informationen befinden sich auf der Homepage des Reitervereins Sindlingen: www.reiterverein-sindlingen.de oder können telefonisch unter 069 – 37 32 52 erfragt werden.

 

Sprechstunde

Der VdK-Ortsverband Sindlingen bietet eine offene sozialrechtliche Sprechstunde zum Schwerbehindertenrecht an. Die Berater helfen auch beim Ausfüllen von Kur- und Wohngeldanträgen. Die nächsten Sprechstunden sind am Freitag, 5., und Freitag, 19. Juli, jeweils von 16 bis 18 Uhr in den Räumen des Seniorenverbands, Edenkobener Straße 20a.

Monatswanderung

Nach Sachsenhausen führt die nächste Monatswanderung von VdK und Touristenclub. Wer sich anschließen möchte, kommt einfach am Sonntag, 14. Juli, um 9.15 Uhr an die Bushaltestelle am Rewe-Markt (Station Westenberger Straße) oder an den Sindlinger Bahnhof; die Wanderer fahren mit der S-Bahn um 9.34 Uhr Richtung Frankfurt.

Gesellige Stunden

In geselliger Runde schöne Stunden verbringen, dazu gibt es im Juli zweimal Gelegenheit für Mitglieder des VdK-Ortsverbands. Am Donnerstag, 11. Juli, richtet der Vorstand ab 19 Uhr einen Stammtisch im „Loch“ aus (Gaststätte Zur Mainlust) und am Sonntag, 14. Juli, ab 15 Uhr einen Kaffeeklatsch im Schützenhaus (Hattersheim, Südring). Für beide Treffen bittet der Vorstand bis 9. Juli um Anmeldung bei Renate Fröhlich, Telefon 37 12 93.

Gemeinschaft leben wollen

Evangelische Gemeinde

Gemeinschaft leben wollen

Beim Gemeindefest fragt keiner nach dem Woher

Von Konstantin Sacher

„Was? Eine Ausländerin heiratet Boas? Aber er ist doch ein feiner und angesehener Mann!“ hallte es durch die evangelische Kirche. Und die Antwort kam prompt: „Na klar! Warum denn auch nicht?! Sie ist eine tolle und fleißige und fromme Frau. So eine kannst du hier lange suchen!“
Menschen ziehen von Land zu Land. Dadurch werden sie zu Ausländern. Das ist heute so und das war vor 2500 Jahren auch nicht anders. In dieser biblischen Zeit spielt nämlich die Geschichte von Rut. Sie stand im Zentrum des Gottesdienstes zum Gemeindefest der evangelischen Gemeinde Sindlingen. Dass jeder Mensch zum Ausländer wird, sobald er seine Heimat verlässt, das ist klar. Aber was ist das richtige Verhalten, wenn Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen auf einmal zusammen leben? Na, dann finden sie am besten heraus, was sie alles gemeinsam haben. Und sie merken, es ist viel mehr als das, was sie voneinander trennt. Das weiß jeder, der Freunde aus einem anderen Land hat.
Und das wusste auch schon Rut. Ungefähr 200 Gottesdienstbesucher lauschten, als der berühmteste Satz Ruts gesagt wurde: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Denn dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ Das soll Rut einst zu ihrer Schwiegermutter gesagt haben. Beide waren aus unterschiedlichen Völkern. Sie wollten und mussten aber zusammenhalten. Die Nationalität oder gar die Religion des anderen spielte dabei keine Rolle.
Egal, was wir Menschen uns alles einreden, was uns trennt und voneinander fernhält: Am Ende war es doch der gleiche Gott, der uns geschaffen hat. Das war die Essenz des Gottesdienstes und das war auch das Motto, unter dem das ganze Fest stand. So hatte es auch Pfarrer Ulrich Vorländer am Ende des Gottesdienstes zu allem Besuchern gesagt: „Gehen sie aufeinander zu und sprechen sie miteinander. Auch wenn sie sich noch nicht kennen.“ Offen sein für alle Menschen, auch und besonders für die fremden, das bedeutet Gemeinschaft leben zu wollen. Und ein Gemeindefest ist ja auch nichts anderes als der Ort, an dem die Gemeinschaft im Stadtteil mal so richtig ausgelebt werden kann.
So waren das ganze Fest und seine Besucher bunt gemischt. Gemeindemitglieder der evangelischen, der katholischen sowie solche, die zu keiner der Gemeinden gehören, feierten fröhlich zusammen. Und auch die Kinder haben erlebt, was für eine tolle Erfahrung es ist, gemeinsam etwas vorzuführen. Die Kinder de Kindergartens haben zusammen in der Kirche auf herzzerreißend süße Weise das Kindermutmachlied gesungen. „Wenn einer sagt: „Ich mag dich, du, ich find‘ dich ehrlich gut! Dann krieg‘ ich eine Gänsehaut und auch ein bisschen Mut.“, heißt es darin. Und Gänsehaut haben die Kinder bestimmt alle bekommen bei so einem lauten und kräftigen Applaus in der Kirche.
Nach dem Gottesdienst wurde vor dem Gemeindehaus in der Gustavsallee weitergefeiert. Und wem das Aufeinanderzugehen noch ein bisschen schwerfiel, dem wurde es ab 15 Uhr leichter gemacht. Denn wie kommt man besser ins Gespräch als bei einer Tasse heißem Kaffee und einem Stück Kuchen? Außer vielleicht noch bei einem Glas Wein oder Bier und guter Musik? Für alles war gesorgt. Es gab eine große Auswahl an Kuchen und später dann auch Handkäs, Salate und Gegrilltes. Alles selbstgemacht und richtig lecker. Und, wie gesagt, zu trinken gab es auch genug. Der Getränkestand war bei den sommerlich heißen Temperaturen natürlich besonders beliebt. Und während die Eltern alte Bekanntschaften pflegten oder neue Bekanntschaften schlossen, waren die vielen Kinder vor dem Kindergarten zu Gange. Das Team des Gemeindekindergartens versorgte die Kleinen prächtig. Sie konnten es sich bei meditativer Musik im Wohlfühlzelt gutgehen lassen, Freundschaftsbändchen knüpfen oder einen Vertrauenspfad laufen. Oder einfach nur auf dem schönen Außengelände des Kindergartens spielen.
Und später, als es schön dämmerte und die letzten Gäste gegangen waren, da versammelten sich die fleißigen Helfer aus der Gemeinde, um alles aufzuräumen. Aber irgendwie fiel es niemandem schwer, denn für so ein schönes Fest arbeitet man doch gerne.

 

Eine Bibelgeschichte spielten Kinder beim evangelischen Gemeindefest in der Kirche.

Eine Bibelgeschichte spielten Kinder beim evangelischen Gemeindefest in der Kirche.

Ein Platz im Schatten war hoch willkommen beim evangelischen Gemeindefest hinter der Kirche.

Ein Platz im Schatten war hoch willkommen beim evangelischen Gemeindefest hinter der Kirche.

Zauberer Glenn Gareau verblüffte sein junges Publikum ein ums andere Mal. Fotos: Achim Schulz

Zauberer Glenn Gareau verblüffte sein junges Publikum ein ums andere Mal. Fotos: Achim Schulz

Ein Garten fürs Herz und für die Sinne

Meister-Schule

Ein Garten fürs Herz und für die Sinne

1. Platz beim Wettbewerb Schule und Natur der Sparkassenstiftung

Ein Kleinod ist gegenüber dem Wohnheim in der Schreinerstraße entstanden. Wo bis 2011 eine verwilderte Wiese wucherte, erfreut jetzt ein gepflegter Garten das Auge. Im „Meister-Gärtchen“ wachsen Kartoffeln, Erdbeeren, Blumen und Kräuter. An der Westseite reihen sich säuberlich Beerensträucher aneinander. Im kleinen Teich tummeln sich Wasserläufer, und jeden Morgen kommt ein Entenpärchen zum Baden, hat ein Nachbar beobachtet.
Regelmäßig sind Schüler unter Anleitung von Lehrerin Barbara Frank am Werkeln. Sie hängen Nisthilfen für Insekten auf, die sie in der Schule gebaut haben. Sie stellen Tontäfelchen mit den Namen der Pflanzen in die Beete, die sie im Töpferraum selbst hergestellt haben. Im Frühjahr montierten sie ein selbst gebautes Hochbeet, in dem nun Kräuter üppig wachsen und duften. „Alles, was man trinken kann“ wächst darin: „Pfefferminze, Zitronenmelisse, Salbei. Salbei schmeckt nicht so gut, ist aber gut für die Verdauung“, erklärt Sedef aus der fünften Klasse: „Wir haben Tees daraus gemacht. Wollen Sie mal probieren?“ Ottilie Wenzler nickt. Die Geschäftsführerin der Stiftung der Frankfurter Sparkasse bildet zusammen mit Helmut Mag vom staatlichen Schulamt und Dietmar Breimhorst vom Palmengarten die Jury, die im Auftrag des Stifungsprojekts Schule und Natur Schulgärten besichtigt. Anfang Juni besuchte das Trio das „Meister-Gärtchen“.
Die Stiftung vergibt seit 30 Jahren Preise für die gelungensten Anlagen. „Es ist uns wichtig, dass die Kinder etwas über die Natur lernen und Spaß daran haben, im Garten zu arbeiten“, erklärt Geschäftsführerin Ottilie Wenzler. Deshalb zählt nicht nur, wie ein Schulgarten aussieht, sondern auch, ob sich die Schüler darin auskennen.
Um das herauszufinden, stellen die Besucher Fragen. „Woran erkennt man, ob Wildbienen in der Nisthilfe wohnen?“ – „Wenn das Loch gefüllt ist“, sagt ein Mädchen und verweist gleich noch auf ein anderes Insektenhotel: „Hier, sehen Sie, hier sind Marienkäfer drin“. Arashdeep aus der vierten Klasse erklärt, warum die Schüler rund um die Beete und den Geräteschuppen Rindenmulch verteilt haben. Sascha, Youssef und Omar aus der siebten Klasse gehören zu denen, die sich an der Planung und den ersten Arbeiten am Schulgarten vor anderthalb Jahren beteiligt haben. Jetzt erläutern sie den Besuchern, wie das Wasser in den Teich kam und welche Tiere und Pflanzen dort zu sehen sind.
Die Jury macht sich Notizen und Fotos. Insgesamt beteiligten sich dieses Jahr 27 Schulen an dem Wettbewerb. Die Meister-Schule ist zum zweiten Mal dabei. Vergangenes Jahr errang sie den ersten Platz in der Sparte Kleinprojekte; das sind solche, an denen nur eine Schulgruppe, sei es eine Klasse oder eine Arbeitsgruppe, beteiligt sind. Dieses Jahr bewarb sie sich in der Abteilung Großprojekte, denn mit Ausnahme der Erst- und Zweitklässler sind Schüler aller Jahrgangsstufen an der Gartenarbeit beteiligt. Und wieder gelang es den Sindlingern, die Jury zu überzeugen: Sie wurden mit dem ersten Platz ausgezeichnet, der mit 600 Euro dotiert ist.
Unterstützt werden aber alle, die sich anmelden. Sie erhalten ein „Startgeld“ von 75 Euro für Klein- und 175 Euro für Großprojekte zum Kauf von Samen und Setzlingen. Daneben setzt Barbara Frank auf das, was die Natur selbst zur Verfügung stellt. „Vergangenes Jahr haben wir einen Teil der Bohnenkerne aus den vertrockneten Hülsen genommen und sie dieses Jahr wieder eingepflanzt“, sagt die engagierte Lehrerin. Jetzt, Anfang Juli, dürften sie sich schon munter an den Bohnenstangen emporranken. „Der Schulgarten ist eine gute Gelegenheit, den Kindern, von denen die meisten anfangs nur wenig über die Natur wissen, viel beizubringen“, findet die Lehrerin. Und Spaß macht es offenkundig auch. „Wir mögen es, hier zu arbeiten. Es sieht alles so schön aus“, finden die Fünftklässlerinnen Sarah und Sedef. hn

 

Aus Minze und Salbei lässt sich wunderbar Tee zubereiten, erklärten die Schüler Ottilie Wenzler von der Stiftung Natur und Umwelt. Ringelblumen sollen Farbe ins Hochbeet bringen. Fotos: Heide Noll

Aus Minze und Salbei lässt sich wunderbar Tee zubereiten, erklärten die Schüler Ottilie Wenzler von der Stiftung Natur und Umwelt. Ringelblumen sollen Farbe ins Hochbeet bringen. Fotos: Heide Noll

So sah es früher aus: Sascha, Youssef und Omar (von rechts) haben das Meister-Gärtchen von Anfang an mitgestaltet.

So sah es früher aus: Sascha, Youssef und Omar (von rechts) haben das Meister-Gärtchen von Anfang an mitgestaltet.

Lese-Raben und die Ich-hab-Dich-nicht-lieb-Maus

Meister-Schule

Lese-Raben und die Ich-hab-Dich-nicht-lieb-Maus

Projektwoche: Autorin Birgit Gröger liest für die Zweitklässler

„Wie nennt man jemanden, der Bücher schreibt?“ – Das wussten alle Zweitklässler der Herbert-von-Meister-Schule: „Autor oder Autorin“. Eine solche besuchte sie jüngst während der Projektwoche der Schule. Birgit Gröger (51 Jahre), Autorin, Grundschullehrerin und Lerntherapeutin aus Kelkheim, las ihnen aus ihrem Buch „Ab heute bin ich stark“ vor.
Die Lesung war Höhepunkt einer Woche, in der sich für die Kinder alles ums Schreiben, Lesen und Bücher drehte. „Jeder Klassenlehrer wählt für die Projektwoche ein Thema. Wir haben uns ‚Rund ums Buch‘ ausgesucht, unter anderem, weil wir am Leseraben-Geschichtenwettbewerb der Stiftung Lesen teilnehmen“, erklärt Lehrerin Mareike Schramm von der 2a. „Die Kinder lasen das Leseraben-Geschichten-Spiel 2013 ‚Es lebe der Sport’“, ergänzt Lehrerin Saskia Konietzny von der 2b. Anschließend suchte sich jeder Schüler eine Sportart aus und dachte sich dazu selbst eine Leseraben-Geschichte aus. Außerdem bekamen die Kinder von den engagierten Müttern der Klassen vorgelesen. Sie erfuhren, wer Gutenberg war, wie ein Buch gebunden wird, wie die Teile des Buches heißen und eben auch, wie man seinen Verfasser nennt.
So saßen nun viele kleine Autoren im Halbrund vor Birgit Gröger. Sie stellte ihnen den jungen Fußballfan Arno und seine „Ich-hab-Dich-nicht-lieb-Maus“ vor. Es ist die erste von 15 Geschichten zum Lesen und Vorlesen, die die Mutter zweier Kinder in dem Buch veröffentlicht hat. „Ich möchte Kinder stark machen, ihr Selbstbewußtsein fördern“, erklärt sie, „gleichzeitig möchte ich Werbung machen fürs Vorlesen, das schon Goethe als ‚Mutter des Lesens‘ bezeichnete“, sagt die Autorin, der die Leseförderung generell am Herzen liegt: „Lesen ist der Zugang zur Welt“.
Zum Schreiben kam sie über ihre eigenen Kinder (heute 17 und 21 Jahre alt). „Meine Tochter wünschte sich zum Geburtstag eine Geschichte. Dann bekam sie jedes Jahr eine weitere. Irgendwann habe ich sie auch anderen Kindern vorgelesen, denen sie gefielen“, berichtet Birgit Gröger von den Anfängen. Zunächst stellte sie eine Hörbuch-CD mit sieben Geschichten und eigens komponierter Sternenzauber-Musik her. Dann suchte und fand sie einen Verlag für eine gebundene Ausgabe, die 2012 erschien. Daraus las sie nun in Sindlingen vor. Anschließend durften die Schüler Fragen rund ums Thema Buch stellen. hn

„Ab heute bin ich stark“, Kerle (Kinderbuchverlag von Herder), ISBN-Nummer 978-3-451-71112-1. Mehr über Birgit Gröger findet sich auf ihrer Homepage www.lekowa.de

"Ab heute bin ich stark": Birgit Gröger las für die Zweitklässler der Meisterschule. Foto: Michael Sittig

„Ab heute bin ich stark“: Birgit Gröger las für die Zweitklässler der Meisterschule. Foto: Michael Sittig

Leidenschaft für das Schöne im Rauen

Villa unter den Linden

Leidenschaft für das Schöne im Rauen

Lesung: Daniel Zahno stellt seinen Roman „Manhattan Rose“ vor

Die Duftrosen stehen prachtvoll in Blüte. Leider ist das Wetter unbeständig. Deshalb bleiben die bereitgestellten Bänke leer, und die Besucher der Lesung „Manhattan Rose“ nehmen stattdessen in der Orangerie der ehemaligen Meister-Villa Platz.
Daniel Zahno, Autor von „Die Geliebte des Gelatiere“, stellt dort seinen neuen Roman vor. Er dreht sich um Rosen, die Schweiz, New York, die Liebe zu einer Frau und die Liebe zu den Blumen. Die Erzählung beginnt nahezu lyrisch. Der Schweizer Rosenzüchter Luca berauscht sich an den Farben, Formen und Gerüchen im „Peggy Rockefeller Rosegarden“ in New York. Eine Idylle im verrufenen, rauen Stadtteil Bronx. Er schlendert durch die Gewächshäuser, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Geradezu poetisch beschreibt Zahno die Palmen und Sträucher, Kräuter und Kakteen, Tillandsien hier und Orchideen dort. Frankfurter mögen sich auch ein wenig an den Palmengarten erinnert fühlen, wenn er etwa den Pfau schildert, der vor der Glasmenagerie mit ihren wunderlichen Gewächsen sein Rad schlägt, oder den Gang durch die Klimazonenhäuser.
Im Haupthaus, der den amerikanischen Palmen gewidmet ist, beginnt eine Liebesgeschichte zwischen dem Rosenzüchter aus der alten Welt und einer Eidgenossin, die seit mehr als zehn Jahren in New York lebt. Es ist zugleich Anfang einer Leidenschaft für diese Oase inmitten der Metropole. Im Lauf der Geschichte wird Luca versuchen, den Garten umzukrempeln, ihn gegen viele Widerstände von chemischer auf biologische Bewirtschaftung umzustellen, sein privates Glück zu finden und zurecht zu kommen mit einem Leben zwischen der alten und der neuen Welt.
Auch Zahno, 1963 in Basel geboren, ist hin- und hergerissen zwischen dem schönen, aber beschaulichen Basel und der pulsierenden Weltstadt New York mit ihren gewaltigen Gegensätzen. Er lebt eine Hälfte des Jahres dort, eine hier. Seit drei Jahren führt er dieses Pendelleben, späte Erfüllung eines Traums aus jungen Jahren. „Als 14-Jähriger kam ich zum ersten Mal nach Paris. Die Stadt hat großen Eindruck auf mich gemacht“, erzählte er dem guten Dutzend Zuhörer, die sich in der Orangerie versammelt hatten. „Ich habe mir seither immer gewünscht, in so einer Weltstadt zu leben.“ Das klappte aber nicht. Zahno blieb in der Schweiz, „mein Traum ist eingeschlafen“, sagt er. 33 Jahre nach Paris jedoch erhielt er ein dreimonatiges Stipendium von einer Kulturstiftung für New York: „Da bin ich hängengeblieben“. Jetzt ist er in der alten wie in der neuen Welt zuhause, und auch wieder nicht. „Es ist jedes Mal wie ein kleiner Kulturschock, wenn ich in der anderen Welt ankomme“, sagt er.
Viele solcher Eindrücke finden sich im Roman. Das kleine Studio, in dem seine Heldin lebt, könnte sein eigenes sein. Sein Held trägt manchen Zug des tatsächlichen Leiters des Rosengartens. Die Sprachen verschmelzen miteinander. Zahno wählt für viele Ortsnamen den englischen Ausdruck. Für die Details zur Rosenzucht hat er recherchiert. Manchmal ging er dabei zu weit. „Ich habe etliche Kapitel wieder ‚rausgehauen“, sagt er: „Etwa das über die Veredelung. Das ist komplex, kompliziert. Auch mein Lektor Rainer Weiss sagte, ich solle kürzen, kürzen.“ Der Autor findet mittleweile sogar Freude daran: „Ich haue gerne raus. Das kann ich jedem empfehlen, es reinigt“, sagte er. Mit ein wenig Abstand betrachtet zeige sich meist, dass ein Text dadurch gewinne – wie ja auch ein Rosenstrauch davon profitiert, wenn er in der rechten Form beschnitten wird. hn

Der Roman „Manhattan Rose“ erscheint im August 2013 im Verlag weissbooks.w. Die gebundene Ausgabe mit rund 280 Seiten kostet 19.90 Euro, ISBN-Nummer 978-3-86337-042-8.

Um Rosen geht es in Daniel Zahnos neuem Roman, den er in der Orangerie der Villa unter den Linden im Meister-Park vorstellte. Foto: Michael Sittig

Um Rosen geht es in Daniel Zahnos neuem Roman, den er in der Orangerie der Villa unter den Linden im Meister-Park vorstellte. Foto: Michael Sittig

Unterwegs mit Stock und Hund

Unterwegs mit Stock und Hund

1985 wurde die Grundschule Sindlingen-Nord auf den Namen Ludwig-Weber-Schule getauft. Sie erinnert so an einen Mann, der das Dorf Sindlingen als evangelischer Pfarrer von 1905 bis 1928 stark prägte.
Ursprünglich stammt Ludwig Weber aus einem Forsthaus bei Dillenburg. Dort wurde er vor 150 Jahren, am 14. Februar 1863, geboren. Die Kinder- und Jugendzeit in der ländlichen Umgebung dürfte ausschlaggebend für seine große Liebe zu Natur und Tieren gewesen sein. Nach dem Gymnasium und der Militärzeit (die er als medizinischer Helfer verbrachte) studierte er aber nicht Naturwissenschaften, sondern Theologie. Er legte 1887 das Examen ab, wurde Vikar in Herborn und 1890 Pfarrer im Kreis Limburg. Im gleichen Jahr heiratete er Auguste Piscator. Mit ihr und den Kindern Hans, Paul, Rudi, Gretel und Heinz zog er 1905 nach Sindlingen, um die neu gegründete evangelische Gemeinde Zeilsheim und Sindlingen als erster Pfarrer zu leiten. Zuvor war der Ort rein katholisch gewesen. Erst durch das Aufblühen der Hoechst AG und den damit verbundenen Zuzug von protestantischen Arbeitnehmern änderte sich das.
Eine Kirche und ein Pfarrhaus zu bauen, war Ludwig Webers erste Aufgabe. Dank der großzügigen Förderung durch die Farbwerks-Gründerfamilie von Meister konnte das Ensemble in der Bahnstraße 1907 eingeweiht werden. 1912 erhielt auch die Zeilsheimer Colonie ihre evangelische Kirche. Da Weber für beide zuständig war, sah man ihn Tag für Tag zwischen Sindlingen und Zeilsheim hin- und hergehen. Gestützt auf einen Eichenstab, begleitet von seinem Hund, hielt er hier wie dort Predigten und Seelsorge. Dabei war er stets um die Annäherung der beiden christlichen Religionen bemüht. 1928 ging er mit dem Bau des Gemeindehauses in der Gustavsallee sein letztes großes Werk an. Noch im gleichen Jahr wurde er pensioniert, 1929 starb er. simobla

 

Vorfreude und etwas Wehmut

Kinder- und Jugendhaus

Vorfreude und etwas Wehmut

„Open Abi“: Familienfest auf dem Abenteuerspielplatz

Der Abenteuerspielplatz ist eine Institution. Und doch entdeckt ihn jede Generation neu für sich. Um Familien das Kennenlernen zu erleichtern, richtete das Kinder- und Jugendhaus ein „Open-Abi“-Familienfest aus. Eltern, deren Kinder in diesem Sommer zum ersten Mal an den Ferienspielen teilnehmen, konnten sich das Gelände anzusehen und mit den Betreuern ins Gespräch kommen, berichtet Jugendhaus-Leiterin Iris Korkus. „Alte Hasen“ kamen aber auch, voll Vorfreude auf die Ferienspiele, die in diesem Jahr unter dem Motto „Uff’m Jahrmarkt“ stehen. Manche Familien aus der Nachbarschaft genossen es einfach, den Nachmittag gemeinsam mit ihren Kindern im Freien zu verbringen, und Teenager, die zwischenzeitlich für das an Sechs- bis Zwölfjährige gerichtete Angebot zu alt geworden sind, dachten wehmütig an die liebgewordene Ferientradition zurück: „Diese Hütte haben wir gebaut“. Tragisch nur, wenn sie abgerissen werden muss, weil das Holz brüchig ist.
Das Betreuerteam verband das Angenehme mit dem Nützlichen. „Wir mussten das Holz vorbereiten, ganz viele Nägel ‚rausziehen, das haben die Väter mit den Söhnen übernommen“, berichtet Iris Korkus. Meike Bartelt hielt ein Kreativ-Angebot mit Ytong-Steinen bereit, auf dem Grill brutzelten Würstchen und Steaks. Kurzum: Es war ein rundum gelungener Nachmittag. Der eine oder andere dürfte nun schon die Tage bis zum Beginn der Ferienspiele zählen. 55 Kinder sind dafür angemeldet. Beginn ist am 8. Juli, Ende mit einem großen Jahrmarkt am 19. Juli. hn

Üben für den Hüttenbau: Tobias nutzte den „Open Abi“, um schon mal mit der Säge zu hantieren. Fotos: Michael Sittig

Üben für den Hüttenbau: Tobias nutzte den „Open Abi“, um schon mal mit der Säge zu hantieren. Fotos: Michael Sittig

Er sorgte für die Verpflegung: Jugendbetreuer Mathias Schlossarek.

Er sorgte für die Verpflegung: Jugendbetreuer Mathias Schlossarek.

Das Kinderschminken gefiel Finja und Cara.

Das Kinderschminken gefiel Finja und Cara.

Sommer am Strand 931

Kinder- und Jugendhaus

Sommer am Strand 931

Außengelände für Jugendliche ist jetzt ein attraktiver Beachclub

Strandleben in Sindlingen – in den Genuss kommen Jugendliche in diesem Sommer in der Nähe der Kinder- und Jugendhauses. Dank vielfältiger Unterstützung wurde das alte Außengelände in einen attraktiven „Beachclub“ mit dem Namen „Strand 931“ verwandelt.
Dann ist ein großes Werk getan. Denn noch vor drei, vier Jahren war das Gelände nicht gerade einladend. Ein maroder Kletterturm stand da, ein muffiger Container und sonst nicht viel. „Wir haben überlegt: Was machen wir damit?“ berichtet Iris Korkus, Leiterin des Kinder- und Jugendhauses. „Wir machen einen Beachclub“, schlug Mathias Schlossarek von der Jugendbetreuung vor. Die Idee gefiel den Jugendlichen. Doch dann waren Ausdauer, Kreativität und vor allem viele Helfer gefragt. Die schickte die Chemiefirma Celanese. Sie ermöglicht ihren Mitarbeitern jedes Jahr, einen Arbeitstag mit einem sozialen Projekt zu verbringen. Die Mitarbeiter rissen die alten Gebäude ab, halfen bei der Anlage des Sandplatzes und bauten eine neue Hütte als Aufenthalts- und Lagerraum auf. Im Lauf von zwei Jahren packten 84 von ihnen insgesamt sechs Mal in Sindlingen an. Die Werkstatt Frankfurt koordinierte die Einsätze. Weitere Arbeiten erledigten Arbeitsstündler. Das sind Menschen, die sich eines Vergehens schuldig gemacht haben und vom Gericht zum Ableisten sozialer Arbeitsstunden verurteilt wurden.
Auch bei Infraserv fand das Team vom Kinder- und Jugendhaus große Hilfsbereitschaft vor. Vergangenes Jahr spendete die Industriepark-Betreiberfirma 13000 Euro, mit denen ein Sand-Volleyballfeld angelegt werden konnte. „Die Jugendlichen sind alle sehr sportbegeistert“, sagt Iris Korkus; da kommt der Platz gerade recht. Allerdings hielt sich die Bereitschaft der Teenager, mal selbst mit Hand anzulegen, in engen Grenzen.
Zwischenzeitlich ist das Gelände fertig und schön gestaltet. „Das ist eine echte Bereicherung, ein toller Raum für unsere pädagogische Arbeit“, freut sich Iris Korkus: „Wir hoffen, dass es die Jugendlichen nutzen und sich hier treffen. Ergänzend werden wir noch gezielt Angebote etablieren“.
Zur Eröffnung jedenfalls hielten sich die jungen Leute fern. „Sie haben gekniffen“, seufzte die Leiterin und bat stattdessen Vertreter der Firmen Infraserv und Celanese zum Eröffnungs-Volleyballspiel. Zuvor hatte Stadträtin Daniela Birkenfeld allen viel Vergnügen auf dem Stadt-Strand gewünscht. „Für die Kinder gibt es den Abenteuerspielplatz, für Jugendliche gab es bislang nichts“, sagte sie. Auf dem neuen Gelände können sie nun „abhängen, chillen und sich sportlich betätigen“, sagte die Stadträtin. Norbert Dürr, Leiter der kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, dankte allen Helfern für finanzielle, personelle und Hilfe durch Sachspenden. So hat Celanese nicht nur die Mitarbeiter freigestellt, sondern auch 1500 Euro für die Strandliegen gegeben. Die Firma Koziol stiftete hochwertige Plastikware.
Geöffnet wird der Strand 931 bei entsprechendem Wetter während der Öffnungszeiten des Jugendclubs (Montag, Mittwoch, Freitag Spätnachmittag). Auch für die „offenen Samstage“ ist das Gelände geeignet. „Wenn es mit der Pflege klappt, würde ich den Platz auch gerne den Einwohnern des Stadtteils zur Verfügung stellen“, sagt Iris Korkus.
Bei der Einweihung jedenfalls konnten sich alle Interessierten ein Bild davon machen. Nachdem die Capoeira-Gruppe „Sul de Bahia“ ihren Sport demonstriert hatte, fing das Strandleben an. Mit Ingwer-Minz-Cocktails, Gegrilltem und Salat, Musik und bunten Plastikblumenketten feierten die Gäste die Einweihung. Und dann, als die ersten schon wieder gingen, kamen auch die, für die der Platz gemacht worden ist: die Jugendlichen. hn

 

 

Akrobatisch: Mitglieder der Capoeira-Gruppe „Sul da Bahia“ wirbelten auf dem neuen Beachplatz neben dem Abenteuerspielplatz über den Sand. Foto: Heide Noll

Akrobatisch: Mitglieder der Capoeira-Gruppe „Sul da Bahia“ wirbelten auf dem neuen Beachplatz neben dem Abenteuerspielplatz über den Sand. Foto: Heide Noll

Besuch von der Verwandschaft

Ludwig-Weber-Schule

Besuch von der Verwandtschaft

Ludwig Webers Urenkel kommt zum Schulfest

Die Ludwig-Weber-Schule feierte in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen (das Monatsblatt berichtete). Zu dem Fest kamen auch Verwandte des Mannes, nach dem die Grundschule am Paul-Kirchhof-Platz benannt ist: Hans-Günther Weber und Lieselotte Heim.
Seinen Uropa Ludwig Weber hat Hans-Günther Weber (67 Jahre) allerdings nicht mehr kennengelernt. Er kam erst 16 Jahre nach dem Tod des früheren Sindlinger Pfarrers zur Welt. Nach Ludwig Weber wurde dessen ältester Sohn Hans Pfarrer in Sindlingen. Er hatte wiederum drei Kinder. Hans-Günther Weber ist ein Kind des ältesten Sohnes (Jahrgang 1918), der wie sein Vater Hans hieß und Arzt war. Er starb 1998 im Alter von 80 Jahren. Die jüngeren Geschwister, Hans Günther Webers Tante Gretel (Jahrgang 1920) und sein Onkel Fritz (Jahrgang 1924), leben heute in Unterliederbach und Sindlingen. Hans-Günther Weber hat einen ganzen Stammbaum zusammengetragen. „Die Familiengeschichte ist bei uns sehr lebendig“, sagt er. Während Ludwig Webers zweiter und dritter Sohn, Paul und Rudi, kinderlos blieben, hatte die einzige Tochter Gretel drei Kinder und der jüngste Sohn, Heinz, sogar vier.
Hans-Günther Weber wurde 1945 in Höchst geboren. 1947 zogen seine Eltern ins Sindlinger Pfarrhaus. Dort lebten zu der Zeit viele Familien, denn die US-Armee hatte etliche Wohnhäuser, darunter die Villenkolonie in der Gustavsallee, besetzt. Etliche der aus ihren Wohnungen
Vertriebenen kamen im Pfarrhaus unter.
Hans-Günther Weber wuchs in Sindlingen auf. Seine Familie zog nach der Zeit im Pfarrhaus in die Edenkobener Straße (Weber: „Das war damals noch die letzte Straße vorm Feld“) und Mitte der 50-er Jahre in die Neulandstraße. Er besuchte die Meisterschule, danach das Leibniz-Gymnasium in Höchst, 1976 zog er nach Wiesbaden. Gleichwohl hält er noch immer Kontakt zur Verwandtschaft in Sindlingen und kam auch gerne zur 40-Jahrfeier der Ludwig-Weber-Schule.
Dort traf er Lieselotte Heim, Schwiegertochter von Ludwig Webers Tochter Gretel (geboren 1897, gestorben 1998). Lilo Heim (81) Jahre pflegt auch Verbindungen zur Villa unter den Linden, denn als Kind spielte sie mit der heutigen Nadine Freifrau von Redwitz, einer Enkelin Else von Meisters. Auf etlichen Fotos der Aussstellung in der Orangerie ist sie zu sehen. Lilo Heim wuchs in der Villenkolonie an der Gustavsallee auf, die später abgerissen wurde. Als aktives Mitglied der evangelischen Gemeinde verkehrte sie einerseits mit der Familie von Meister, andererseits mit der Familie Weber. Sie ging bei Ludwig Webers Tochter Gretel, verheiratete Heim, ein und aus: „Ich nannte sie Tante, ihr Sohn Johannes war wie ein älterer Bruder für mich“, sagt Lilo Heim. Später heirateten die beiden. Die Familien Weber und von Meister hatten noch weitere Berührungspunkte. Beispielsweise war Ludwig Weber Hauslehrer der Meister-Kinder. Umgekehrt gehörten von Meisters zu den Förderern der jungen evangelischen Gemeinde (Siehe weiteren Text). hn

Zwei mit engen Bindungen an Ludwig Weber: Lilo Heim, Schwiegertochter von Ludwig Webers Tochter Gretel, und Hans-Günther Weber, Urenkel des ersten evangelischen Pfarrers von Sindlingen. Foto: Michael Sittig

Zwei mit engen Bindungen an Ludwig Weber: Lilo Heim, Schwiegertochter von Ludwig Webers Tochter Gretel, und Hans-Günther Weber, Urenkel des ersten evangelischen Pfarrers von Sindlingen. Foto: Michael Sittig