Der Fotograf vom Bauverein

Der Fotograf vom Bauverein

Achim Schulz fotografiert seit fast 30 Jahren in der und für die Siedlung

„Ich entdeckte, dass es lohnenswert ist, sich mit der Gestaltung unserer Siedlung auseinander zu setzen“. So beschreibt Hans-Joachim Schulz, Rufname Achim, warum er seit fast 30 Jahren in Sindlingen-Nord (und nicht nur dort) fotografiert. Als „Fotograf vom Bauverein“ dokumentiert er seit 1984 die Entwicklung der Genossenschaft.
Vorstände, Mitarbeiter, Häuser, Wohnungen, Gärten, den Eissalon am Richard-Weidlich-Platz, den Entenbrunnen sowieso, Alt- und Neubauten in Sindlingen und Unterliederbach, Winterbilder, Sommerbilder, künstlerisch anmutende Fotos von Fassaden, Strukturen, Lichtspielen, kurzum: Bilder von allem, was die Siedlung zwischen den Bahnlinien ausmacht, fotografiert Achim Schulz seit nunmehr 30 Jahren. 1984, bei einem Herbstspaziergang zwischen den Wohnblocks der Hermann-Küster-Straße, fand er zahlreiche reizvolle Motive. „So stellte sich mir die Frage: Warum eigentlich immer nur Alt-Sindlingen?“, wenn es um vorgeblich schöne Fotos geht? Das schrieb er in einem Text über das Fotografieren vor der Haustür, der im Januar 1985 in der Mitgliederzeitung des Bauvereins „Die Siedlung“ erschien – versehen mit einem Foto aus der Hermann-Küster-Straße. Danach war er sozusagen „gebucht“, hat seither alle Fotos für die jeweils zwei Ausgaben der Zeitung im Jahr gemacht.
Das Fotografieren ist dem 63-Jährigen schon früh Hobby und Leidenschaft geworden. „Zur Konfirmation habe ich mir meine erste Kamera gewünscht“, berichtet er, eine Zeiss-Ikon. Damals lebte er noch mit der Familie in der Innenstadt, in der Nähe des Dominikanerklosters. Aber erst Anfang der 70-er Jahre begann er, ernsthaft zu fotografieren. Zu der Zeit hatte er gerade eine Lehre zum Elektromechaniker abgeschlossen. Er experimentierte mit einer geliehenen Fotolaborausrüstung. Landschaft, Kinder, Reisen und immer wieder Frankfurt boten ihm Motive zuhauf, die er Schwarzweiß oder mit Diafilmen festhielt. Noch intensiver lernte er die Stadt kennen, als er anfing, beim Entstörungsdienst der Stromversorgung der Stadtwerke zu arbeiten. „Wir haben alle Hochhäuser technisch/ elektrisch in Betrieb genommen“, erzählt er: „Ich bin fast überall schon oben gewesen. Das war einfach nur gut“. Neben der Arbeit absolvierte Achim Schulz ein Studium und wurde staatlich geprüfter Elektrotechniker. „Als ich den Abschluss hatte, habe ich mir meine erste Nikon FM gegönnt“, erinnert er sich. Schon damals faszinierten ihn Architektur und Strukturen – sei es die schrundige Rinde eines Baums, Licht- und Schattenspiele oder die scharfen Kanten der „Betonarchitektur“ der 60-er Jahre.
Nach Sindlingen kamen Achim und Marion Schulz kurz nach ihrer Heirat 1972. Sie wohnten in der Bahnstraße, in der Nähe der evangelischen Kirche, in deren Kirchenvorstand sich Achim Schulz seit 1982 engagiert. Sohn Sascha wurde geboren, und 1974 erhielt die junge Familie eine Wohnung beim Bauverein, in der Hermann-Küster-Straße. Dort musste die Küche als Fotolabor herhalten. 2002 zog er mit seiner Frau in die Edenkobener Straße um und hatte nun endlich einen eigenen kleinen Raum fürs Entwickeln. 2009 jedoch stellte er auf die digitale Kamera um. Er arbeitete sich autodidaktisch und genau so sorgfältig in die neue Technik ein, wie er zuvor seine Schwarzweißfotos bearbeitet hatte. Er erstellte Fotobücher und Diaschauen und nun, zum Bauvereins-Jubiläum, einen Rückblick in 250 Bildern, der bei der Feier am 18. Juli im Bürgerhaus in einer „Zeitfenster Lounge“ in Endlosschleife gezeigt wird.
Dafür hat Achim Schulz sowohl alte Bilder eingescannt als auch etliche eigene beigesteuert. Als „Fotograf vom Bauverein“ erlebte er Änderungen im architektonischen Geschmack von der Blockbauweise der ausklingenden 70-er über die Postmoderne der 80-er bis hin zum jüngsten Neubauprojekt in Unterliederbach mit. Alle Mitarbeiter hat er porträtiert, Dachausbau und Fassadendämmungen dokumentiert, sich Fotos zu Themen wie „Richtig Heizen“ oder „Energiesparen“ ausgedacht. Er legt Wert auf technisch saubere Arbeit und ansprechende Motive: „Die Gestaltung von Bildern ist mir wichtig“, betont er. Wer sich selbst ein Bild davon machen will, kann das im Internet tun. Unter www.flickr.com/photos/achim-s/sets/ finden sich sowohl die Bauvereins-Serie als auch weitere, nach Themen sortierte Bilder – Alle Fotos: Achim Schulz. hn