Die Geschicke mit gestalten

Die Geschicke mit gestalten

Christoph Wild engagiert sich seit fast 30 Jahren im Aufsichtsrat

Seit 29 Jahren nimmt Christoph Wild aktiv Anteil am Geschehen in der Genossenschaft. So lange schon arbeitet der 58-Jährige im Aufsichtsrat des Bauvereins für Höchst und Umgebung mit, davon 14 Jahre als Vorsitzender.
Was bewegt den studierten Soziologen dazu, ein Gutteil seiner Freizeit dafür aufzuwenden? „Ich bin überzeugt von der Wohnform der Genossenschaft“, erkärt er: „Sie bietet eine hohe Wohnsicherheit und ist nicht gewinnorientiert. Sie versucht, das Wohnumfeld und angenehmes Wohnen zu erhalten“. Dazu gehört, nicht höchstmöglich zu verdichten, sondern die großzügigen Grünanlagen und Gärten zu erhalten oder, wie jetzt beim Neubauprojekt in Unterliederbach, auf ausreichend Grün zu achten. Dazu gehört aber auch, regelmäßig in den Bestand zu investieren, zu modernisieren und auch immer wieder zu hinterfragen, was getan werden muss, um als Gemeinschaft zukunftsfähig zu sein.
Gerade dabei kommt der Aufsichtsrat ins Spiel. „Es ist unsere Aufgabe, die Tätigkeit des Vorstands zu überwachen und zu fördern“, erklärt Christoph Wild: „Zu schauen, ob das Geld sinnvoll ausgegeben und richtig abgerechnet wird, aber auch, Perspektiven mit zu entwickeln“. Beispielsweise sei stets zu überlegen, für wen geplant wird – angesichts der demographischen Entwicklung einerseits, der zunehmenden Anzahl von Ein-Personen-Haushalten und dem allgemein gestiegenen Raumbedürfnis andererseits.
Wild weiß, wovon er spricht. In der Siedlung aufgewachsen, trat er 1978 als Student selbst in den Bauverein ein und bezog eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Bahnstraße. Die behielt er auch nach Heirat und Geburt von zwei Kindern. Vier Personen auf 55 Quadratmetern – das ist heute schwer vorstellbar. Als die Kinder größer wurden, erhielt die Familie eine Wohnung in der Ferdinand-Hofmann-Straße, in der sie heute noch lebt.
Christoph Wild besuchte regelmäßig die Mitgliederversammlungen. Mitte der 80-er Jahre wurde er gefragt, ob er im Aufsichtsrat mitarbeiten wolle. Er stimmte zu, wurde gewählt und gehört seit 1985 nahezu ununterbrochen dem zehnköpfigen Gremium an, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Obwohl ihn seine Tätigkeit bei der ARD-Werbeabteilung stark fordert, nimmt er sich die Zeit für die regelmäßigen Sitzungen, in denen der Vorstand dem Aufsichtsrat berichtet. Außerdem wird er zu den ebenso regelmäßigen Sitzungen von Prüfausschuss und Bauausschuss hinzu gebeten. Zeitweise gab es sogar einen Perspektivenausschuss, der sich damit befasste, was zu tun sei, um die Genossenschaft in einem sich wandelnden Wohnungsmarkt zukunftsfähig zu halten.
Trotz der großen zeitlichen Beanspruchung übt er das Ehrenamt gerne aus. „Das ist wie ein Engagement im Turnverein oder in der Politik: Man muss Spaß daran haben, etwas zu entwickeln, voranzubringen, mitzureden“, sagt er: „Man macht es ja auch für sich als Mitglied, denn alle Entscheidungen treffen einen selbst. Und man macht es im Auftrag der Mitglieder, die einen gewählt haben“. Und er macht es auch aus Überzeugung. „Die genossenschaftliche Idee ist für die Realisierung gemeinsamer Interessen gut, vor allem, wenn sich in der Privatwirtschaft kein Interessent findet“, sagt er im Hinblick auf Projekte wie generationenübergreifendes Wohnen oder alternative Wohnformen in ehemaligen Industriegebäuden. Gleichzeitig bedauert er, dass die Idee, die hinter einem solchen Zusammenschluss steht, in der Breite nicht so bekannt ist, wie sich das der Bauverein wünscht. Dabei habe eine Genossenschaft enorme Vorteile, findet Wild: „Das Schöne ist, dass wir das Geld nicht ausschütten müssen. Es geht nicht an irgendwen, der das Geld ‚rausziehen will, sondern kommt direkt zu den Mitgliedern zurück. Teils in Form der Dividende, die seit Jahrzehnten bei vier Prozent der Genossenschaftsanteile liegt, teils durch Investitionen, Modernisierung und Instandhaltung“. hn

Christoph Wild engagiert sich seit fast 30 Jahren im Aufsichtsrat. Foto: Michael Sittig

Christoph Wild engagiert sich seit fast 30 Jahren im Aufsichtsrat. Foto: Michael Sittig