Was wäre wenn?

Volkstrauertag

Was wäre wenn?

Wachrütteln gegen Vergessen und Gleichgültigkeit

Was wäre, wenn niemand der Toten gedenken würde? Damit befasste sich Andreas Rühmkorf, VdK-Mitglied und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov), in seiner Rede zum Volkstrauertag.
Wie stets hatten Vereine und VdK zu einer Gedenkstunde auf dem Friedhof eingeladen. Feuerwehr, Karnevalverein und Turnverein waren mit Standartenträgern vertreten die die Vereinsfahnen trugen, die Feuerwehr stellte zudem Fackelträger. Der Männerchor des Gesangvereins Germania stimmte zu Beginn das getragene „Ich bete an die Macht der Liebe“ an, dann trat Andreas Rühmkorf ans Rednerpult.
„Was wäre, wenn heute einfach niemand eingeladen hätte, wenn einfach niemand an die Gedenkfeier am heutigen Morgen erinnert hätte. Was wäre, wenn es eben nicht in unseren Kalendern stünde? Würden dann noch viele an einen Volkstrauertag denken? Würden sie überhaupt etwas vermissen, wenn heute eben nichts – nichts anderes als ein ganz normaler Sonntag wäre?“, fragte er.
Bald werde es niemanden mehr geben, der Krieg aus persönlicher Betroffenheit kenne. Umso wichtiger sei es, Erinnerung zu bewahren. „Wir brauchen einen Moment des Innehaltens und Orte des Gedenkens“, sagte er: „Gedenktage bringen zum Ausdruck, welche Ereignisse und Erfahrungen unserer Geschichte wir im Bewusstsein auch künftiger Generationen bewahren und lebendig halten wollen.“ Das sei gleichermaßen ein Gebot der Menschlichkeit wie eine Mahnung. Der Volkstrauertag mahne, dass Krieg nicht zur Lösung von Konflikten diene. Gleichwohl sei Frieden nicht selbstverständlich. Er müsse erarbeitet werden, immerzu. „Der Volkstrauertag ist ein Tag, an dem wir aller Opfer aller Kriege, Terror und Gewalt gedenken und an dem wir uns immer wieder wachrütteln wollen gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit. Es ist ein Tag, der uns ermahnen möchte, damit alte Fehler nicht noch einmal gemacht werden“, sagte Rühmkorf.
Neben dem Gedenken an die vielen Toten der Kriege, diejenigen, die heute ihr Leben lassen in internationalem Auftrag und die vielen, die jedes Jahr einsam sterben, solle der Tag auch genutzt werden, derer zu gedenken, die sich engagieren, sagte der katholische Pfarrer Martin Sauer. Das gelte für die Vorfahren, die sich einsetzten für Wohl und Wachstum, wie auch die heute Engagierten, von denen es immer weniger gebe. „Vielleicht sollten wir auch einmal das schwindende Engagement im Dienst für viele betrauern“, sagte er. Insofern gehörten Gedenken und Engagement zusammen.
Anschließend zog die Gemeinde zum Ehrenmal. Blechbläser begleiteten die Kranzniederlegung und die abschließenden Gebete. hn

Gegen das Vergessen: Andreas Rühmkorf (links) und Pfarrer Martin Sauer sprachen zum Volkstrauertag auf dem Friedhof. Foto Heide Noll

Gegen das Vergessen: Andreas Rühmkorf (links) und Pfarrer Martin Sauer sprachen zum Volkstrauertag auf dem Friedhof. Foto Heide Noll