Eine „Halbjüdin“ erzählt

Eine „Halbjüdin“ erzählt

Geschichtsverein Lilo Günzlers Erlebnisse

Der Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein freut sich auf einen ganz speziellen Gast: Am Montag, 16. November, ab 19.30 Uhr, wird die langjährige Vorsitzende des Schwanheimer Geschichtsvereins, Lilo Günzler, im evangelischen Gemeindehaus über ihre Kindheitserlebnisse in Frankfurt erzählen.

Lilo Günzler, geborene Wessler, kam am 11. Januar 1933, also kurz vor der Machtergreifung Hitlers, als Kind einer jüdischen Mutter und eines sogenannten „arischen“ Vaters in Frankfurt am Main zur Welt. Später wurden sie, ihr Bruder und ihre Mutter katholisch getauft: Ein hilfloser Versuch, dem drohenden Antisemitismus in Deutschland zu entkommen. Die ersten fünf Jahre ihres Lebens hielt sie in guter Erinnerung. Doch dieser Zeit setzte die Reichspogromnacht am 9. November 1938 ein jähes Ende. Noch im gleichen Jahr wurde ihr Halbbruder, der im Gegensatz zu ihr in der damaligen NS-Sprache ein so genannter „Volljude“ war, zunächst in eine jüdische Sonderklasse eingeschult und später in einem jüdischen Kinderheim interniert. 1939 fand ihre eigene Einschulung statt, als „Geltungsjude oder Mischling ersten Grades“ – die entwürdigende Bezeichnung für Halbjuden. 1943 musste die Familie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in Frankfurts Innenstadt umziehen, da eine Nachbarin nicht mehr „mit einer Jüdin unter einem Dach wohnen wollte.“ Die Angst war von nun an ihr ständiger Begleiter. Sie und ihre Familie haben diese Zeit überlebt, beziehungsweise überstanden. Welche zum Teil glücklichen Zufälle dies ermöglichten, darüber wird Lilo Günzler am 16. November erzählen. df