Große Säle, kleine Läden
Große Säle, kleine Läden
Heimatkunde Dieter Frank führt Drittklässler durch Alt-Sindlingen
Da fehlt doch was! Die halbe Schule, um genau zu sein. Auf einer knapp 100 Jahre alten Schwarzweiß-Aufnahme steht erst die Hälfte der Meister-Schule. „Unsere Klasse war noch nicht da“, stellt ein Mädchen aus der 3c fest. Dieter Frank nickt: „Aus Kostengründen wurde zunächst nur die eine Hälfte der Schule gebaut, und die Uhr im Turm war auch noch nicht da“, weist er die Kinder auf die Unterschiede zwischen Foto und heutiger Fassade hin.
Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins führte die dritten Klassen der Herbert-von-Meister-Schule durch den alten Ortskern und erzählte ihnen an verschiedenen Stationen vom Leben früherer Jahrhunderte. „Als ich hier zur Schule ging, gab es einen Strich auf dem Schulhof. Auf der einen Seite waren die Mädchen, auf der anderen die Jungen, und niemand durfte diese Grenze überschreiten“, berichtete er den Kindern.
Aus früheren Zeiten stammt ein Foto aus der Turnhalle der Schule. Es zeigt viele Betten und Menschen in Nachthemden. „Eine Schlafhalle“, staunten die Kinder. „Das nannte man Lazarett. Vor 100 Jahren herrschte Krieg und hier wurden verletzte Soldaten untergebracht und gesund gepflegt“, erklärte Frank. Nur wenige Schritte weiter, an der Ecke Meister-Straße/Farbenstraße, lebten die Schwestern, die die Soldaten pflegten. Im Josefshaus betreuten sie außerdem Kinder. Noch immer ist der katholische Kindergarten hier untergebracht, die Dernbacher Schwestern dagegen sind schon lange weg.
Weiter ging es die Farbenstraße entlang, vorbei an der früheren Autowerkstatt und Tankstelle Flebbe, in Richtung Dalles. Drei Gaststätten mit großen Sälen standen dort rundum. „Hier haben die Sindlinger gefeiert“, erläuterte Frank. Er zeigten den Drittklässlern weitere alte Fotos, auf denen anstelle des Hotels mit Supermarkt eine Grünfläche liegt. „Wo ist der Rewe?“, fragte ein Mädchen. „Der war noch nicht gebaut“, antwortete Frank. „Wo haben die Leute denn dann eingekauft?“, wunderte sich ein Kind. „In den vielen kleinen Geschäften. Supermärkte gab es noch nicht“, lautete die Antwort.
An der Ecke Huthmacherstraße/Hakengasse wies Frank auf die ursprüngliche Ortsgrenze, den Haingraben, hin, in Alt-Sindlingen auf die Hochwassermarken an den Torpfosten des Bauernhofs Stappert.
Weiter ging es durch Zehnthofgasse und Huthmacherstraße, vorbei an der ersten Schule mit Bürgermeisterbüro, der Pfarrkirche mit dem viel älteren Turm, durch den Reiterhof und den Park mit der Villa Meister und zuletzt zur alten Schule in der Allesinastraße. Klassenlehrerin Saskia Klossek bedankte sich bei Dieter Frank für den informativen Rundgang.hn