Hier dürfen Tiere einfach sein
Hier dürfen Tiere einfach sein
Lebenshof Sommerfest auf der „Glückswiese“
Die „Glückswiese“ wirkt wie ein Bauernhof ohne Bauernhaus. Hier spaziert ein Schwein herum, dort knabbert eine Ziege am Busch. Zwischendrin scharren Hühner nach Würmern, weiter hinten, auf dem zehn Hektar großen Areal in den Wingerten, grasen Pferde. Ganz vorne auf der Koppel an der Okrifteler Straße tragen Ponys Kinder im Kreis herum. Ein Kälbchen kennt keine Scheu und mischt sich zwischen die Besucher des Sommerfests, die an Biertischen sitzen und Gemüse vom Grill genießen – die Verpflegung beim Sommerfest ist vegan, kein Tier soll heute auf dem Teller landen.
Die „Glückswiese“ haben Isabell und Norbert Müller geschaffen. Hier finden Tiere ein Zuhause, die andernorts nicht mehr gewollt sind und sonst beim Abdecker landen würden. Es sei kein Gnadenhof, sondern ein Lebenshof, betont die Landwirtin: „Hier dürfen die Tiere sein, ohne etwas tun zu müssen. Unsere Pferde erleben hier eine Freiheit, die sonst selten ist im Rhein-Main-Gebiet“. Eltern und Großeltern mit kleinen Kindern und Enkeln spazieren gerne hierher, um die Tiere aus der Nähe zu betrachten. So entstand das Angebot, ganze Kindergeburtstage auf der Anlage auszurichten. „Das wurde immer mehr. Seit einem Jahr arbeitet deshalb Birte Haas mit“, sagt Isabell Müller. Birte Haas liebt Pferde und will allen, die das auch tun, in der „Pferdezeit“ die Möglichkeit geben, Zeit mit Pferden zu verbringen, ohne gleich ans Reiten oder leistungsorientiert zu denken. Nun luden die beiden alle Kunden und Interessierten zu einem Sommerfest ein. Kinder durften auf den Ponys reiten und auf dem Traktor mitfahren. Die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz informierte über das Tierchen, das auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. Bauer Müller lässt, wie viele weitere Landwirte, mittlerweile Streifen von Getreide auf den Feldern stehen, damit die kleinen Nager Futter und Deckung finden. Eins der letzten Vorkommen in Frankfurt befindet sich auf den Feldern am westlichen Ortsrand – dort, wo die Stadt gerne Wohnungen bauen lassen will. Vom Verlust der landwirtschaftlichen Flächen wären nicht nur die Hamster betroffen, sondern auch die Sindlinger Landwirte.
Mit einem weiteren Infostand war der Flörsheimer Tierschutzverein vertreten. Julya Dünzl und weitere Helfer stellten die Initiative „Lebenskühe“ vor. „Wir sind Kuhfreunde und unterstützen eine kleine Herde ehemaliger Milchkühe in der Rhön“, erklärt sie: „Heute wollen wir hier Alternativen zur Kuhmilch aufzeigen.“ Auf dem Tisch reihten sich Milchgetränke aus Getreide und Nüssen, Hafer- und Reissahne zum Kochen, Soya-Sahne zum Aufschlagen und Käse- sowie Schokolade-Alternativen. „Es gibt genug pflanzliche Möglichkeiten, die Eiweiß und Kalzium enthalten, aber keine Laktose. Sie können wie Milch verwandt werden“, sagte Julya Dünzl und reichte Kostproben. hn