Spannende Einblicke ins Museum

Kultur

Spannende Einblicke ins Museum

Kinder im „Sammelfieber“ – Besondere Orte in Sindlingen

Sammeln, forschen, Ergebnisse in Kategorien einteilen und ausstellen: Diese typische Museumsarbeit leisteten in den ersten beiden Maiwochen Kinder in Sindlingen. Sie beteiligten sich am „Sammelfieber“ des „Kindermuseums unterwegs“. Gesammelt haben sie aber nicht, wie im vergangenen Jahr, Gegenstände, sondern Informationen und Fotos von besonderen Orten.
Als Tochter des Kindermuseums an der Hauptwache knüpft die mobile Einheit immer an die aktuelle Ausstellung an. Sie heißt „Sammelfieber“, informiert Kunstpädagogin und Erzieherin Lena Sandel, und ist noch bis 14. Juni zu sehen. Um eine Wiederholung zu vermeiden, „sammeln wir diesmal bei Stadtteilexpeditionen Informationen und Dinge über Sindlingen“, führt sie aus. Die Ergebnisse könnten sogar in ein interaktives Stadtmodell einfließen, an dem derzeit das Historische Museum arbeitet. Es umfasst alle Stadtteile, aber nur aus der Perspektive der Erwachsenen. Das Kindermuseum unterwegs steuert dann die Sicht der Kinder auf ihr Umfeld bei.
Bereits zum vierten Mal sind die Museumsmitarbeiterinnen in Sindlingen unterwegs, und einige der Kinder, die mitgemacht haben, waren auch schon früher dabei. „Man kann vieles lernen, es ist alles toll“, findet zum Beispiel Dakota (neun Jahre), während sie einen Reitplatz malt. Über Plakate und durch Freunde erfahren die Kinder von dem Angebot. „Wir kooperieren mit dem Quartiersmanagement. Es sorgt für die Werbung“, sagt Lena Sandel.
Über mangelnden Zuspruch können sie und Kollegin Laura Hollingshaus nicht klagen. Zeitweise mehr als 14 Kinder finden sich am Nachmittag bei ihnen ein. „Wir haben gefragt, welche Orte die Kinder mögen oder Freunden zeigen würden, die nicht von hier sind. Dann haben uns die Kinder als Stadtteilexperten herumgeführt, wir haben die Wege in einen Plan eingezeichnet, Fotos gemacht und wollen einen Stadtplan erstellen“, erläutert Laura Hollingshaus. Für Ryan (acht) und Duaa (zehn) ist der Bolzplatz in der Brill-Siedlung das Größte, Mohamed (acht) mag den Spielplatz am Mainufer. Auf „gruselige“ Orte haben sich Amas (acht) mit dem Bunker und Mohamed (sechs) mit dem Friedhof konzentriert, ihre kleine Schwester Malak (vier) dagegen zeichnet lieber eine Blumenwiese.
Erwünschter Nebeneffekt ist, die Wahrnehmung der jungen Frankfurter für ihre Umgebung zu schärfen, Besonderes zu erkennen, mit bunten Bändern zu markieren und zu überlegen, wie sich hässliche Ecken verschönern lassen könnten. So werden die Kinder selbst zu kleinen Forschern und Sammlern. „Jedes Kind sammelt irgend etwas. Deshalb ist es ein so dankbares Thema“, nennt Lena Sandel den pädagogischen Hintergrund: „Hier lernen sie, das weiter zu erforschen. Sie erfahren spielerisch, woher das Sammeln kommt, was und wie ein Museum sammelt, wie man Kategorien bildet, handelt oder ausstellt.“
Diese Aspekte zeigt auch die Ausstellung im Kindermuseum an der Hauptwache. „Wir haben sehr viele interaktive Angebote, die unmittelbar Bezug zur Lebenswelt der Kinder ab sieben Jahre haben“, erklärt Lena Sandel. Allerdings nutzten nur wenige Familien mit Kindern das Museum. Zumeist lerne es die Zielgruppe durch Schulausflüge kennen. Deshalb gibt es das „Kindermuseum unterwegs“, das von Mai bis September durch elf Stadtteile tingelt, „um uns bekannter zu machen, Barrieren abzubauen und zu zeigen, dass ein Museum nicht nur langweilig ist“, erklären die jungen Frauen. hn

Informationen gibt es telefonisch unter 212 35 154 beim Kindermuseum Frankfurt (Zwischenebene der Hauptwache) und im Internet unter www.kindermuseum.frankfurt.de
Die nächste Ausstellung, die ab 19. Juli zu sehen ist, befasst sich unter dem Titel „Schrift:stellen Zeichen:setzen“ mit dem Schreiben, Drucken und Dichten.

Besondere Orte malten Kinder im „Kindermuseum unterwegs“ in der Hermann-Brill-Straße. Fotos: Michael Sittig

Besondere Orte malten Kinder im „Kindermuseum unterwegs“ in der Hermann-Brill-Straße. Fotos: Michael Sittig

Mohamed hilft Kunstpädagogin Lena Sandel dabei, die Bilder und Orte einzuordnen.

Mohamed hilft Kunstpädagogin Lena Sandel dabei, die Bilder und Orte einzuordnen.

Dem sonnigen Frühlingstag hat Ryan ein Bild gewidmet – und ein weiteres dem Bolzplatz in der Brill-Siedlung.

Dem sonnigen Frühlingstag hat Ryan ein Bild gewidmet – und ein weiteres dem Bolzplatz in der Brill-Siedlung.