Alle wollen „Pünktchen“helfen – Glückswiese: Erlös des Sommerfests ist für die Behandlung des Pferdes bestimmt
Alle wollen „Pünktchen“helfen
Glückswiese: Erlös des Sommerfests ist für die Behandlung des Pferdes bestimmt
„Pünktchen“ ist wieder auf der heimischen Koppel. Aber der Schimmel lahmt. Nach dem Zusammenstoß mit einem Auto geht er „wie ein alter Mann“, sagt Norbert Müller. Viele Menschen nehmen Anteil am Schicksal des Pferdes und seiner Besitzer. Und so kamen weit mehr Gäste zum Benefiz-Sommerfest auf die „Glückswiese“, als Isabell Müller-Germann erwartet hatte.
„Ich bin überwältigt“, strahlte die Biologin, die den Gnadenhof an der Okrifteler Straße betreibt. „Ich hatte mit vielleicht 100 Besuchern gerechnet. Aber es sind mehr als doppelt so viele“, freute sie sich.
„Pünktchen“ stand naturgemäß im Mittelpunkt des Interesses. Wie berichtet trieben Unbekannte im Mai Pferde von der Weide hinter der „Glückswiese“ in Richtung Okrifteler Straße. Dort rannte „Pünktchen“ in ein Auto und erlitt schwere Verletzungen. Das Auto und ein weiterer Wagen wurden beschädigt, mehrere Pferde flohen in Richtung B40 und Sindlingen-Ortsmitte. Bekannte und Anwohner halfen dabei, die Tiere wieder einzufangen und zurück zur Weide zu bringen.
Familie Müller hat eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. Bislang ohne Erfolg. Die Polizei ermittle nach wie vor, sagt Isabell Müller-Germann. Die Versicherung zahle nicht, weil die Koppel nicht verschlossen gewesen sei, erklärt ihr Mann Norbert. Wäre das umgebende Band zerschnitten gewesen, läge ein Versicherungsfall vor. Doch es war ausgehängt und die Koppel dadurch geöffnet worden. Solange nicht erwiesen ist, dass das vorsätzlich geschah und ein Schuldiger gefunden ist, bleiben Müllers auf den Kosten sitzen.
„Pünktchen“ wurde in einer Tierklinik operiert. Eine Sehne war gerissen, Hautabschürfungen und Wunden an der Brust mussten versorgt werden. Es ist ungewiss, ob der Schimmel jemals wieder richtig galoppieren kann.
Die Familie organisierte nun ein Sommerfest, dessen Erlös in die Behandlungskosten einfließen soll. Unterstützt wurde sie dabei von der Familie, Freunden und Freundinnen. „Meine Tochter reitet und hilft hier viel und mein Mann half in der Nacht bei der Suche nach den Pferden“, sagt beispielsweise Lydia Cayenz aus Sindlingen. Bartender Fabio Billante, der in der Nähe der „Glückswiese“ wohnt, baute eine Bar auf und mixte leckere Cocktails für die Gäste. Daniela Ruppert aus Hofheim und weitere Eltern organisierten sogar einen Flohmarkt nicht nur für Reitbedarf. „Wir schätzen die Arbeit, die Isabell hier leistet, und es tut uns sehr leid, was passiert ist“, erklärte sie: „Wir hoffen, dass heute viel zusammen kommt.“ Heike Klampferer vom privaten Vorkindergarten Südring-Kids in Hattersheim legte Malblätter, Bücher und sonstige Kleinigkeiten aus, die einen Bezug zu Pferden haben und gegen eine Spende mitgenommen werden durften. Eltern weiterer Reitkinder spendeten reichlich Kuchen und Salate. Eine „Pünktchen-Tombola“ versprach als Hauptgewinn einen Halbtagesausritt in den Stadtwald. Die Initiative „Lebenskühe“ informierte über ihre Arbeit und bot pflanzliche Milchalternativen an. Eine Fahrt auf dem riesigen Traktor der Müllers war bei den Kindern fast genauso beliebt wie das Ponyreiten oder ein Spaziergang über das weitläufige Gelände, um die anderen Tiere zu betrachten, die abseits des Trubels grasten: 14 Pferde / Ponys, vier Gänse, vier Ziegen, 14 Schafe, fünf Schweinchen und zwei Kühe. hn