Apfelweinkönig – So spannend war‘s noch nie
So spannend war‘s noch nie
Apfelweinkönig Hasso Hör verteidigt die Krone mit einem Punkt Vorsprung vor der Schoppen-Schmiede
Am Bembel hängt, zum Bembel drängt doch alles. Nur wer alle elf Apfelweine probiert und bewertet, kann einen gültigen Stimmzettel in die Wahlurne stecken und den Apfelweinkönig wählen.
So geschehen im Oktober im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius. Die katholische Gemeinde beging in der Kirche ihre Kirchweih mit einem Festgottesdienst, den der Frauenchor Germania musikalisch begleitete. Anschließend versammelten sich viele Gemeindemitglieder nebenan, um nach Rippchen oder Würstchen mit Sauerkraut über die Apfelweine von elf Sindlinger Kelterern zu befinden. Die Probe läuft stets nach dem selben Muster ab. Zunächst begrüßt Jürgen Peters die Freunde des Stöffchens, dann werden die einzelnen Wettbewerber vorgestellt. Michael Sittig von den „Ebbelwörmschern“ hatte zu jedem einen kleinen Film gedreht. Anschließend werden Gläser und Wertungszettel ausgegeben, große, nummerierte Bembel auf den Tisch gestellt und für die Verkostung frei gegeben. „Möge das beste Stöffche gewinnen“, wünschte Jürgen Peters noch, da setzten schon die ersten die Gläser an die Lippen.
Andere diskutierten noch über die richtige Herangehensweise. „Gehen wir von A nach B vor?“, fragte Ralf Riemenschneider von den „Bembel-Buben“ Kompagnon Simon Stappert. „Nein, wir nehmen, was uns in die Hände fällt“, schlug der vor angesichts des Gedränges rund um die Bembel. „Ich hab schon schlimmern Sache getrunke“ (Note Drei), „Mer kann en trinke, wenn er nix kost‘“ (Note Vier), „Der schmeckt mer, von dem hol ich mer noch ein Schoppe“ (Zwei). Bedächtig kosteten Kenner die blassgelben, naturtrüben oder goldfarbenen Apfelweine, prüften Farbe und Geruch, wendeten sie im Mund und warteten auf den Nachgeschmack, ehe sie sich für eine Wertung entschieden. „Mmmhh, der iss ja so lecker wie Engelches-Piss“ (Note Eins) verdiente sich kaum ein Kelterer. „Ich habe noch nie so viele schlechte Bewertungen gegeben wie dieses Jahr“; stellte nicht nur Andrea Schwarz fest. Tatsächlich verzogen sich häufig die Gesichter. Brrr. „Riecht nicht gut, schmeckt scheußlich.“ „Vorsicht bei dem, nicht zu viel nehmen“. „Eklig im Abgang“. „Wie eingeschlafene Füße“, „Körperverletzung“, lauteten die wenig schmeichelhaften Urteile, die folgerichtig zu schlechten Noten führten: „Der iss eher zum Salat aamache geeichned“ (Fünf) und „Zur Entfernung von Urinstein empfohlen“ (Sechs). Kein Wunder also, dass in den bereitgestellten Eimern zum Ausschütten (Auf einem stand „WC-Reiniger“!) schon bald viel Brühe schwappte und sich so mancher vornahm: „Nachher hol ich mir einen guten Apfelwein an der Theke!“
Nach anderthalb Stunden wurde die Wahlurne zum Auszählen ins Erdgeschoss gebracht. Ingrid Sittig und Conny Ehret sowie Bärbel Gerhards und Traudlinde Peters werteten die Stimmzettel aus und gaben die Zahlen per Computer in ein eigens dafür geschriebenes Programm ein. Im Saal obendrüber stimmten schon die Bierlandschrummler ihre Instrumente. Als „Hells‘ Bembels“ versicherten sie musikalisch: „Mer trinke zum Frühstück am liebste Ebbelwoi – schenk en ei, schenk en ei, schenk en ei.“
Eine halbe Stunde später projizierte das Team der Firma Sittig den Zwischenstand der Auszählung an die große Leinwand im Saal. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bembel Eins und Fünf bahnte sich an. Hatte zunächst der Einser mehr Punkte, zog am Ende der Fünfer haarscharf an ihm vorbei und sicherte seinem Kelterer 564 zu 563 Punkten den Titel.
Doch wer war der Glückliche?
Moderatorin Sonja Peters ließ die Leute zappeln. Sie bat zuerst „Frau Rauscher“ auf die Bühne. In Kopftuch und Kittelschürze übernahm Dagmar Eichfelder diese Rolle. 42 Jahre lang war sie Lehrerin an der Meister-Schule und kannte entsprechend viele der Gäste im Saal. „Ich habe viele Bindungen nach Sindlingen und komme immer gerne her“, versicherte die Unterliederbacherin. Anschließend verteilte sie kleine Auszeichnungen an die Kelterer, wobei die Letzten zuerst aufgerufen wurden. „Schatz, kommst Du mal?“ rief Sonja Peters ihren Ehemann Jörg und Kelter-Kumpel Stefan Daube. „In der Grundschule würden wir jetzt sagen: Wow, Du hast 208 Punkte geschafft!“, sagte sie und „Frau Rauscher“ überreichte dem Duo die Rote Laterne des Schlusslichts. Am Ende blieben nur noch die „Schoppen-Schmiede“ und Hasso Hör übrig – Bembel Eins und Fünf. „So eng war es noch nie“, urteilten die Stammgäste. Die Spannung stieg, bis Sonja Peters auflöste: 563 Punkte für die Schoppen-Schmiede (Bembel Eins), 564 für Hasso Hör. Damit geht der Titel erneut nach Sindlingen-Nord, und Hasso Hör kann bald eine Wand für die Ehrenurkunden frei machen. Zwei Wochen zuvor hatte sein Apfelwein auch beim Wettbewerb der Fischbacher Kerbeborsch den ersten Platz belegt. hn
Die Platzierungen
Platz Kelterer
01 Hasso Hör
02 Schoppen-Schmiede
03 Bembelbube
04 Markus Werner
05 Gärfreunde
06 Jürgen Peters
07 Ebbelwörmscher
08 Meisteräppler4b
09 Im See 19
10 Edwin Reinhard
11 Stefan Daube
und Jörg Peters
Mädi und ihr Bub lieben Äbbelwoi
Ich bin ein Sindlinger Bürger
und trinke gern en Wein
doch keiner von de Mosel,
von Bensheim oder vom Rhein.
Ich trink en Sindlinger Äbbelwei
der schmeckt so spritzig und gut,
da werd mer jung uns seelisch,
egal ob katholisch, evangelisch.
Drum heißt‘s bei uns stets in de Rund
trink Sindlinger Äbbelwoi un bleibt gesund.e
En Äbbelwei zu trinke ist hier Tadition
den kelter selbst schon mein Sohn
Aach werd ein Äbbelweikönig in Sindlingen gekürt
der an einem Samstag wird probiert.
En Äbbelwei trinken ist ein Genuss
der aber nur im Gerippte sei muss.
Zum Abschluss, ich kann Euch berichte,
auf Abführmittel könnt Ihr aach verzichte.
Nach fünf bis sechs Schobbe aus em Gerippte oh wei
stellt sich die Verdauung schnellstens ei
und damit sei Euch gewiss,
en gude Äbbelwei gibt aach en gude Sch…
Drum heißt‘s bei uns stets in de Rund,
trink Sindlinger Äbbelwei und bleibt gesund.
Prost.