Des war Frankforterisch
Des war Frankforterisch
Evangelische Gemeinde Rainer Weisbecker hat den Blues
„Habbe Se was gemerkt? Sehn Se, des war Frankforterisch! Frankforter Dialekt, voller Witz und voller Schneid, so babbele bei uns die Leut“. Eine Kostprobe davon gab Rainer Weisbecker im evangelischen Gemeindehaus zum Besten. In der bewährten Mischung aus Wort und Gesang, Text und Musik unterhielt der Frankfurter Mundartdichter und Liedermacher auf Einladung der evangelischen Gemeinde mehr als 70 Besucher.
Passend dazu schenkte die Gemeinde Apfelwein aus. Jürgen Peters, Zweiter beim jüngsten Apfelweinkönig-Keltererwettbewerb, hatte ihn gestiftet. Ein Bembel und Apfelweingläser, der Römer und die Wolkenkratzerkulisse Frankfurts sind auch auf der Hülle von Weisbeckers CD „Frankfurter Lieder“ zu sehen. Die Sammlung selbst getexteter, vertonter, gespielter und gesungener Stücke ist schon älter und war im Handel vergriffen. „Weil der Verlag, bei dem sie erschienen war, keine CDs mehr produzierte, habe ich mich selbstständig gemacht und ein eigenes Label gegründet: Schatzebobbes Records“, erzählte der gebürtige Niederräder. Er legte die CD neu auf und stellte sie in den Mittelpunkt des Abends mit dem Titel „Frankfurter Lieder, Gedichte, Geschichte und Blues von dehaam“. Immer im Dialog mit dem Publikum weckte er Erinnerungen an vergangene Zeiten. „Was ist der höchste Berg der Welt?“, fragte er beispielsweise. „Der Römerberg“, wußte eine Dame – „Weil man da dem Heiland am nächsten ist“, nickte Weisbecker: Der „Heiland“ war eine Gaststätte neben dem Römer. Auch das Wort „Parrtorn“ war manchem ein Begriff. Auf Hochdeutsch „Pfarrturm“ bezeichnet es den Domturm und bildet den Refrain im „Lied von unsrer Stadt am Maa“. Ein Loblied auf „Die Wäschmaschin“ verband der Barde mit Erinnerungen an seine Mutter, „Die glodisch Buberolsern aus de Unnergass“. Mit ihr kaufte er häufig Salmiakpastillen und Lakritz am Wasserhäuschen an der Straßenbahnstation, früher nach dem Besitzer „Jöst-Häuschen“ genannt. Mit dem „Jösthäusje Blues“ setzt er dieser Institution ein Denkmal. Viele weitere wahre Geschichten erzählte er, erinnerte ans Kartoffelstoppeln, Böse-Buben-Streiche und „Scheißkübelhausen“, in das seine Familie in den 50-er Jahren umzog. Der Name bezog sich auf die Goldsteinsiedlung, die anfangs noch keine Kanalisation, sondern nur Senkgruben hatte. Nach der Pause spielte er weiteren Blues, begleitete sich dabei selbst auf mit Gitarre und Mundharmonika. Die Besucher dankten ihm den vergnüglichen Abend im unverfälschten Frankfurter Dialekt mit herzlichem Beifall. hn