Lebendig und heimelig
Lebendig und heimelig
Weihnachtsmarkt Großes Lob an alle Helfer
Ein großes Dankeschön den Helfern. Das äußerte nicht nur Andreas Rühmkorf, Vorsitzender des Vereinsrings, bei der Eröffnung des Sindlinger Weihnachtsmarkts. Das empfanden auch viele Besucher so.
Während sie sich einen schönen ersten Advent im alten Ortskern machten, arbeiteten etliche Helfer unter Hochdruck. Regina Schwab, Vorsitzende des Frauenchors Germania, befeuerte unablässig den Ofen und schob einen Flammkuchen nach dem anderen hinein. Trotzdem mussten die Hungrigen mitunter lange warten, bis sie einen bekamen. „Es geht halt nicht schneller“, bedauerten die Sängerinnen. Die Schlange vorm Stand kreuzte sich mit der vor Patrick Stappert. Der Landwirt vom gleichnamigen Traditionshof drehte Kartoffeln zu dünnen Spiralen und briet sie im heißen Fett zu Kartoffelchips. „Man muss halt etwas machen“, findet er: „Ich würde natürlich auch lieber irgendwo vor einem Stand stehen und einen Glühwein trinken!“ Viele der Helfer dagegen verbrachten den ersten Advent vom Aufbau am Vormittag über den gemütlichen Beginn, den Trubel am späten Nachmittag bis hin zum Abbau ab 20 Uhr komplett auf dem Weihnachtsmarkt. Große Gruppen und Vereine haben es dabei leichter. Sie können ihre Stände in Schichten besetzen, so dass genug Zeit bleibt, um selbst einmal herum zu gehen. Manche nutzten das, um sich im ersten Stock des Gemeindehauses St. Dionysius bei Kaffee und Kuchen vom katholischen Familienkreis aufzuwärmen. Damen der Kolping-Familie verkauften dort zudem Marmeladen, die die 89-jährige Margarethe Karell gekocht hatte.
Der Erlös ist für Straßenkinder in Sao Paulo bestimmt. Kaffee kosten konnten sie auch am Stand des Quartiersmanagements. Frauen aus Eritrea, die seit vielen Jahren in Sindlingen leben, rösteten grüne Kaffeebohnen auf einem kleinen Gaskocher, mahlten sie und übergossen sie mit heißem Wasser. Dazu reichten sie landestypisches süßes Brot (Siehe auch Seite …). Hungrige hatten die Qual der Wahl zwischen Spießbraten von den Kleingärtnern, Kartoffelpuffern von den Karnevalisten und den Tischtennisspielern des TV Sindlingen, Würstchen von der Viktoria sowie Waffeln und Crepes von den Kindergärten. Heiße Getränke aller Art gab es an allen Ecken, und als mit Beginn der Dämmerung die Lichter an den Ständen und die leuchtenden Sterne an der Kirchenwand besser zur Geltung kamen, entstand schnell eine heimelige Atmosphäre. „Frankfurt lebt in seinen Stadtteilen, in seinen ehemaligen Dörfern“, sagte der Frankfurter Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler in einer kleinen Ansprache: „Dazu gehört Bürgerengagement“. Davon haben die Sindlinger beim Weihnachtsmarkt reichlich bewiesen. hn
Splitter
Handarbeiten und Silberschmuck fanden sich wie jedes Jahr bei mehreren Privatanbieterinnen im Gemeindehaus. Andrea Egelkraut (47 Jahre) und Karin Seelig (65) dagegen boten ihre selbst gestrickten Schals, feinen Näharbeiten und selbst gebackenen Plätzen wie immer im Freien an. Seit zehn Jahren bereits bestücken sie gemeinsam den Stand beim Weihnachtsmarkt. „Wir verstehen uns sehr gut und es macht einfach Spaß“, sagen sie.
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Eritreischer Kaffee oder Sindlinger Apfelwein: Wer viel trinkt, muss früher oder später bei Marianne Michael vorbei. Die 60-Jährige hält die Toiletten im Gemeindehaus in Ordnung. Gleichzeitig hat sie immer eine Handarbeit dabei. Diesmal strickte sie Eierwärmer in Hühnerform für Ostern. Außerdem haben sie und ihr Mann Rainer große Faltsterne gebastelt. Der Erlös aus dem Verkauf ist für die internationale Philadelphia-Gemeinde, eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde in Frankfurt, bestimmt. Das Ehepaar Michael ist dort stark engagiert.
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Der Kinderchor des katholischen Kindergartens St. Kilian stellte sich beim Weihnachtsmarkt erstmals einer größeren Öffentlichkeit vor. Musikschullehrerin Katharina Frank hatte mit den Kindern einen Schneeflockentanz und ein Lied eingeübt, das sie nun kräftig und fröhlich vortrugen. „Der Chor steht allen Kindern offen, nicht nur denjenigen, die bei uns im Kindergarten sind“, betonte Leiterin Angelika Mayer.
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Nach dem Kinderchor kam der Nikolaus – und stieß bald an seine Grenzen. An die 100 Kinder traten vor Harald Fischer im Bischofsgewand, nannten artig ihre Namen und trugen kleine Gedichte vor oder sangen ihm ein Lied. Mit so viel Zuspruch hatte im Vorfeld keiner gerechnet, deshalb reichten die Päckchen nicht. „Ein paar Kinder sind leider leer ausgegangen“, bedauerte er hinterher.
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Ein wenig unglücklich waren auch die Frauen vom Gesangverein Germania nach ihrem Auftritt. Der allgemeine Lärmpegel war so hoch, dass ihre Lieder nur wenige Meter weiter schon nicht mehr zu hören waren. Kleiner Trost: Am 18. Dezember gibt der Chor ein großes Konzert in der Kirche. Dort ist die Akustik deutlich besser.
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Für Sternstunden sorgte wie in den vergangenen Jahren Hans Oczko. Der Badmintonspieler vom TV Sindlingen projizierte wieder einen Sternenreigen auf die Fassade von St. Dionysius.
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Im Kinderhaus hatten Kinder zusammen mit Meike Bartelt schöne Adventsgestecke gebastelt, die nun verkauft wurden. Außerdem richteten die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhauses eine Kreativecke ein, in der Kinder mit Bildchen und viel Glitter hübsche Weihnachtsbaumanhänger basteln konnten. Geglittert haben hinterher auch Meike Bartelt und ihre Kollegen; die winzigen Partikel setzen sich unweigerlich auf Haut und Haaren fest.
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Unauffällig, aber unverzichtbar: Die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen und das Deutsche Rote Kreuz Zeilsheim unterstützten die Vereine durch Brandwache und Sanitätsdienst.