Stille Helfer in Sindlingen – Ellen Lenz betreut seit über 20 Jahren Pflegekinder
Stille Helfer in Sindlingen
Ellen Lenz betreut seit über 20 Jahren Pflegekinder
Es gibt Menschen, die im Stillen wirken. Sie legen keinen Wert auf öffentliches Erscheinen und Belobigung. Nichts desto trotz sind sie für das individuelle Schicksal von anderen, insbesondere von Kindern, von mitentscheidender Prägung. Auch Sindlingen kennt solche Personen, eine davon wohnt in der Hermann-Brill-Straße und heißt Ellen Lenz.
„Mit Kindern arbeiten – das war mein Lebenswunsch“. So beschreibt Frau Lenz ihr Lebensmotto. Seit über 20 Jahren betreut sie Klein- und Kleinstkinder in ihrer Wohnung. Ellen Lenz selbst entstammt einer Familie, die sieben Kinder umfasste. Da hieß es nach dem Schulabschluss: „Schnell Geld verdienen“, denn neun Personen wollten versorgt sein. „Da zählte jede Mark!“, sagt sie. So begann Ellen Lenz eine Lehre als Floristin, die sie aber aus gesundheitlichen Gründen bald aufgeben musste. Bei der Post in Frankfurt fand sie eine neue Beschäftigung.
1979 heiratete sie und bekam ihr erstes Kind. Das zweite folgte 1983. Da waren ihre Fähigkeiten als Hausfrau gefragt. Kleinere Tätigkeiten nebenbei entsprachen aber nicht ihren Lebensvorstellungen, sodass sie sich 1984 in Frankfurt um eine Beschäftigung zur Betreuung von „Pflegekindern“ bewarb. Diesem Wunsch konnte das Frankfurter Jugendamt schnell entsprechen. So bot Ellen Lenz zunächst stundenweise ihre Unterstützung an, wenn zum Beispiel ausländische Kinder betreut werden mussten, um den Eltern Entlastung etwa beim Spracherwerb zu bieten. Ihre eigenen Kinder freuten sich jeweils über den Zuwachs und unterstützten und förderten das Tun ihrer Mutter.
Im Laufe der Jahre erweiterte sie dieses Angebot bis zur täglichen „Rundumversorgung“ der Kleinkinder, das heißt inklusive Essenszubereitung. Die Altersgruppe schwankte vom Säuglings- bis zum Kindergartenalter. Mehr als vier Personen gleichzeitig konnte und wollte sie aber nicht betreuen, schließlich waren ihre eigenen Kinder ja auch zu versorgen. „Man lebt mit seinen Aufgaben!“ Dieser Ausspruch kennzeichnet die Einstellung von Ellen Lenz: Sie wird der „gute Geist“ für ihre Zöglinge. Insgesamt 22 Kinder hat sie in den letzten 20 Jahren „gepflegt“: Kinder aus Ghana, Polen, Bosnien, Spanien, Deutsch-Amerikaner und viele mehr. Derzeit leben noch zwei fast erwachsene Jugendliche fest in ihrer Wohnung. Zu ihnen hat Ellen Lenz ein besonders ausgeprägtes Verhältnis: Selbst die Taufe in der evangelischen Kirche hatte sie initiiert und organisiert.
Ganz stolz betont sie noch, dass sie es als große Belohnung empfindet, dass sie von ihren Ehemaligen nicht vergessen wird. So wurde Ellen Lenz die „Patenoma“ eines Mädchens, dessen Mutter sie vor gut 20 Jahren als Säugling betreute. „Ein schöneres Dankeschön kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie. df