Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Burgen – Sindlinger Wandergruppe: Belebendes Auf und Ab durch die Natur, fernab vom Alltagstrott
Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Burgen
Sindlinger Wandergruppe: Belebendes Auf und Ab durch die Natur, fernab vom Alltagstrott
Jedes Jahr machen sich Sindlinger Wanderfreunde auf eine mehrtägige Tour. Diesmal nahmen sie den 136 Kilometer langen Neckarsteig in Angriff.
Von Werner von Swietochowski
Sechs Tage, über 3000 Höhenmeter und eine zurückgelegte Strecke von 136 Kilometern sind schon eine gewisse Herausforderung für uns Flachlandtiroler. Die Gruppe war diesmal klein, vielleicht, weil es dem ein oder anderen etwas zu anstrengend vorkam. Ingrid, Michael, Annegret, Thomas, Doris und Werner trafen sich in der Stadt mit der alten Kaiserpfalz, Bad Wimpfen, um dort bei leichtem Nieselregen und begleitet von Bärlauch, der in unglaublicher Dichte und Menge neben dem Weg wuchs, nach Heidelberg aufzubrechen.
Die Tagesbesinnung, die Werner am zweiten Tag aus der Sammlung, die Ingrid mitgebracht hatte, vorlas, trifft das Erleben des Neckarsteiges ganz gut: „Möge es Momente in deinem Leben geben, wo keine Vergangenheit das Jetzige trübt und keine sorgenvolle Zukunft dir das Erleben dieses Augenblicks verwehrt. Auf dass du einfach da sein kannst, ohne zu wollen, ohne zu müssen, nur dich spüren in diesem Moment.“ Fernab vom Alltagstrott schaltet das Denken weitgehend ab, man spürt sich, und vor allem die Knie melden sich bei steilen Abstiegen. Ansonsten wird man wieder Teil der Natur.
Man geht und geht, steile Wege hoch, auf abenteuerlichen Stufen (wie nach Hirschhorn) hinunter, auf Saumpfaden hoch an der Bergflanke, über Streuobstwiesen und schaut manches Mal auf den Fluss tief unten. Man taucht ein in den tiefen Wald, der über weite Strecken naturbelassen ist, mit mächtigen kerzengeraden Fichten, 30 Meter hoch, meterdick, und alten Eichen. Das frische Grün der Buchen wirkt wie Balsam für die Augen. Auf den ziemlich einsamen Wegen begegnete der Gruppe während der Tour vom 28. April bis 2. Mai lediglich am Wochenende eine größere Zahl von Wanderern.
Es gibt viel zu sehen entlang der Strecke. Stolz thronen die Burgen hoch über dem Neckartal. Als erste Burg erreichen wir die Guttenberg oberhalb von Gundelsheim, wo ein gemütliches Café mit Kellner im Gewand der Zeit einlädt. Draussen kreisen Geier und Greifvögel und überqueren im Tiefflug die Straße. Ein Schild warnt vor tief fliegenden Vögeln, die während der Flugvorführungen unterwegs sind. Die bewohnte Burg Horneck erhebt sich hoch über Gundelsheim. Bald kommt auch schon die nächste Feste, Schloss Hornberg, an der wir direkt vorbei kommen. Eindrucksvoll auf einer Wiese unweit Neckarzimmern steht das Mahnmal für die deportierten Juden Badens. Die betroffenen Städte und Gemeinden haben dort je einen eigens gestalteten Gedenkstein aufgestellt. Von der ziemlich gut erhaltenen Ruine Minneburg blickt man auf das tief unten liegende Neckargarach. Hoch über Hirschhorn erhebt sich das gleichnamige Schloss, wo auch viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Schweißtreibender Aufstieg zur Bergfeste
Wir schlendern durch die malerische Altstadt von Mosbach und lassen uns Eis und eine Hochzeitssuppe schmecken. Fachwerkhäuser und das Renaissance-Rathaus mit 34 Meter hohem Turm sind eine gelungene Kulisse. Historische Gaststätten laden in Eberbach und Hirschhorn ein. Beim Weg aus Eberbach heraus geht es durch den Park unweit des Flusses, wo Skulpturen begleiten, die frühere Eberbacher Handwerke verkörpern. Von Neckarsteinach, wo man sogar vier Burgen auf einmal besichtigen kann, führt der Pfad schweißtreibend in die pittoreske Bergfeste Dilsberg 200 Höhenmeter hinauf.
Gegen Schluss mussten wir doch noch nach sonnigen Tagen im Regen vom Café in Neckargemünd aufbrechen, um den längsten Anstieg zum Königstuhl zu bewältigen. In der Tat ging es die letzten 13 Kilometer auf schmalen Pfaden noch einmal so richtig zur Sache. Da gibt es nur eins: in den Berggang oder anders gesagt, den alpinen Steigschritt mit kleinen, aber regelmäßigen Schritten zu schalten und allmählich an Höhe zu gewinnen.
Findlinge weisen den Weg durch den Wald
Auf dem Königstuhl tauchten wir in den urtümlichen Heidelberger Stadtwald mit mächtigen Fichten und Buchen ein. An den Wegkreuzungen liegen Findlinge mit eingravierten Namen und Pfeilen als Wegweiser.
Auf dem Königstuhl blies ein kalter Wind und das Thermometer kletterte kaum über sieben Grad. Der Blick reichte weit, aber die tief hängenden Wolken ließen kaum Sonne durch. Ernüchternd, dass dort oben nur ein Kiosk steht und ein altes abbruchreifes Gast- und Wohnhaus, das, wie der Kioskwirt erzählte, wohl von einem Investor wieder aufgemöbelt werden soll. Hoffentlich dauert das nicht noch Jahre. Aber das ist am Ende einer solchen abwechslungsreichen Wanderung kein Grund, sich die Stimmung trüben zu lassen. Wald, Fluss, Berge, Wiesen, Blüten, Burgen, Gehen, Auf- und absteigen und das Gemeinschaftserlebnis haben sich längst zu einem unauslöschlichen Bild in der Erinnerung verwoben.