Harakiri mit Ansage

Harakiri mit Ansage

Radweg Die Markierung kommt weg, aber das Radeln gegen die Einbahnstraße bleibt

Halte das Schlimmste für möglich und das Dümmste für wahrscheinlich, sagen Zyniker. Das trifft es ganz gut im Fall der Radwegeführung am Dalles.

Seit die abenteuerliche Radwegemarkierung gegen die Einbahnrichtung der engen Westenberger Straße, quer über den breiten Bürgersteig und direkt hinter einer nicht einsehbaren Kurve zwischen zwei mobilen Verkehrsinseln mit herausstehenden Schrauben über die Farbenstraße besteht, gibt es Kritik daran. Zuletzt beantragte der Ortsbeirat, die Markierungen zu entfernen, die Verkehrsinseln nach Westen zu versetzen und die Westenberger Straße auf keinen Fall für Radfahrer gegen die Einbahnrichtung freizugeben. Denn diese Wegeführung ist einfach zu gefährlich.

Doch was tut die Stadt? Sie will die Markierungen, die für 1500 Euro aufgebracht wurden, entfernen, alles andere aber lassen, wie es ist.

Radfahrerbüro schafft Fakten

Damit folgt sie dem Radfahrerbüro, das das Ärgernis erst in die Welt gebracht hat. Es schaffte Fakten, indem es Bordsteine absenken, Markierungen, Schilder und die Verkehrsinseln anbringen ließ. Der Ortsbeirat wurde dabei einfach übergangen. Er hatte schon vor Jahren, als stadtweit die meisten Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen frei gegeben wurden, für die Westenberger Straße eine Ausnahme erwirkt. Denn selbst wenn Radler die Passage der Engstelle unbeschadet überstehen, kommen sie im toten Winkel der Kurve an. Sie können die Sindlinger Bahnstraße nicht einsehen.

Deshalb kamen die Planer auf die glorreiche Idee mit der Querung über den Bürgersteig zwischen Westenberger und Farbenstraße und die anschließende Radler-Furt (die, nebenbei bemerkt, nur ganz selten und wenn, dann von der anderen Seite aus genutzt wird). Sie halten diese Wegeführung für die einzig glücklich Machende. Sie sei die direkte Verbindung zwischen dem westlichen Ortsrand und dem Industriepark sowie dem Mainufer. Die von Ortskundigen vorgeschlagene Alternative, ortsunkundige Radwanderer von der westlichen Westenberger durch die Herbert-von-Meister- oder Johann-Sittig-Straße auf die Farbenstraße zu leiten, lehnt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ab. Das sei ein Umweg, wird dessen Frankfurter Vorsitzender Bertram Giebeler nicht müde zu betonen. In einer Sitzung des Ortsbeirats habe er die Planung des Radfahrerbüros vehement verteidigt, berichtet das Höchster Kreisblatt.

Alles kein Problem

Der Magistrat schließt sich nun seiner Sichtweise an. Das Radeln gegen die Einbahn-Westenberger müsse erlaubt werden, weil diese 20, 30 Meter „Teil einer regional bedeutsamen Verbindung“ seien, schreibt er. Weil für die Kurve Tempo 30 gilt, stelle das auch gar kein Problem dar.

„Diese Verkehrsführung ist gemeingefährlich“, hält CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin dagegen und weiß viele Sindlinger hinter sich. Die Tatsachen geben ihm recht. Am 23. Juni ist zum wiederholten Mal ein Auto gegen die Insel geprallt. Der Fahrer eines Mercedes rammte sie frontal, verschob sie um drei Meter und kam schließlich darauf zu stehen. Dabei verhakte er sich derart, dass er nicht mehr weiterfahren konnte. Mit vereinten Kräften, einer Palette vom Gemüsehändler und einigen Steinen wurde er schließlich befreit, berichtet Fribolin.

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, wenn der erste Mensch zu Schaden kommt. Bis dahin darf der Betriebshof alle drei Wochen anrücken, um die verschobenen Verkehrsinseln zurecht zu rücken und die Schrauben, die sich immer wieder herauswinden, einzudrehen. hn

Festgefahren hat sich der Fahrer dieses Wagens auf der Verkehrsinsel an der Kurve der Farbenstraße. Nur mit vereinten Kräften bekamen Helfer das Auto wieder frei.

Festgefahren hat sich der Fahrer dieses Wagens auf der Verkehrsinsel an der Kurve der Farbenstraße. Nur mit vereinten Kräften bekamen Helfer das Auto wieder frei.