Infraserv hält nichts vom Baugebiet

Infraserv hält nichts vom Baugebiet

Industriepark 2000 neue Wohnungen in Werksnähe beschneiden das Entwicklungspotenzial

Die Gegner des möglichen Neubaugebiets am westlichen Ortsrand haben einen Verbündeten: Die Infraserv GmbH, Betreiber des Industrieparks Höchst, hält nichts davon, wenn weitere Wohnungen in Werksnähe gebaut werden.

Bei der Jahrespressekonferenz der Infraserv wiesen die Geschäftsführer Jürgen Vormann und Joachim Kreysing darauf hin, dass der Betrieb des Industrieparks kein Selbstläufer sei. Die Rahmenbedingungen für produzierende und forschende Unternehmen dürften sich nicht weiter verschlechtern, forderten sie. Beispielsweise hätten Unternehmen in Deutschland in Sachen Energiepolitik im internationalen Vergleich mit Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen und benötigen vor allem Planungssicherheit. Auch bei der Verkehrsinfrastruktur, in der Bildungspolitik oder bei der digitalen Infrastruktur sehen die Infraserv-Geschäftsführer Handlungsbedarf.

Ein wichtiges Thema für den Industriepark Höchst sei zudem das Entwicklungspotenzial. Das dürfe nicht durch planungsrechtliche Vorgaben beeinträchtigt werden. „Wir wollen, dass sich die Stadtteile im Frankfurter Westen entwickeln können, doch das darf nicht zulasten des Industrieparks Höchst gehen“, stellte Jürgen Vormann in Bezug auf die Novellierung der Seveso-Richtlinie fest. Wer den Standort mit seinen 22.000 Arbeitsplätzen, 1200 Ausbildungsplätzen und dem erheblichen Gewerbesteueraufkommen langfristig sichern wolle, müsse bei allen stadtplanerischen Entscheidungen die Interessen der produzierenden Unternehmen berücksichtigen.

Nichts gegen das Füllen von Lücken

Es sei eine Sache, Baulücken zu füllen, aber eine ganz andere, großmaßstäbig neue Wohngebiete zu erschließen. „Neue Wohngebiete gehören nicht neben Chemiestandorte“, sagte er zur Suche der Stadt nach Neubaugebieten. In Sindlingen ist eine Fläche am westlichen Ortsrand für den Bau von 2000 neuen Wohnungen vorgesehen; der frühere Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) wollte dafür sogar den Sportplatz und die Kleingartenanlage verlegen lassen. Seit Monaten warten Befürworter wie Gegner auf Klarheit: Lässt die Seveso-III-Richtlinie, die die Abstände von Wohnbebauung zu Störfallbetrieben regelt, die Bebauung an dieser Stelle zu oder nicht?

Die Infraserv sei mit der Stadt in Verhandlungen, sagte Vormann. Er zeigte sich optimistisch, dass die derzeit laufenden Gespräche „zu einer tragfähigen und zukunftssicheren Lösung“ führen werden. Dabei würden möglicherweise Standards definiert, die beispielhaft sein könnten für andere Chemiestandorte in Deutschland. hn

Bei einem Rundgang durch die Ersatzbrennstoff-Anlage (EBS) erläuterten der Produktionsleiter und der Geschäftsführer der Betreiberfirman Thermal Conversion Compound GmbH, Markus Gelbert und Wolfgang Keßler, deren Arbeitsweise. Foto: Michael Sittig

Bei einem Rundgang durch die Ersatzbrennstoff-Anlage (EBS) erläuterten der Produktionsleiter und der Geschäftsführer der Betreiberfirman Thermal Conversion Compound GmbH, Markus Gelbert und Wolfgang Keßler, deren Arbeitsweise. Foto: Michael Sittig