Kontaktpflege auf der Wiese

Kontaktpflege auf der Wiese

Quartiersmanagement Nachbarschaftsfest in der Brill-Siedlung

Wie ein großes Spielfest dürfte das Nachbarschaftsfest in der Hermann-Brill-Straße den Kindern vorgekommen sein. Dabei brauchten sie sich gar nicht zwischen Sackhüpfen, Eierlaufen, Pony reiten, klettern, malen, Buttons pressen, Traumfänger basteln oder sich schminken lassen zu entscheiden, denn es gab genug für alle, und auch lange genug.

Jugendliche konnten den „Aerotrim“ des Spielmobils Riederwald ausprobieren. Durch Muskelkraft lassen sich drei ineinander gesteckte Ringe in alle Richtungen drehen, die Achse bildet der eigene Körper. Johanna aus Unterliederbach probierte es aus und fand es „cool“. Jugendclub und Jugendhaus richteten ein Fußballturnier auf dem Bolzplatz aus. Beim Orientierungsmobil stand ein Tischkicker bereit. Hilfe beim Bewerbungsschreiben war an diesem Tag weniger gefragt. Bei den wöchentlichen Beratungsstunden jeweils donnerstags vor dem Quartiersbüro in der Hermann-Brill-Straße dagegen herrsche immer guter Betrieb, sagte Mitarbeiter Ivica Krstanovic.

Und die Erwachsenen? Für sie gab es ebenfalls ein breites Unterhaltungsangebot. Die Wohnungsbaugesellschaften boten Spiele und Informationen an. Bei der Nassauischen Heimstätte zum Beispiel konnten Besucher Energiefresser jagen. Dafür waren in einem bunten Bild 18 Fehler zu finden und Fragen zum Energiesparen zu beantworten. Die Antworten verbargen sich auf einer Wand hinter rotem Buchstabensalat. Mit einer Speziallupe kontrollierte zum Beispiel Chahrazad (10 Jahre), ob sie alles richtig gemacht hatte.

Der Förderverein „Buchstütze“ der Stadtteilbücherei beteiligte sich mit einem Bücherflohmarkt. Ein weiterer Verein machte den Nachbarn spontan seine Aufwartung. „Wir haben gerade zwei Stunden Mitgliederwerbung vor dem Eissalon betrieben. Da haben wir uns gesagt, wir können doch auch noch mal kurz beim Fest vorbei kommen“, sagten Wehrführer Sven Sommerschuh und Jugendwart Dirk Mettin von der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen. Kaum stand das große rote Löschfahrzeug da, wurde es auch schon von Kindern gestürmt. „Es ist unsere beste Motivationshilfe“, schmunzelten die Wehrleute und verteilten Bastelbögen und Informationen über die Jugendfeuerwehr.

Samir Zeyani, der im Quartiersbüro mithilft, briet Rindswürste auf dem Grill, die eritreische Gruppe, die mit Unterstützung durch das Quartiersbüro muttersprachlichen Unterricht für ihre Kinder gibt, legte Rostbratwürste auf. So war für jeden Geschmack und jede Religion gesorgt.

„Es macht Spaß. Jeder darf kommen, und wir pflegen die Nachbarschaftsbeziehungen“, sagt Solomon Tesfahuney von der eritreischen Gruppe. „Es ist wichtig, sich auch mal zu präsentieren“; findet Diana Kühnau, Leiterin des städtischen Kinderzentrums Pfingstbornstraße: „Man kennt viele aus dem Stadtteil, man trifft Ehemalige. Es ist eine schöne Möglichkeit der Kontaktpflege.“ „Es ist für uns selbstverständlich, hier teilzunehmen“, sagt auch Angelika Mayer, Leiterin der Kita St. Kilian.

Seit Einrichtung des Quartiersmanagements 2008 bildet das Nachbarschaftfest den jährlichen Veranstaltungs-Höhepunkt. Organisiert wird es federführend von Sandra Herbener von der Caritas, die das Quartiersbüro im Rahmen des Frankfurter Programms „Aktive Nachbarschaft“ betreibt. Sie kann dabei auf ein gut eingespieltes Team zurück greifen. Der „Frischhalteclub“ kümmert sich um Kaffee, Kuchen, Getränke und den Verkauf von Bons.

Im Einzelfall bedeutete das den Verzicht aufs Feiern. „Ich bekomme vom Fest gar nichts mit, dauernd ist etwas zu tun“, seufzte Monika Calzolari: „Aber es ist ja schön so. Alles okay“. Eritreische Männer, junge Fußballer und weitere Helfer schleppten Tische und Bänke heran und bauten die Pavillons auf und ab. Die Anwohner, die nicht mitarbeiteten, nutzten das Fest gerne. Sie picknickten, plauderten miteinander und sahen den Kindern beim Spielen zu. Viktor Gesiarz und Janosch Acker-Wild untermalten das Ganze mit Musik vom Band. Um 19 Uhr setzte der Jongleur und Straßenkünstler Kaspar Gross mit seiner Show den bunten Schlusspunkt unter einen bunten Nachmittag. hn

„Cool“ fand Johanna das „Aerotrim“.

„Cool“ fand Johanna das „Aerotrim“.

Der Klassiker „Eierlaufen“ gefällt auch Kindern von heute. Das Kinderzentrum Pfingstbornstraße ermöglichte das. Fotos: Heide Noll

Der Klassiker „Eierlaufen“ gefällt auch Kindern von heute. Das Kinderzentrum Pfingstbornstraße ermöglichte das. Fotos: Heide Noll