Mehr Möbel, weniger Parkplätze

Mehr Möbel, weniger Parkplätze

Radweg Kein Einsehen: Das Radfahrbüro beharrt auf seiner Konstruktion

Es hat sich einiges getan an der so genannten Radfahrerquerungshilfe am Dalles. Die Verkehrsinseln, die regelmäßig von Autos und Bussen gerammt und verschoben wurden und aus denen ebenso regelmäßig lange Schrauben herausragten, sind durch schmalere Exemplare ersetzt worden. Das scheint sich zu bewähren, denn bislang stehen die künstlichen Hindernisse unbeschadet direkt hinter/vor der Kurve mitten auf der Fahrbahn der Farbenstraße.

Zwei Bügelgeländer am Straßenrand in der Westenberger Straße sollen Radlern die riskante Fahrt gegen die Einbahnrichtung erleichtern; zuvor parkten dort immer Autos. In der Sindlinger Bahnstraße wurden Bürgersteige abgesenkt und weitere Querungshilfen, diesmal für Fußgänger, aufgestellt. Direkt in der Kurve soll nun eine kleine Insel mit Schild Radfahrern, die aus der Huthmacherstraße kommen und nach links abbiegen wollen, die Überfahrt erleichtern.

Fünf Parkplätze weniger

Insgesamt sind durch all diese Maßnahmen mindestens fünf Parkplätze im Ortszentrum entfallen. Autofahrer behelfen sich in der Regel dadurch, dass sie auf den Bushaltestellen oder direkt auf den abgesenkten Bordsteinen parken. Einer mit Schraffierungen versehenen Halteverbotszone wird nun mit Baken und Pollern Geltung verschafft.

CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin, der sich von Anfang an gegen die seiner Meinung nach unsinnige und gefährliche Radwegeführung ausgesprochen hat, wies das Radfahrbüro per Mail auf die auch nach der zusätzlichen Straßenmöblierung unbefriedigende Situation hin.

Er leitete auch die Berichterstattung darüber weiter. Die war Amtsleiter Joachim Hochstein nur ein Schulterzucken wert: „Wir geben weiterhin nicht die Hoffnung auf, dass sich der Journalismus in seiner Arbeit wieder der professionellen Recherche zuwendet“, teilte er dem Ortsbeirat mit.

„Dass die professionelle Recherche den Verursachern von Mängeln nicht immer passt, liegt in der Natur der Sache“, konterte Fribolin. Er erinnerte den Leiter des Radfahrbüros daran, dass die von den Bürgern gewählten Mandatsträger die Aufgabe haben, „gravierende Fehler der Verwaltung zu beanstanden, zu thematisieren und auf Korrekturen zu bestehen. Man nennt das parlamentarische Kontrolle“, merkte Fribolin an. Die Presse hilft dabei durch Berichte über die Faktenlage.

„Professioneller Journalismus zeichnet sich dadurch aus, dass in der Recherche unterschiedliche Positionen beziehungsweise Quellen eingeholt werden. Nur so entsteht erst eine Faktenlage, über die objektiv berichtet werden kann. Bedauerlicherweise ist dies bis heute nicht geschehen. Mein Hinweis zielte ausschließlich auf die Presse als demokratisches Regulativ, nicht auf das parlamentarische Mandat“, erwiderte Hochstein.

Er hat dabei offensichtlich vergessen, dass die Position seines Amts von ihm selbst und vor Ort am 19. Januar 2017 vorgetragen und darüber berichtet wurde (Sindlinger Monatsblatt vom Februar 2017, Höchster Kreisblatt vom 20. Januar 2017 – Siehe Kasten).

Waghalsig und über die Köpfe hinweg

Sei’s drum. Der Sindlinger Ortsbeirat und viele Bürger bleiben dabei: Diese Verkehrsführung ist gefährlich und waghalsig und zudem über die Köpfe der Bürger und Politiker hinweg durchgesetzt worden. Das Radfahrbüro hatte die ganze Sache ohne die vorgeschriebene Beteiligung des Ortsbeirats Sechs im Alleingang durchgezogen.

„Schade, dass Ihr Büro sowohl die Fakten ignoriert als auch den Willen des Ortsbeirats weiterhin missachtet und durch Straßenbaukosmetik gutes Geld Schlechtem hinterher wirft“, schreibt Fribolin dem Amtsleiter: „Basisdemokratisches Verhalten sieht in der Tat anders aus.“

Doch das Amt besteht darauf, die verwürgte Konstruktion nun ein Jahr lang „zur Beobachtung“ beizubehalten. „Es würde von Größe zeugen, gemachte Fehler einzugestehen und zu korrigieren“, regt Albrecht Fribolin an: „Vielleicht in einem Jahr.“ hn

Reichlich „möbliert“: Die umstrittene Radfahrer-Querungshilfe am Dalles wird nun ein Jahr lang „beobachtet“. Foto: Michael Sittig

Reichlich „möbliert“: Die umstrittene Radfahrer-Querungshilfe am Dalles wird nun ein Jahr lang „beobachtet“. Foto: Michael Sittig