Mit Baseball an die Spitze

Mit Baseball an die Spitze

Sport Niklas Rossius wurde mit den „Main-Taunus Redwings“ Hessenmeister

„Lead – shuffle – go!“ Yumiko Schwarz pfeift und elf Jungen spurten los. Die Übung ist Teil des Aufwärmprogramms der Baseballspieler der „Main-Taunus Redwings“. Einer fehlt aber noch in dem Jugendteam, das vor kurzem Hessenmeister und Dritter bei den Deutschen Meisterschaften wurde: Niklas Rossius aus Sindlingen.

Er kommt heute später zum Training, weil er vorher seinem Zweitsport nachgeht. Der Dreizehnjährige trägt mit der C-Jugend der HSG Sindlingen/Zeilsheim ein Punktspiel aus. Direkt danach fährt ihn Vater Oliver Rossius zum Baseballtraining in die Sporthalle der Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel. Dort zieht er auch gleich selbst die Hallenschuhe an, denn Oliver Rossius ist Co-Trainer der Jugendmannschaft.

Yumiko Schwarz lässt die Jungen nun das Werfen üben. Sie ziehen die riesigen Fanghandschuhe an und werfen sich die Bälle über wachsende Distanzen zu. Kein Problem für Niklas. Der junge Sindlinger ist ein guter Werfer und wird in der nächsten Sommersaison voraussichtlich die zentrale Position „Short Stop“ übernehmen. „Das ist da, wo der Ball meistens hinkommt, wenn ihn ein Rechtshänder schlägt“, sagt Oliver Rossius. Baseball, das ist ein wenig wie Brennball und hierzulande eine Randsportart. Dass Niklas sie so begeistert und erfolgreich betreibt, ist seinem Vater zu verdanken. „Ursprünglich habe ich Fußball gespielt. Bei einer USA-Reise 1988 fing ich mit Baseball an. Damals lebte ich in Berlin und hatte Freunde, die auch Spaß an diesem Sport fanden. Wir haben sogar ein Team gegründet“, erzählt er.

Mit einer Reise in die USA fing alles an

Damals erlebte die in den USA beliebte Sportart in Deutschland einen Aufschwung. Überall gründeten sich Mannschaften, Landes- und Bundesverbände. Das Privatfernsehen übertrug sogar Spiele. Dann ebbte das wieder ab. „Ich bin zu Softball gewechselt. Das ist ein ähnliches Spiel mit einem größeren Ball“, berichtet Oliver Rossius. Die Familie zog nach Sindlingen, und Söhnchen Niklas begleitete den Vater schon als kleines Kind auf diese Softball-Turniere. Mit anderen Kindern fing er an, das Spiel der Großen zu imitieren. „Mit drei, vier Jahren bin bei den Main-Taunus Redwings eingetreten“, berichtet er.

Während Schwester Jana Handball und Reiten den Vorzug gibt und mit Baseball wieder aufhörte, ist es für Niklas das beherrschende Hobby. Er hat den Auswahlprozess der deutschen Baseball-Akademie gemeistert und genießt dadurch eine Nachwuchsförderung auf hohem Niveau in Sommercamps und bei Reisen. So durfte Niklas als Schülerspieler (neun bis zwölf Jahre) zehn Tage in Los Angeles in Gastfamilien verbringen. Der Einsatz wirkte sich positiv auf seine Heimmannschaft aus. Mit ihr gewann er in seinem letzten Schülerjahr 2016 die Europameisterschaft. Zuvor waren die Schüler dreimal Hessenmeister, und mit dem Team der Jugendlichen (13 bis 15) hat es auch geklappt. Eine schöne Bilanz für Oliver Rossius, der die Jungen seit vier Jahren zusammen mit Yumiko Schwarz trainiert. Die Jugendarbeit wird generell groß geschrieben im Verein. Von rund 270 Mitgliedern sind die meisten unter 18. Während Herren- und Damenteam zur Zeit zu wenig Aktive für eine Mannschaft haben und deshalb Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen bilden, sind die fünf Jugend-Altersklassen von den vierjährigen „Bee-Ballern“ bis zu den Junioren durchweg gut besetzt und nehmen am Liga-Betrieb teil. Seine Mitspieler stammen aus Kriftel, Hofheim, Eddersheim, Offenbach, Eschborn und dem Taunus. Japaner, Koreaner und ein US-Amerikaner gehören dazu. „Das ist das Schöne am Baseball, es ist sehr international“, sagt Mutter Julia Rossius. Sie mag die Atmosphäre bei den Turnieren, auch wenn der Aufwand für das Hobby hoch ist. Weite Fahrten und hoher Zeitaufwand gehören dazu. „In unserer Baseball-Familie bestimmen die Wochenend-Termine den Ablauf“, sagt sie. Außerdem muss Niklas, der die achte Klasse des Gymnasialzweigs der Hattersheimer Heinrich-Böll-Schule besucht, hin und wieder eine Schulbefreiung beantragen. „Ich bin aber trotzdem ganz gut in der Schule“, versichert er.

Fernziel ist ein Baseball-Stipendium

Sein nächstes Ziel ist es, im Januar beim Auswahltraining im Leistungszentrum Paderborn gut abzuschneiden. Wenn ihm das gelingt, darf er vielleicht während der Osterferien zum Sondertraining in die Karibik mitfahren; außerdem möchte er sich für die U14-Europameisterschaft im April qualifizieren. Fernziel ist für den Jungen ein Stipendium in einem Leistungszentrum mit dem Ziel, Profi-Sportler zu werden. Sollte das nicht klappen, dürfte Baseball trotzdem weiterhin wichtig für ihn bleiben. Getreu dem Wahlspruch der Sportler: Baseball ist nicht mein Hobby, es ist mein Leben.

„Lead and shuffle“ heißt diese Übung im Baseball-Training.

„Lead and shuffle“ heißt diese Übung im Baseball-Training.

Konzentriert fixiert Niklas Rossius den Ball. Der Sindlinger ist ein erfolgreicher Baseballspieler und wurde mit den Main-Taunus Redwings Hessenmeister.

Konzentriert fixiert Niklas Rossius den Ball. Der Sindlinger ist ein erfolgreicher Baseballspieler und wurde mit den Main-Taunus Redwings Hessenmeister.

Baseball ist ihr liebstes Hobby: Oliver Rossius und Sohn Niklas.  Fotos: Michael Sittig

Baseball ist ihr liebstes Hobby: Oliver Rossius und Sohn Niklas.
Fotos: Michael Sittig