Sie schleichen nicht, sie rasen

Sie schleichen nicht, sie rasen

Verkehr Nach Anwohnerbeschwerden: SPD-Rundgang durch die Siedlung

Die Klagen über den Verkehr in der Siedlung reißen nicht ab. Schon seit die Internationale Schule Frankfurt Rhein-Main (ISF) 1995 den Betrieb aufnahm, gibt es Ärger wegen des Schülerbring- und -holverkehrs. In den vergangenen Jahren sei es sogar noch schlimmer geworden, beschweren sich Anwohner. Deshalb lud die SPD Sindlingen zu einem Ortstermin in der Albert-Blank-Straße ein.

Diese und die angrenzenden Straßen westlich der Sindlinger Bahnstraße entstanden zur Erschließung der Wohnblocks nach dem Zweiten Weltkrieg und waren nie als Durchgangsstraßen gedacht. Trotzdem schieben sich hier jeden Morgen und Nachmittag Blechlawinen durch. Die Hauptzufahrt zur ISF über die Straße zur Internationalen Schule führt über einen beschrankten Bahnübergang. Dessen Schranken sind häufig unten. Die Autos, die zur Schule oder zu der privaten Kinderbetreuungseinrichtung Fluggi-Land wollen, stehen Schlange. Um die mitunter langen Wartezeiten zu vermeiden, nutzen Eltern und Fahrer den Schleichweg durch die Siedlung. Dabei schleichen sie aber nicht, sondern rasen, schimpfen Anwohner.

„Diese für viele unbefriedigende Situation ist unser Ausgangspunkt“, sagte SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik. Wenn sich der Schulverkehr an der Einmündung zur Bahnstraße zurück staut, kommen auch die Anwohner nicht mehr aus ihrem Wohngebiet heraus. Außerdem beklagen sie eine große Rücksichtslosigkeit der Autofahrer. Sie führen zu schnell und ließen keine Fußgänger über die Straße. „Deshalb wollen wir heute hier mit Ihnen sprechen. Darauf aufbauend, sollten wir ein Handlungskonzept erarbeiten und Druck ausüben, damit ein Verkehrskonzept erstellt wird“, sagte Pawlik. Vielleicht gebe es verschiedene kleinere Maßnahmen, mit denen sich eine Verbesserung erreichen ließe. Die einzige „richtige“ Lösung, nämlich die Untertunnelung oder Überbrückung des Bahnübergangs, werde noch viele Jahre auf sich warten lassen.

Bei einem Rundgang nahmen Pawlik, Stadtbezirksvorsteher Roland Haschke und sieben Bürger die notorischen Punkte in Augenschein. Dazu gehört auch die Hermann-Küster-Straße. Sie führt zwar nicht direkt zur ISF, aber ganz Schlaue, die sich die Staus in der Albert-Blank- und Hugo-Kallenbach-Straße ersparen wollen, fahren die Küster-Straße hoch bis zum Kindergarten, lassen die Schüler dort aussteigen und den kurzen Fußweg zur ISF nehmen, während sie selbst wenden und wieder zurück fahren. Die Hermann-Küster-Straße jedoch ist noch enger als die Albert-Blank-Straße und es soll häufig zu unschönen Szenen im Begegnungsverkehr kommen. Steht dann auch noch ein Müllwagen im Weg, werde schon mal der Bürgersteig als Umfahrung missbraucht, berichtet Anwohner Norbert Richmann.

Die Probleme sind sattsam bekannt. Was lässt sich machen? Ein Bürger schlug vor, den Verkehr von Zeilsheim her unter der nördlichen Bahntrasse hindurch zu führen. Ein anderer plädierte dafür, die Schule direkt von der Südumgehung, der B40 her, zu erschließen. Dann brauche man keinen Bahnübergang.

Anwohnerin Ilona Klein berichtete von einer Schule im Taunus, die einen zentralen Parkplatz angelegt und von da aus einen Bus-Pendelverkehr eingerichtet hat. Eine andere Möglichkeit sei, die Siedlung einfach zur Sackgasse zu erklären und nur Anwohnern die Zufahrt zu erlauben. Das müsse dann aber auch kontrolliert werden, waren sich alle einig. „Heute haben wir einen ersten Schritt auf einem langen Weg gemacht, um zu einer Lösung zu kommen“, sagte Sieghard Pawlik. Er wolle das Anliegen nun an den Magistrat weiterleiten und Gespräche führen.

Doch das dauert den Anwohnern alles zu lange. „Wir könnten schon mal Unterschriften sammeln“, schlug Ilona Klein vor. Den Ortsbeirat einzuschalten oder auf der Straße zu demonstrieren seien weitere Optionen. „Wir sollten eine Bürgergruppe bilden, die das in Angriff nimmt“, schlug Ilona Klein vor. Damit nicht nochmal 20 Jahre ins Land gehen, bis sich etwas bessert. hn

Die Verkehrsprobleme in der Hofmann-Siedlung nahm die SPD zum Anlass für einen Rundgang mit Bürgern. Foto: Heide Noll

Die Verkehrsprobleme in der Hofmann-Siedlung nahm die SPD zum Anlass für einen Rundgang mit Bürgern. Foto: Heide Noll