Starkregen überfordert das Kanalnetz

Starkregen überfordert das Kanalnetz

unwetter Etliche Keller überschwemmt

Es war wie ein kleiner Weltuntergang. Heftiger Regen stürzte am Dienstag, 15. August, herab, etliche Liter pro Quadratmeter ergossen sich sturzflutartig über Sindlingen. Erst Donnerschläge, dann die Martinshörner der Feuerwehr bildeten die Begleitmusik.

Die Bilanz: Es gab mehrere Blitzschäden und sehr viele Überschwemmungen. Vor allem in Steinmetzstraße und Westenberger Straße, aber auch einigen anderen Straßen des Ortskerns stand das Wasser mehr oder weniger hoch in den Kellern.

Anderntags riefen etliche Sindlinger bei dem langjährigen Ortsbeirat Albrecht Fribolin (CDU) an und klagten ihm ihr Leid. Mehrere Anrufer meinten, dass ein zu geringer Querschnitt der Kanalrohre mit für die Kellerüberschwemmungen verantwortlich sein könnte. Die Kanalisation ist in einigen Bereichen 70 Jahre und älter.

Andererseits gab es in den 60 Jahren zuvor keine Probleme, sagt Anwohner Wolfgang Schuhmann. Nach Juni 2016 hatte er nun zum zweiten Mal Wasser im Keller, und das nicht zu knapp. Möglicherweise wirken hier Neubauten an der Farbenstraße und die zunehmende Versiegelung von Flächen zusammen, so dass der Kanal mehr bewältigen muss, sagt er.

Fribolin wandte sich an die Stadtentwässerung mit der Bitte um Auskunft. „Da ich nun überhaupt keine Kenntnisse in dieser Materie habe und die Problematik überschwemmter Keller erst seit zwei bis drei Jahren aufgetaucht ist, wäre ich Ihnen für fachliche/sachliche Informationen zur Weitergabe an die Betroffenen dankbar“, schreibt er in einer E-Mail: „Interessant hierbei wäre, was die Eigentümer zur Verbesserung der Situation in ihren Häusern baulich verändern sollten und ob seitens des Amtes eventuell aktuelle Maßnahmen wie zum Beispiel Vergrößerung des Kanalquerschnitts geplant sind.“

Das ist nicht der Fall, berichtet das Höchster Kreisblatt. Der sintflutartige Regen an jenem 15. August habe eine Intensität erreicht, wie sie nur alle 30 Jahre einmal vorkomme, wird eine Mitarbeiterin der Stadtentwässerung zitiert. Die Kanäle könnten es mit Niederschlägen aufnehmen, wie sie statistisch alle drei bis fünf Jahre einmal vorkommen, ergänzt Werner Kristeller in dem Bericht. Der technische Betriebsleiter der Stadtentwässerung erklärt, dass es aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht möglich sei, die Kanalisation auf solche besonders starken Regengüsse auszulegen.

Der Kanal in der Steinmetzstraße habe einen Durchmesser von 42 Zentimetern, derjenige in der Farbenstraße von 90 mal 60 Zentimetern. Das sei völlig ausreichend. Extreme Regenfälle seien Ausnahmen, mit denen mal nicht kalkulieren könne. hn

 

150 Jahre Abwasserentsorgung

Stadtentwässerung Tag der offenen Tür im „Bauch der Großstadt“

Millionen Liter Wasser fließen jeden Tag in Frankfurt. Und so selbstverständlich, wie es aus der Leitung kommt, fließt es auch wieder ab. Doch was passiert dann?

Ohne geregelte Abwasserentsorgung wären urbanes Leben und Stadtentwicklung nicht möglich. Die Kanalisation ist der Bauch der Großstadt. Ein weitverzweigtes Kanalsystem führt Regen- und Schmutzwasser aus Haushalten, Industrie, Handel und Gewerbe zu den Abwasserreinigungsanlagen. Nach einer aufwändigen und hochtechnisierten Behandlung ist es wieder sauber. So sauber, dass der Main am Ablauf der Kläranlagen mit die beste Wasserqualität im Frankfurter Stadtgebiet hat.

Die Ableitung und Reinigung des Abwassers sowie die Beseitigung des dabei anfallenden Klärschlammes haben in Frankfurt am Main eine über 150-jährige Tradition. Immer wieder auf en aktuellen Stand der Technik gebracht, versteht sich die Stadtentwässerung Frankfurt (SEF) als moderner, leistungsfähiger Dienstleister für Abwasserentsorgung und Gewässerschutz und steht für umfassenden Umweltschutz. Und natürlich bietet die SEF auch fachkundige Beratung und ist wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Am Tag der offenen Tür am Samstag, 9. September, kann jeder einen Blick hinter die Kulissen werfen. Auf auf dem Gelände der Abwasserreinigungsanlage Niederrad in der Goldsteinstraße 160 zeigen die Mitarbeiter der SEF von 11 bis 17 Uhr Besuchern alles rund um Abwasserreinigung, Kanalisation, Gewässerunterhaltung, Gebühren und Berufsausbildung. Die Gäste können die denkmalgeschützte historische Kläranlage besichtigen und hautnah erleben, wie heute mit moderner Technik im Großklärwerk die Abwässer der Stadt gereinigt werden. Es gibt Führungen in die Kanalisation in der Innenstadt, durch ein Pumpwer und eine Kanalbaustelle. Ein Buspendeldienst bringt Interessierte zur zentralen Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage (SEVA) in Sindlingen. .

Für die Betreuung der Kinder und das leibliche Wohl ist gesorgt. Nähere Informationen stehen auch im Internet (www.stadtentwaesserung-frankfurt.de). simobla