Treu Kolping – Seit 70 Jahren

Treu Kolping – Seit 70 Jahren

Kolpingfamilie Die Sindlinger wünschen sich vor allem eines zum runden Geburtstag: jüngere Mitstreiter

„Treu Kolping“ wünschten sich 1947 die Väter der Sindlinger Kolpingfamilie. Mit dem Kolping-Gruß besiegelten sie die Gründung einer eigenen Gemeinschaft. In diesem Jahr feiert sie ihr 70-jähriges Bestehen.

Der geistliche Rat Steinmetz war nicht amüsiert. Er fand, dass die vorhandene Männergruppe ausreiche und kein weiterer Verein nötig sei. Doch mehrere seiner Schäfchen gehörten bereits der Höchster Kolpinggruppe an. Insbesondere Heinrich Bott drängte darauf, eine eigene Sindlinger Sparte zu bilden. Als Schreinergeselle hatte er selbst bei seinen Wanderungen durch Europa dankbar die Unterstützung durch das Kolpingwerk genutzt. Am 22. Januar 1947 beschlossen er und Gleichgesinnte die Gründung.

Nachdem das Kolpingwerk in Köln den neuen Ableger bestätigt hatte, kamen die Männer am 24. September 1947 zur Gründerversammlung zusammen. Sie wählten Heinrich Bott zum ersten Senior, wie der Vorsitzende damals genannt wurde, und Kaplan Süß zum „Präses“ (zweiter Vorsitzender). Am Kolping-Gedenktag im Dezember ‚47 zählte die junge Kolpingfamilie schon 64 Mitglieder, ein Jahr später 111. „Es wurde viel Sozialarbeit geleistet“, berichtet Hildegard Bott, heutige zweite Vorsitzende: „Es waren arme Jahre, kurz nach dem Krieg“. Die Männer finanzierten die Sozialstation und schnitzten und bastelten Spielzeug und Rodelschlitten für Kriegswaisen und Flüchtlingskinder. Die Handwerker wagten sich auch an größere Projekte. Sie bauten sechs Häuser mit 12 Wohnungen in der Steinmetz-Straße. Es gelang ihnen jedoch nicht, eine Jung-Kolpinggruppe und damit Nachwuchs zu etablieren.1963 wurde Heinrichs jüngerer Bruder Franz Bott Senior. Unter großem persönlichen Einsatz richtete er im Kirchturm von St. Dionysius ein Turmzimmer für die Jugend ein. Das wurde rege genutzt; doch auch aus dem legendären „Törmsche“ schloss sich niemand der Kolpingfamilie an. Als Franz Bott 1969 starb, drohte der überalterten Gemeinschaft die Auflösung.

Mit den Frauen ging es aufwärts

So griffen die Männer zu einer radikalen Maßnahme. Im November 1970 beschlossen sie, Frauen zuzulassen. „Von da an blühte die Gemeinschaft auf“, berichtet Hildegard Bott. Die Frauen – in der Regel Ehefrauen von Kolping-Männern – arbeiteten fleißig wie die Bienen. „Wir waren immer und ständig am Basteln“, sagt sie weiter, „für unsere tolle Tombola. Die Einnahmen wurden alle gespendet.“ Noch heute ist ab und an Bedauern darüber zu hören, dass es seit 2011 keine Tombola mehr beim Ranzenbrunnenfest gibt. Die Frauen gestalteten auch die jährliche Faschingsfeier und den ökumenischen Tanzkreis.

Unter der Leitung von Franz Huthmacher (heute 92 Jahre alt) entstand die Kolping-Blaskapelle, die viele Jahre lang kirchliche und gesellige Veranstaltungen begleitete. Viele schöne Erinnerungen verbinden Hildegard Bott und ihre Kolping-Freunde mit diesen Jahren, in denen sich die Mitgliederzahl unter dem Führungsduo Alfons Fell und Anton Karell verdoppelte: „Das Scheunenfest bei Franz Huthmacher, das Grillfest im Garten der Baumschule Schmidt, um nur einige zu nennen.“ Häufig hörten die Kolpingmitglieder Vorträge zu religiösen und allgemeinen Themen. „Bei uns gab es nicht nur fromme Sprüche. Kolping ist ökumenisch, es sind auch Protestanten dabei“, betont Hilde Bott.

1987 feierten 73 Kolpingmitglieder das 40-jährige Bestehen, zur 50-Jahrfeier 1997 waren es noch 56. Nachwuchs fehlt, der Altersdurchschnitt steigt und liegt mittlerweile bei 76,8 Jahren, hat das jüngste Mitglied Stefan Löllmann (23 Jahre) ausgerechnet. „Höhen und Tiefen begleiten uns. Dennoch zeigen die Aktiven einen bewundernswerten Einsatz“, sagt Hildegard Bott und nennt beispielhaft Margret Karell, die in ihrem Leben Tausende Gläser Gelee gekocht hat und es mit 89 Jahren noch immer tut. Der Erlös geht an ein Straßenkinderprojekt in Sao Paulo.

Einen Vorsitzenden hat die Sindlinger Kolpinggruppe zur Zeit nicht. Seit dem Tod von Karlheinz Rinke vor einigen Jahren teilen sich Hildegard Bott (85 Jahre), Margarete Merz (85), Renate (77), Franz (82) und Stefan Löllmann (23) die Leitungsaufgaben. „Wir sind offen für jeden“, betonen sie: „Unsere Veranstaltungen sind immer gut besucht. Es gibt viele Leute, die gerne zu uns kommen, auch wenn sie kein Mitglied sind.“ „Wir machen weiter, so lange wir können“, sagt Renate Löllmann. „Wir hoffen, dass noch ein paar Jüngere dazu kommen“, ergänzt Marga Merz. „Gottvertrauen und Hoffnung sind schließlich Kolping-Tugenden“, erklärt Stefan Löllmann.

Das 70-jährige Bestehen feiern knapp 40 Mitglieder am 3. Februar mit einer Auftaktveranstaltung um 17 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius. hn

Hildegard Bott schwärmt von vielen schönen Veranstaltungen und Unternehmungen in früheren Jahren. Foto: Michael Sittig

Hildegard Bott schwärmt von vielen schönen Veranstaltungen und Unternehmungen in früheren Jahren. Foto: Michael Sittig

 Die Sindlinger Kolpinggruppe im Gründungsjahr mit ihrem ersten Präses Kaplan Süß (Mitte).

Die Sindlinger Kolpinggruppe im Gründungsjahr mit ihrem ersten Präses Kaplan Süß (Mitte).

Gaudi in der Bütt: Von Anfang an war die Kolpingfamilie für ihre ausgelassenen Faschingsfeiern berühmt.

Gaudi in der Bütt: Von Anfang an war die Kolpingfamilie für ihre ausgelassenen Faschingsfeiern berühmt.

Immer am Basteln waren die Kolpingfrauen. Mit den Arbeiten bestückten sie eine große Tombola beim Ranzenbrunnenfest. Der Erlös wurde gespendet. Fotos: Sindlinger Geschichtsverein

Immer am Basteln waren die Kolpingfrauen. Mit den Arbeiten bestückten sie eine große Tombola beim Ranzenbrunnenfest. Der Erlös wurde gespendet. Fotos: Sindlinger Geschichtsverein

 

Jahresprogramm 2017

Freitag, 10. März

18 Uhr: Tischmesse im Kerzenschein zu „Josefs Schutzfest“

Freitag, 28. April

18 Uhr: Maiandacht mit Wasser aus Lourdes und anschließender Maibowle

Freitag, 9. Juni

Kulinarischer Vortrag über Asien und Afrika

Dienstag, 4. Juli

Ausflug in den Rheingau zum abendlichen Schoppen

Freitag, 18. August

18 Uhr: Grillfest

Dienstag, 12. September

Tagesausflug in den Odenwald

Freitag, 20. Oktober

18 Uhr: Rosenkranzandacht und Oktoberfest

Freitag, 17. November

16 Uhr: Vortrag „Kolping – Vorbilder in unserer Gesellschaft“

Sonntag, 10. Dezember

 9.30 Uhr: Kolpinggedenktag, Festgottesdienst, Sektempfang und Ansprachen