Fußball gehörte immer dazu

Fußball gehörte immer dazu

DiamantHochzeit Edith und Kurt Mundrzik sind seit 60 Jahren ein Paar

Der Standesbeamte sprach polnisch, die Heiratsurkunde musste übersetzt werden: Am 14. Dezember 1958 heirateten Edith und Kurt Mundrzik in Stettin, das nach dem Krieg zu Polen kam. Die Hochzeit ermöglichte es Kurt Mundrzik, ein halbes Jahr später im Zug der Familienzusammenführung nach Deutschland auszureisen.

Die Familie seiner Frau hatte Schlesien schon vor Jahren verlassen. Die Großmutter jedoch lebte weiterhin in Groß-Döbern bei Oppeln. Die Enkelin besuchte sie häufig in den Ferien. Bei einer Tanzveranstaltung lernte sie den Dachdeckerlehrling Kurt kennen. Die beiden wurden ein Pärchen und schließlich ein Ehepaar.

Nach Sindlingen kamen sie 1959. Hier haben sie das Entstehen der Siedlung hautnah miterlebt. Edith und Kurz Mundrzik zogen als junges Ehepaar in den ersten fertig gestellten Wohnblock der Nassauischen Heimstätte in der Hugo-Kallenbach-Straße. Rundum war nur Feld und Baustelle. Sindlingen-Nord in seiner heutigen Form gab es noch nicht.

Auch eine Kreisstadt Hofheim gab es nicht. Verwaltungszentrum für den Main-Taunus-Kreis war Höchst. Mundrziks kamen nach der Ausreise aus Schlesien zunächst in Ruppertshain bei einem Onkel unter. Dort holten sie die kirchliche Trauung nach. Kurt Mundrzik fand Arbeit als Dachdecker, Edith Mundrzik in einem Labor in den Farbwerken. Die Anreise war weit und beschwerlich und die Wohnung zu klein, denn 1959 kam im Wöchnerinnenheim der Farbwerke ein Töchterchen zur Welt.

„Wir haben uns beim Landratsamt in Höchst um eine Wohnung beworben“, berichten die beiden. So wurden sie in Sindlingen heimisch. Hier wurde 1965 auch ein Sohn geboren.

Der begeisterte Fußballer Kurt Mundrzik schloss sich der Viktoria an, spielte mit Heinz Wulf und anderen bekannten Kickern. „Bei Wind und Wetter bin ich mit den Kindern zum Zusehen an den Kreisel“, erinnert sich seine Frau. Kurt Mundrzik arbeitete bei der Sindlinger Dachdeckerfirma Noll. Gemeinsam genossen sie ihre Freizeit in einem Garten hinter der Bahn und Ferien in Leutasch in Tirol. „Eine schöne Zeit war das“, sagen die beiden.

Gesundheitliche Probleme brachten Einschränkungen mit sich. Als die Nassauische Heimstätte den Wohnblock im Jahr 2000 sanierte, zogen Mundrziks um in eine seniorengerechte Wohnung in der Huthmacherstraße. Den Kontakt zu den Fußballern behielten sie über all die Jahre, treffen sich noch heute regelmäßig mit anderen beim Soma-Stammtisch. Ein Schicksalsschlag waren Krankheit und schließlich Tod des Sohnes vor einem Jahr. So hatten die beiden wenig Lust, das Ehejubiläum groß zu feiern, zumal die nächsten Anlässe schon bevorstehen. „Im April werden wir beide 80, innerhalb einer Woche“, sagt Edith Mundrzik: „Da feiern wir dann alles zusammen.“ hn

Edith und Kurt Mundrzik sind seit 60 Jahren verheiratet.   Foto: Michael Sittig

Edith und Kurt Mundrzik sind seit 60 Jahren verheiratet. 
Foto: Michael Sittig