Im Blues zuhause

Im Blues zuhause

Mundart Ein Abend mit Rainer Weisbecker

Zum ersten Frankfurter Abend in diesem Jahr haben Pfarrer Vorländer und der evangelische Kirchenvorstand einen alten Bekannten ins Gemeindehaus eingeladen: Rainer Weisbecker. 

Der Mundartkünstler spielt schon seit seiner Kindheit Akkordeon. Später erweiterte er sein musikalisches Spektrum auf Gitarren, Mandolinen einschließlich Quetschkommod – nein, Konzertina. Nicht zu vergessen die Mundharmonika, denn eigentlich hat sich Rainer Weisbecker dem Blues verschrieben. Viele seiner kleinen Anekdoten erzählen von dem Frankfurt seiner Kindheit und Jugend. Die Anregungen findet er auch als aufmerksamer Künstler „uff de Gass rund um Frankfort“. Daraus werden Geschichten und Lieder, die im Blues zuhause sind. 

Doch der Abend im Gemeindehaus war nicht in erster Linie dem Blues gewidmet, sondern dem Dreivierteltakt (den kennt man vom Walzer). Die Lieder stehen im Zusammenhang mit Tequila, dem Agaven-Brand aus Mexiko. Man höre und staune, das passte. Mundart hochprozentig, sozusagen.

Vertragen Indianer Feuerwasser? Wer sitzt bei dem Poeten nachts, außer einer Flasche Tequila, noch am Küchentisch? Tequila trinken – aus dem Glas, der Flasche oder doch lieber gleich aus dem Fass? Gelingt es einer Ehefrau, ihren trinkfesten Ehemann mit Milch und Strohhalm von seinem Laster zu befreien? „Ein Tequila zu viel“ etwa ist eins dieser Lieder aus dem Repertoire unzähliger eigener Kompositionen mit Texten des Frankfurter Liedermachers. 

Das Lied erzählt die Geschichte eines Mannes, der diesem Getränk frönt und am nächsten Morgen neben einer fremden Frau erwacht. „Die Geschichte nimmt ein gutes Ende“, beruhigte er sein Publikum.

Wird im Jenseits Apfelwein kredenzt? Gibt es en Bembel nach em Dood? Vielleicht aber ist doch die Hölle der idealere Ort für den sündigen Schoppepetzer. 

Rainer Weisbecker gelang es witzig und amüsant, auf sympathische Weise, skurrile Fragen mit lustigen Anekdoten, Gedichten, Blues- und Walzerklängen zu beantworten. Befürchtungen, Rainer Weibecker gehe fremd und vernachlässige den Frankfurter Äppelwoi, erfüllten sich aber nicht. Er ist dem Frankfurter Nationalschoppen treu geblieben und lässt ihn in seinen Liedern weiter eine wichtige Rolle spielen. Selbstverständlich blieb es nicht beim Singen übers Stöffche. Die Gemeinde schenkte wie üblich Äppelwoi aus und reichte Brezeln dazu. hjs

Rainer Weisbecker im evangelischen Gemeindehaus. Foto: Schulz

Rainer Weisbecker im evangelischen Gemeindehaus. Foto: Schulz