Müll ist ein Dauer-Ärgernis

Müll ist ein Dauer-Ärgernis

Jahresrückblick Teil 2 Auch Verkehr belastet die Bürger

Vom eigenständigen Dorf mit Bürgermeister, Ortspolizei und Rathaus verabschiedete sich Sindlingen am 1. Juli 2017. Dem 100. Jahrestag der Eingemeindung nach Höchst widmete der Heimat- und Geschichtsverein im vergangenen Jahr einen Vortrag.

Die Sindlinger Feuerwehr gab es damals schon. Sie beging 2017 ihr 125-jähriges Bestehen, unter anderem mit einer gigantischen Fahrzeugschau auf der Hoechster Farbenstraße. Die Kleintierzüchter feierten ihr 110-jähriges, die Kolpingfamilie ihr 70-jähriges und der Frauenchor Germania sein 40-jähriges Bestehen.

Im Januar weihte die katholische Gemeinde ihre alte, neue Orgel ein. Sie war zwei Jahre lang in einer Orgelwerkstatt zu Grundreinigung und Sanierung gewesen. Im Februar versuchte die Bürgerinitiative gegen das Neubaugebiet, 1000 Unterschriften zu übergeben. Im März ließ der Industrieparkbetreiber Infraserv wissen, dassauch er nichts von einem neuen Wohngebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zur chemischen Produktion hält. Im Mai genoss Sindlingen „Musik uff de Gass“ und Infraserv erklärte, wie die Geruchsmessungen im Stadtteil vor sich gehen. Im August setzte Starkregen etliche Keller unter Wasser. Im Oktober errangen die Sindlinger Gärfreunde die Apfelweinkrone.

Ganzjährig ein Ärgernis: Müll und Verkehr. Die Vermüllung des öffentlichen Raums nimmt überhand. Die Stadtreinigung kommt nicht nach. Die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine sagte ihren Umwelttag ab. Die Ludwig-Weber-Schule dagegen führt Jahr für Jahr die Aktion „Sauberhafter Schulweg“ durch. Dafür wurde sie im Herbst vom hessischen Umweltministerium ausgezeichnet.

Der Verkehr, insbesondere Durchgangsverkehr in Okrifteler und Bahnstraße, belastet nicht nur durch die Masse, sondern auch durch Fahrer, die über Bürgersteige brettern, parken wie sie wollen und generell durch große Rücksichtslosigkeit auffallen.

Ebenfalls problematisch ist die Durchfahrt großer Lastwagen. Anlieger dürfen aber nicht anders, beklagten die Firmen Krämer und Löllmann im Juni. Sie sind im kleinen Gewerbegebiet am südlichen Ortsrand ansässig. Das Problem wurde beim Besuch einer Delegation aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft am „Wirtschaftstag“ angesprochen. Die Unternehmen würden ihre Fahrzeuge gerne über die Baustraße schicken. Doch die ist nur für den Verkehr zum Klärwerk frei gegeben, beziehungsweise zwingend vorgeschrieben.

Mancher Lastwagen zum Klärwerk jedoch erkennt das nicht, sondern versucht es durch den Ort. Das kann schlecht enden, erlebte ein Fahrer im Juni. Er verkeilte sich mit seinem Lastwagen beim Versuch, durch die Schreinerstraße in die Okrifteler Straße einzubiegen. Erst als Anwohner ihr parkendes Auto wegfuhren, gelang das. Das Auto wurde beschädigt, doch das Unternehmen bestritt, dass das auf das Konto seines Fahrers ging. Die Geschädigten blieben auf dem Schaden sitzen.

Auch in Nord gab und gibt es viele Klagen über Raser, Raser auf Schleichwegen und Park-Rüpel sowie den Dauerbrenner Verkehr zur Internationalen Schule. Die SPD thematisierte das alles bei einem Bürgergespräch. Bei einem weiteren Gespräch wurden viele Klagen über unpünktliche und unzuverlässige Busse und S-Bahnen laut.

Ein Thema blieb und bleibt auch der gefällte Stamm der Friedenseiche. Die Baumleiche liegt wenig ansprechend in einem Beet. Wünsche aus der Bürgerschaft, das tote Holz zu entfernen und eine Baumscheibe mit Informationen zur Bedeutung des Baums aufzustellen, sind dem Magistrat zu teuer.

Zwei neue Vereine haben sich 2017 gegründet: ein Förderverein für die Ludwig-Weber-Schule und ein Förderverein für die Meister-Schule.

Der Dachverband der Vereine, die Arbeitsgemeinschaft Arge Sov, gelangte 2017 wieder in ruhigeres Fahrwasser. Der jahrelange Streit mit dem Finanzamt ist überstanden, allerdings wurde dem Dachverband der Vereine ein Teil seines Geldes genommen. Das erschwert die Ausrichtung von Weihnachtsmarkt, Ranzenbrunnenfest und Seniorenfastnacht. Dank Unterstützung durch das Quartiersmanagement war wenigstens das kleine Kinderkarussell gesichert.

Die Finanzierung von Würstchen für die Helfer beim Umwelttag oder eines Kranzes zur Niederlegung am Kriegerdenkmal am Volkstrauertag dagegen wurde schwierig. 2017 fanden diese beiden Veranstaltungen der Arge Sov nicht statt. Allerdings übernahm der VdK die Organisation der Feierstunde am Volkstrauertag. hn

Immer ein Höhepunkt: Musik uff de Gass. Archivfoto: Michael Sittig