Schon früh mitdenken

Schon früh mitdenken

Sauberhaft Kindergartenkinder lernen müllarmes Einkaufen

Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich den Kunden des Rewe-Markts in der Sindlinger Bahnstraße an einem Donnerstag Vormittag im Mai. 16 Kindergartenkinder saßen an Tischen zwischen den Getränke- und Wurstregalen und frühstückten. Obst, fantasievoll arrangiert, Brot, Wurst, Käse und kleine Pfannkuchen sahen nicht nur appetitlich aus, sie wurden auch umweltbewusst von abwaschbaren Plastiktellern gegessen. Anlass für die Einladung zum gesunden Frühstück im Supermarkt war die Aktion „Für ein sauberhaftes Hessen.“

„Bei Rewe gibt es diese Aktion seit 16 Jahren“, sagt Marktmanager Sebastian Dreimann. Früher bestand sie vor allem darin, mit den Kindern Müll aufzusammeln, der sich häufig im Umfeld der Märkte findet. Seit drei, vier Jahren bietet der Lebensmittelkonzern auch eine Rallye im Laden selbst an. Dabei geht es darum, überflüssigen Müll schon beim Einkauf zu vermeiden.

Lose Äpfel statt der voll verpackten

Das ist ganz einfach, erfuhren die Kinder der Pinguin- und der Schildkrötengruppe des katholischen Kindergartens St. Dionysius nach dem Frühstück. Sebastian Dreimann führte sie in die Obstabteilung und zeigte ihnen den Unterschied zwischen losen Äpfeln und solchen, die in Karton und Plastik verpackt sind. „Wo gibt’s mehr Müll?“, fragte er. Klar, bei den vollverpackten, das erkannte jedes Kind. Anschließend durften sich die Drei- bis Sechsjährigen pro Nase einen Apfel aussuchen. Für den brauchten sie gar keine Tüte, denn Rewe spendierte jedem eine kleine Mehrweg-Einkaufstasche aus Stoff. Da kamen die Äpfel rein. Wer keine solche Tasche hat und mehr vom losen Obst kaufen möchte, kann es in eine der dünnen Plastiktüten aus dem Spender stecken. Eine solche wiegt 2,5 Gramm, die Standard-Verpackung dagegen bringt es auf 25 Gramm Karton und Plastik.

Nach diesem Exkurs ging es wieder zurück zu den Getränkeregalen und dem Unterschied zwischen Einweg- und Mehrwegflaschen. Mehrweg-Plastikflaschen werden bis zu 50 Mal gespült und neu befüllt, Glasflaschen sogar bis zu 100 Mal. Einwegflaschen dagegen werden nach einmaliger Nutzung geschreddert und recycelt – wenn sie nicht in der Landschaft landen. „450 Jahre dauert es, bis eine solche Flasche in der Natur zersetzt wird“, sagte Sebastian Dreimann.

Die Kinder waren beeindruckt. Es war für sie innerhalb weniger Tage schon das zweite Mal, dass sie sich mit Müll befassten. Am „sauberhaften Kindertag“ waren sie mit ihren Erzieherinnen Ingrid Schubert und Melitta Salmen auf dem Spielplatz in der Hermann-Brill-Straße gewesen und hatten Abfall aufgesammelt. Den sortierten sie dann im Kindergarten in die richtigen Tonnen ein.

„Man muss es schon den Kleinen beibringen“

„Das kommt schon an“, weiß Mutter Carla Di Giacomo: „Die Kinder nehmen es wahr, wenn jemand Müll fallen lässt.“ „Man muss es schon den Kleinen beibringen“, findet auch Sebastian Dreimann, der selbst eine Tochter im Kindergarten hat. „Bei uns früher war das nie ein Thema“, sagen beide; früher lernten Kinder schon zuhause, dass man seinen Abfall, sei es ein Bonbonpapier, die Brötchentüte oder eine Plastikflasche, ordentlich entsorgt und nicht einfach fallen lässt.

Dass das heute nicht mehr selbstverständlich ist, wird häufig auch in Sindlingen beklagt. „Ja, wir haben hier ein Müllproblem“, weiß der Marktmanager. Die Bushaltestelle und die kleine Wiese am Markt sehen oft zum Davonlaufen aus. Natürlich stammen die vielen Abfälle nicht nur aus dem Supermarkt, sondern auch aus den umliegenden Geschäften. Obwohl die Stadtreinigung hier verstärkt tätig wird, hilft auch der Markt hin und wieder aus: „Wenn es zu extrem wird, lassen wir unseren Hausmeisterdienst dort auch mitkehren“, sagt Dreimann. hn

Ein gesundes Frühstück spendierte der Rewe-Markt Kindern des katholischen Kindergartens St. Dionysius. Markt-Manager Sebastian Dreimann, die Erzieherinnen Ingrid Schubert und Melitta Salmen sowie Mutter Carla di Giacomo (von links) betreuten die Kleinen. Foto: Michael Sittig

Ein gesundes Frühstück spendierte der Rewe-Markt Kindern des katholischen Kindergartens St. Dionysius. Markt-Manager Sebastian Dreimann, die Erzieherinnen Ingrid Schubert und Melitta Salmen sowie Mutter Carla di Giacomo (von links) betreuten die Kleinen. Foto: Michael Sittig