Industriepark: Kläranlage stinkt zum Himmel
Industriepark: Kläranlage stinkt zum Himmel
Übelste Gerüche plagten Teile Sindlingens vom 19. bis 22. April. Abgase aus der Kläranlage des Industrieparks gingen so, wie sie aus den Klärbecken kamen, direkt in die Umwelt. Betreiber Infraserv hatte kurz zuvor angekündigt, dass an der Abluftreinigung des internen Klärwerks Revisionsarbeiten durchgeführt würden. Normalerweise sorgt diese Anlage durch starkes Erhitzen der Abgase dafür, dass ein Großteil der Gerüche eliminiert wird. Nachdem diese Reinigung am Sonntag, 19. April, für die folgende Woche abgeschaltet worden war, gingen die Kläranlagendüfte direkt durch den Schornstein nach draußen. Und weil bei schönstem Frühlingswetter dauerhaft starker Ostwind wehte, wurde der Gestank gleich wieder nach unten gedrückt – auf Sindlingen. Erst als der Wind endlich drehte und aus Westen kam, ließ der Gestank nach. Sindlingen atmete auf.
Kommentar
Hust und würg: Sindlingen schnappt nach Luft
Lüften? Lieber nicht. Was einem Großteil der Sindlinger Bevölkerung in der zweiten April-Hälfte an Gestank zugemutet wurde, überschreitet das Maß des Erträglichen. Die Anwohner des Industrieparks haben sich zwar daran gewöhnt, dass es bei Ostwind immer leicht faulig und vergoren riecht. Schließlich stehen die Kläranlagen der früheren Hoechst-AG direkt an der westlichen Werksmauer, nur wenige Meter von den Wohnhäusern entfernt. Aber so schlimm wie in der Woche ab dem 20. April ist es selten. Es roch tagelang wie an einer offenen Fäkaliengrube. Widerlich. Da helfen auch keine parfümgetränkten Taschentücher als Mundschutz. Wie üblich in solchen Fällen bat Infraserv Höchst schon vorab um Entschuldigung. Nach fünftägigem Gestank wie in einem Abwasserkanal ist das allerdings ziemlich dürftig. Wenn es der Industrieparkbetreiber schon nicht schafft, seine Kläranlage geruchsarm zu betreiben, sollte er vielleicht dazu übergehen, kostenlos Raumsprays oder Räucherstäbchen an die Bürger zu verteilen. Oder – hust und würg – Tüten. Heide Noll