Erst bunt, dann braun: Frankfurt verboten

Erst bunt, dann braun: Frankfurt verboten

Buchstütze Verein lud zu zwei Abenden im Rahmen der Reihe „Frankfurt liest ein Buch“ ein

„Mein Schweigen muss aufhören für Sarah, die nach mir kommt. Erlösung muss ich finden – für meine Tochter… So habe ich mich entschieden, meine Geschichte aufzuschreiben…“

So heißt es im ersten Kapitel des Romans von Dieter David Seuthe „Frankfurt verboten“. Das Buch stand im Mittelpunkt der diesjährigen Leseaktion „Frankfurt liest ein Buch“. Hauptperson ist die junge Pianistin Elise, die am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt Musik studiert. Hauptperson und Handlung sind fiktiv, beschreiben aber sehr realistisch die Zeit Ende der 20er Jahre und die ab dem 31. Januar 1933 einsetzende rassistische Verfolgung der Juden. Viele Personen des Buches stellen Bezüge zu tatsächlich in der Zeit lebenden Menschen dar. So entsteht ein zunächst buntes, dann braunes Bild des Frankfurt der damaligen Zeit.

Erstmalig hatte sich der Förderverein Buchstütze entschlossen an der Leseaktion teilzunehmen und das gleich mit zwei Veranstaltungen, jeweils eine in Sindlingen und Zeilsheim. Besondere Motivation war natürlich die Tatsache, dass der Autor seit vielen Jahren als psychologischer Psychotherapeut in der Villa Meister arbeitet. In Sindlingen wurde in der Stadtteilbibliothek gelesen. Zu Beginn erfuhren die Anwesenden etwas über die Leseaktion, die 2010 von dem Frankfurter Verleger Klaus Schöffling ins Leben gerufen wurde. Inzwischen liegt sie in den Händen einer Trägervereins und findet jährlich statt, in diesem Jahr also zum siebten Mal.

Drei Leser führen quer durch das ganze Buch

Eva-Maria Callender und Mario Gesiarz gemeinsam mit der Bibliotheksleiterin Annette Moschner hatten sich das Buch aufgeteilt. Im Wechsel las jeder von ihnen mehrere Abschnitte. Dazwischen gab es kurze Erläuterungen, um die Zusammenhänge besser erfassen zu können, denn es ging quer durch das ganze Buch.

Da es im Roman noch viele kleine Nebenhandlungen und interessante Persönlichkeiten am Rand gibt, bleibt für zukünftige Leser noch genügend Spannendes und Interessantes zu entdecken, betonte Mario Gesiarz. Auch wurde deshalb das allerletzte kurze Kapitel des Buches ausgespart.

Exakt 37 Besucherinnen und Besucher, davon zahlreiche nicht aus dem Stadtteil, wohnten der Lesung bei. Einige waren sogar extra wegen der angekündigten Klezmer-Musik gekommen. Sie wurden jedoch enttäuscht, denn die Musik musste krankheitsbedingt ausfallen. Die Veranstalter waren trotzdem rundherum zufrieden, sowohl mit dem Verlauf als auch mit dem Besuch.

Auch die zweite Lesung am 21. April, diesmal gemeinsam mit dem Zeilsheimer „Kulturforum“ in dessen Räumen, war mit knapp 30 Zuhörerinnen und Zuhörern gut besucht. Hier las Jörg Hilse, Mitglied der Buchstütze, an Stelle der Bibliotheksleiterin. Die Kulturforumsvorsitzende Nathaly Simonis zeigte sich erfreut, sowohl über die Zusammenarbeit mit der Buchstütze, als auch darüber, dass die Zeilsheimer Lesung mit dem diesmal anwesenden Viktor Gesiarz und seinen Klezmer-Liedern „sogar ein Alleinstellungsmerkmal“ hatte. Wie gut die Klezmer-Lieder zum Buch passten, davon konnten sich die Anwesenden überzeugen.

Alle Akteure waren sich einig, auch zukünftig bei „Frankfurt liest ein Buch“ mit zu machen. rioges

Gut besucht war die Leseaktion in der Bücherei.

Gut besucht war die Leseaktion in der Bücherei.

 

Eva-Maria Callender und Annette Moschner. Fotos: Michael Sittig

Eva-Maria Callender und Annette Moschner. Fotos: Michael Sittig