Wo Richard Löwenherz einst im Gefängnis saß

Wo Richard Löwenherz einst im Gefängnis saß

Geschichtsverein Besuch auf Burg Trifels

Von Dieter Frank

Es war schon ganz schön anstrengend und mancher wird sich gefragt haben: „Warum wurden die Burgen eigentlich immer auf der höchsten Spitze eines Berges gebaut?“ Dabei hatten sich die Bergkletterer vorher noch in einer Gaststätte in Annweiler bei Pfälzer Gerichten gut gestärkt. Sicher, von den fast 50 Sindlingern, die auf Einladung des Geschichtsvereins an der Fahrt teilnahmen, hatten sich nur rund 30 auf den beschwerlichen Weg gemacht, die sagenumwobene Burg näher zu erkunden. Aber: Es hat sich gelohnt.

Nicht nur der Ausblick entschädigte für die Anstrengungen, nein, auch die Geschichte der Burg ließ den schweißtreibenden Aufstieg vergessen. Schließlich war sie im 12. und 13. Jahrhundert eine der wichtigsten Stätten salisch-staufischer Herrschaft über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Aus Sandstein erbaut, thront sie auf einem Felsenriff, dessen wild zerklüftete, senkrecht abfallende Spitze den Wald auf dem 500 Meter hohen Sonnenberg überragt.

Ihr heutiges Aussehen verdankt die Burg dem Interesse der Nationalsozialisten am Trifels, sie bauten die Burg ab 1938 wieder auf. Der Palas wurde als „nationale Weihestätte“ neu geschaffen. In diesem Zusammenhang ist auch der große, über zwei Stockwerke reichende „Kaisersaal“ zu sehen, den es in dieser Form auf dem ehemaligen Trifels nie gegeben hat. Nach dem Krieg wurde noch der Hauptturm mit neuem Obergeschoss auf insgesamt 32 Meter Höhe aufgestockt und ist heute als Aussichtsturm besteigbar.

Schon am Sammelplatz der Gruppe, bis zu dem der Bus die Teilnehmer fahren konnte, umwehte die Sindlinger der Hauch der mittelalterlichen Geschichte. Von den Burgführern erfuhren sie, dass im Mai 1194 just auf dem selben Ort sich Adlige und Kriegsknechte versammelt hatten, um zu einem Kriegszug nach Italien aufzubrechen. Der damalige Kaiser Heinrich VI. finanzierte diesen Kriegszug mit dem Lösegeld, das er dem englischen König Richard (Löwenherz) abgepresst hatte: circa 35 Tonnen Silber mussten die Engländer für die Herausgabe ihres Königs aufbringen. Richard Löwenherz war nicht der einzige, aber der prominenteste Gefange auf der Burg.

Krone und Schwert in der Schatzkammer

Was machte „die Trifels“ aber außerdem bedeutsam? Sie war Heimstatt der Reichskleinodien Krone, Zepter, Schwert und Reichsapfel. Nachbildungen dieser Stücke konnten die Sindlinger in der Schatzkammer der Burg bestaunen. Mit großen Augen ließen die Besucher die Einmaligkeit dieser alten Kostbarkeiten auf sich wirken.

Nach gut 90 Minuten stiegen die Sindlinger wieder in den Bus, um sich in Bad Dürkheim bei einem Glas Wein oder einer Vesper von den Strapazen zu erholen. Die Erlebnisse des Tages sorgten für genügend Gesprächsstoff, der auch bei der Heimfahrt nicht erschöpft war.

Erwartungsvoll fuhren die Sindlinger zur Burg Trifels. Sie wurden nicht enttäuscht.

Erwartungsvoll fuhren die Sindlinger zur Burg Trifels. Sie wurden nicht enttäuscht.