Bauverein
Eine Genossenschaft zum Leben
100-Jahrfeier – Ausstellung weckt Erinnerungen
Wie neu wirkt die Junkers-Gastherme für Warmwasser und Heizung. Dabei ist sie 50 Jahre alt. Das Original stammt aus der Hermann-Küster-Straße 21. Der Wohnblock war 1964 einer der ersten, in die der Bauverein moderne Etagenheizungen einbauen ließ. Mieter Manfred Mook jedoch verwandte als Mitarbeiter der MKW ausschließlich Strom. „Die Gastherme haben wir nie benutzt“, sagt er. „Nur geputzt“, ergänzt seine Frau Gertrud. Deshalb wirkt sie nun, in der Ausstellung zum Bauvereinsjubiläum, wie neu.
Daneben stehen eine alte Badewanne, Kohlen- und Gasherde und weitere Hausgeräte aus vergangenen Zeiten. Die kleine Ausstellung im Haus Sindlingen weckte bei den Besuchern der Hundertjahrfeier des Bauvereins Erinnerungen. Gleiches tat die große Fotowand mit Schwarzweißaufnahmen der Siedlung aus den vergangenen zehn Jahrzehnten. Eine Fotoschau in Dauerschleife, die Bauvereinsfotograf Hans-Joachim Schulz zusammen gestellt hatte, tat ein übriges, um das Leben in der Siedlung zu dokumentieren.
Vor dem Bürgerhaus standen Tische, Bänke und luftige Pavillons bereit, um den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Gewerbetreibende hatten rundum Stände aufgebaut, an denen sie für ihre Produkte und Dienstleistungen warben. Über einer Bühne, geschmückt mit dem Jubiläumsemblem und in Variationen der Bauvereinsfarbe Grün, wiesen silberne Luftballons auf den Anlass für das Fest hin: 100 Jahre. Am 18. April 1914 ist der „Bauverein für Höchst am Main und Umgebung“ gegründet worden.
Einen Kontrast zu den leichten, hellen Farben und dem fröhlichen Anlass zum Feiern boten die Sicherheitsleute, die, ganz in Schwarz und mit Sonnenbrillen wie „Men in Black“ ausstaffiert, überall herumstanden und die Besucher musterten. Die ließen sich davon aber nicht stören, sondern suchten sich Plätzchen im Schatten und hörten Sieghard Pawlik zu. Der SPD-Stadtverordnete und Vorsitzende des Mietervereins Höchst lobte den Bauverein und ging auf die allgemeine Wohnungslage wie auch ein mögliches Neubaugebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zur Siedlung ein. Christoph Wild, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Bauvereins, kündigte an, dass die Genossenschaft diese Entwicklung nahe an ihrem Kerngebiet „mit verfolgen, mitreden und vielleicht, ja, auch mit bebauen“ werde, „wenn alles passt“. Getreu der Maxime: Bewahren, Bewährtes aus der Vergangenheit überführen und fortentwickeln. Dafür wünsche er sich viele engagierte Mitglieder, die nicht nur in der Siedlung schlafen, sondern sie als ihren Lebensraum ansehen und sich entsprechend dafür einsetzen. „Eine Genossenschaft muss man leben“, sagte er.
Das ließ sich beim Picknick unter den Platanen des Platzes besonders angenehm tun. Das Acoustic-Jazz-Duo und DJ Paul Maré sorgten für Musik, Verpflegungsstände für Imbiss und Getränke. Kinder waren beim Kinderschminken, Basteln und Springen in der Hüpfburg bestens beschäftigt. So erfüllte sich einmal mehr, was Christoph Wild am Ende seiner Ansprache sagte: „Dass der Bauverein für Höchst und Umgebung seinen Schwerpunkt in Sindlingen hat und wir hier wohnen, war nicht die schlechteste Entscheidung.“ hn
Den Schatten suchten die Besucher der 100-Jahrfeier des Bauvereins – es war ein ausnehmend heißer Nachmittag.
Foto mit 100: Wer wollte, durfte sich mit den Jubiläums-Luftballons fotografieren lassen. Fotos: Hans-Joachim Schulz
Ihren Stadtteil gestalteten die Kinder mit, die die Wand der Bücherei mit Graffiti verzierten.