Reinigungstag
Ein Zeichen gegen die Vermüllung
Freiwillige befreien die Gemarkung vom Abfall
„Jedes Jahr das Selbe“, sagt Helmut Emsermann: In der Abfahrt von der B40 nach Sindlingen liegen Unmengen Jägermeisterfläschchen. „Man sieht genau, wo die Autofahrer in der Kurve abbremsen, das Fenster öffnen und ihren Müll rauswerfen“, sagt Günter Mohr. Gemeinsam gehen die beiden am Sindlinger Reinigungstag die verlängerte Farbenstraße ab und heben auf, was andere wegwerfen.
Emsermann, Mohr und 30 bis 40 weitere Helfer folgten an einem Samstag im März dem Aufruf der Arbeitegemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) zum Frühjahrsputz in der Gemarkung. Jupp Riegelbeck vom Germania-Männerchor holte beim Bauhof der Frankfurter Entsorgungs- und Service-GmbH Greifzangen, Handschuhe und Mülltüten. Die verteilten er und Arge-Sov-Vorsitzender Andreas Rühmkorf an die Helfer. Das waren überwiegend diejenigen, die immer kommen, wenn Hilfe gebraucht wird. Alfons Ehry vom Radfahrerverein lief vom Kreisel Richtung Lachgraben und Mainwiesen. Sänger der Germania-Chöre und Wolfgang Schuhmann von der katholischen Kirchengemeinde nahmen sich die Büsche und Sträucher entlang der Rampen zur Mainbrücke und das Mainufer vor. Dort und in der anderen Richtung, zur TVS-Halle hin, wo Hans Brunnhöfer vom TVS entlangging, holten die Helfer nicht nur Pappe, Holz und Plastik aus dem Bewuchs, sondern auch einen alten Reifen, eine WC-Schüsel, eine Platine, einen kaputten Kindertraktor und sogar einen Monitor. Ähnlich sperrige Gegenstände fanden die Mitglieder des Sindlinger Karnevalvereins entlang der Okrifteler Straße. Plastikstühle, Klapptisch, Blumenkästen, ein Liegestuhl: „Hier hat wohl jemand eine Gartenhütte ausgeräumt“, vermutet Claus Hoss vom SKV. Am Sammelpunkt landeten noch ein Autositz, eine Rolle Maschendrahtzaun, Bretter, Gegenstände aus Hartplastik und vieles mehr.
Jede Menge Schnapsflaschen, leere Ölflaschen und Plastikplanen holten Alex Schubert, weitere Erwachsene und die B-Jugend des Fußballclubs Viktoria aus der ungepflegten Grünfläche hinter dem öffentlichen Parkplatz am Kreisel, gleich neben der Sportanlage. „Es gibt ein paar neuralgische Punkte“, weiß Alex Schubert vom Vorstand. Die knöpften sich die Helfer nun vor. „Ursprünglich sollte mal jeder Verein vor allem sein Vereinsgelände und dessen Umgebung in Angriff nehmen“, sagt Stadtbezirksvorsteher und Geschichtsvereinsvorsitzender Dieter Frank. Wer kein Gelände hat, nimmt sich öffentlicher Wege an. So pickte Frank Zigarettenschachteln und Plastiktütchen entlang der Baustraße aus dem Gras. „Es ist ein Zeichen, dass einem etwas am Stadtteil liegt“, sagt er. Alfons Ehry vom Radfahrerverein
Am Ende fanden sich alle wieder an der TVS-Sporthalle ein. Dort spendierte die Arge Sov einen Imbiss und Getränke als Dankeschön. Es hätten ruhig ein paar Helfer mehr sein dürfen, aber im Großen und Ganzen ist Andreas Rühmkorf zufrieden: „Wir werden das sicherlich auch im nächsten Jahr machen“, sagt er: „Es ist vor allem eine symbolische Sache – selbst wenn man weiß, dass in ein, zwei Tagen wieder Müll herumliegt“.
Die aufgetürmten Müllhaufen holte die FES in der folgenden Woche ab – zumindest das, was liegen blieb. Schon am frühen Nachmittag machten sich Altmetallsammler an den Haufen zu schaffen, zogen rostige Rohre und Metallteile daraus hervor, um sie auf dem Schrottplatz zu verkaufen. hn

Gleich geht’s los: Mitglieder der Sindlinger Vereine holten sich Handschuhe, Greifzangen und Mülltüten ab und räumten dann in der Gemarkung auf. Fotos: Michael Sittig

In die Zange nahm Stadtbezirksvorsteher Dieter Frank Abfall entlang der Baustraße.