Sindlinger Monatsblatt Oktober 2016
Sindlinger Monatsblatt Oktober 2016
Die Ausgabe Oktober 2016 des Sindlinger Monatsblatt steht hier zum Download bereit:
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Supercup macht super Spaß
Viktoriatag Ortsvereine ziehen die Fußballschuhe an
„Trotz zahlreicher Torchancen endet die Partie Badminton gegen Feuerwehr Null zu Null“, verkündete Turnierleiter Gerhard Wäger nach dem Abpfiff. Für die Freiwillige Feuerwehr war das das beste Ergebnis beim „Supercup der Ortsvereine“. Gegen den Sindlinger Karnevalverein, den Männerchor Germania und die SPD blieben die Mitglieder der Einsatzabteilung und Jugendfeuerwehr chancenlos.
Sie beteiligten sich zum ersten Mal an dem Spaßturnier, das der Fußballclub Viktoria für nichtfußballspielende Vereine ausrichtete. Bei schönstem Spätsommerwetter spielten die Mannschaften auf dem Kleinfeld in Sechserteams je zwölf Minuten im Modus „Jeder gegen Jeden“.
Nur wenige Frauen, aber die haben‘s drauf
„Der Rahmen stimmt, es ist gut besucht, wir sind zufrieden“, bilanzierte Viktoria-Vorsitzender Bertold Alleweldt. Der Vorstand und Spieler der ersten und zweiten Mannschaft grillten, schenkten Getränke aus, stellten mit Johann Myschlikow den Schiedsrichter für alle Spiele und riefen am Ende zur Siegerehrung. Einziger Wermutstropfen: „Es sind diesmal zu wenig Frauen dabei“, fand Alleweldt. Nur die Badmintonabteilung des Turnvereins spielte mit einem gemischten Team.
„Am besten waren wir, als alle vier Frauen gleichzeitig auf dem Feld standen“, urteilten Julia Brand, Gina Jacob, Vanessa Brzezicha und Greta Zimmermann. Das mag daran liegen, dass drei von ihnen aktive Fußballerinnen waren, ehe sie zum Badminton kamen.
Fußballerisches Können fand sich auch an anderer Stelle. Für die SPD liefen nicht nur Mitglieder der 1979 von Claus Lünzer gegründeten SPD-Fußballmannschaft auf, sondern auch junge Flüchtlinge aus Syrien. Abdulaziz Zähter, Vorsitzender des Solidaritätsvereins syrische Kurden, hatte den Kontakt vermittelt. „Wie früher“, freute sich Claus Lünzer: Auch 1979 hatten die Sozialdemokraten Spieler aus Asylantenheimen geholt, um die Menschen zu integrieren.
Den aktivsten Fanclub brachte der Karnevalverein mit. Mädchen der Nachwuchsgarde postierten sich mit weißen Pompoms als „Cheerleader“ am Rand und feuerten den jüngsten Spieler Nicolai (11) und seine erwachsenen Kollegen lautstark an: „Auf geht’s, auf geht‘s!“
Als beste Kicker erwiesen sich wie im Vorjahr die Sänger. Hier zahlte sich aus, dass der Männerchor in den vergangenen Jahren mehrere junge Mitglieder gewonnen hat. Nicht nur, dass sie schnell sind, einige von ihnen spielten als Jugendliche Fußball im Verein. Gleichwohl traten für die Sänger nicht nur diese an, sondern mit Torwart Raimund Reisinger, 72 Jahre, auch der älteste Spieler des Turniers.
Nun ziert ein weiterer Fußball-Pokal die Trophäensammlung der Germania. Platz Zwei belegten die SPD-Fußballer. Rang Drei sicherte sich die TVS-Badmintonabteilung durch einen 2:1-Sieg im letzten Spiel des Tages gegen den Karnevalverein (Vierter). Die Feuerwehr trug die Rote Laterne des Schlusslichts gelassen, gemäß dem Motto „Dabeisein ist alles“.
„Wenn ein Sindlinger Verein etwas für die anderen Vereine anbietet, hat man teilzunehmen“, sagte Wehrführer Sven Sommerschuh, „das ist das, was den Ort ausmacht.“ – „Wenn so etwas organisiert wird und wir die Möglichkeit haben, machen wir mit“, nickte Jochen Dollase, Vorsitzender des Männerchors. „Es ist gut, lokale Aktivitäten zu unterstützen und vereinsübergreifend Spiel und Spaß zu haben“, sagte auch Alexander Stollberg, Vorsitzender der TVS-Badminton-Abteilung, und kündigte an: „Die Badminton-Abteilung des Turnvereins wird im Winter ein Badminton-Spaßturnier für alle anbieten.“ Dabei wird es nicht ohne Frauen gehen. Gespielt wird voraussichtlich mit gemischten Doppeln. Als Fußballer jedenfalls haben sich die Sänger, Sozialdemokraten, Karnevalisten, Badmintonspieler und Feuerwehrleute anständig geschlagen. „Es waren aufregende und spannende Spiele, der Supercup hat super Spaß gemacht“, sagte Bertold Alleweldt. Damit die Vorbereitung auf den nächsten „Supercup“ leichter fällt, bekam jedes Team einen Ball geschenkt. Was sich damit alles anfangen lässt, zeigte zwischendurch die B-Jugend der Viktoria bei einem Schautraining mit Ex-Profi Leo Caic. hn
Vereinsringsitzung
Die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine trifft sich am Freitag, 7. Oktober, zur Mitgliederversammlung. Sie beginnt um 19.30 Uhr im Mehrzweckraum der TVS-Halle.
Kinderkleiderbasar
Von 14 bis 16.30 Uhr können Eltern am Sonntag, 9. Oktober, preiswert gebrauchte Kinderkleidung und Spielzeug erstehen. Die Eltern des evangelischen Kindergartens richten von 14 bis 16.30 Uhr einen Basar im Turnerheim (Farbenstraße 85a) aus.
Spielmobil
Das Spielmobil Riederwald kommt in den Herbstferien nach Sindlingen. Von Montag, 17., bis Freitag, 21. Oktober, täglich von 14 bis 18 Uhr, können Kinder auf dem Ballspielplatz in der Hermann-Brill-Straße die Spielmöglichkeiten nutzen. Veranstalter ist das Quartiersmanagement.
Herbstversammlung
Seine Herbstmitgliederversammlung mit Jubilarenehrung richtet der VdK Sindlingen am Samstag, 22. Oktober, aus. Sie beginnt um 15 Uhr im Turnerheim.
Lokalschau
Hühner, Tauben und Kaninchen zeigt der Sindlinger Kleintierzuchtverein bei seiner Lokalschau am Wochenende 29./30. Oktober. Wer sich die Tierchen ansehen möchte, ist am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr auf dem Farmgelände an der Farbenstraße 84 willkommen. Dort gibt es auch Würstchen und Pommes, Kaffee und Kuchen und eine Tombola.
Kreativmarkt
Drei Wochen vor dem ersten Advent laden Anwohner aus Sindlingen-Nord zum ersten Kreativ-Markt ein. Am Sonntag, 6. November, 11 bis 17 Uhr, zeigen sie Kunsthandwerk, Patchwork- und Wollarbeiten, Porzellan und Silberschmuck im Seniorentreff Edenkobender Straße 20 a. Kaffee und Kuchen versüßen den Besuch.
Mit allen Sinnen erfahren
Wie ist es, sich in völliger Dunkelheit zurecht zu finden? Wie fühlen sich verschiedenste Materialien unter den nackten Füßen an? Und welche Töne erzeugen Donnertrommel und Riesenklangschale? Das können Kinder von fünf bis 15 Jahren mit ihren Eltern bei einem Ausflug der „Aktiven Nachbarschaft“ ausprobieren.
Ziel der Tagesfahrt am Sonntag, 16. Oktober, ist das „Erfahrungsfeld der Sinne“ im Wiesbadener Schloss Freudenberg.
Treffpunkt und Abfahrt mit einem Reisebus sind um 10 Uhr vor dem Nachbarschaftsbüro in der Hermann-Brill-Straße 3, Rückkehr gegen 17 Uhr. Erwachsene Teilnehmer zahlen fünf, Kinder drei Euro, die weiteren Kosten für die Fahrt und den Eintritt übernimmt das Nachbarschaftsbüro. Für einen Imbiss und Getränke müssen die Ausflügler selbst sorgen.
Anmeldungen nimmt das Nachbarschaftsbüro unter der Telefonnummer 069 37563972–0 an.
Lieber zu Fuß als im Elterntaxi
Ludwig-Weber-Schule Aktionstag zu den Vorzügen des autolosen Schulwegs
Zu Fuß zur Schule zu gehen, war früher selbstverständlich. Dabei legten sogar Grundschulkinder mitunter weite Wege zurück. Vor dem Bau der Ludwig-Weber-Schule beispielsweise war es ganz normal, dass schon die Erstklässler täglich bis zur Meister-Schule in Sindlingen-Süd marschierten. Dass einmal ein Kind mit dem Auto gebracht wurde, kam so gut wie nicht vor.
Heute sieht das anders aus. Insbesondere vor Kindergärten und auch vor vielen Schulen spielt sich jeden Morgen das Gleiche ab. Eltern fahren am liebsten bis vor die Schultür, um ihre Kinder aussteigen zu lassen, verstellen Gehwege, behindern andere Eltern und Kinder und blockieren sich gegenseitig.
An der Ludwig-Weber-Schule ist das zum Glück nicht so. „Die große Masse unserer Schüler kommt zu Fuß“, sagt Konrektor Martin Stojan. Trotzdem macht die Grundschule jedes Jahr mit bei der Aktionswoche „Zu Fuß zur Schule“. „Konstanz ist wichtig“, erklärt er: „Es kommen neue Kinder, und mit der Zeit wird es auch vergessen.“ Dabei sei das selbständige Bewältigen des Schulwegs in vieler Hinsicht wichtig. Auf dem Schulweg treffen sich Mitschüler, sprechen miteinander, „und es ist auch eine Vorbereitung auf die weiterführende Schule“, hebt Martin Stojan hervor. Wenn die Kinder nach der vierten Klasse weitere Wege zurücklegen müssen, sollten sie dazu auch in der Lage sein. Sich sicher im öffentlichen Raum bewegen können, soziale Kontakte pflegen, sich in der frischen Luft bewegen und dadurch besser konzentrieren können sind nur einige der Vorteile, die der tägliche Fußweg zur Schule mit sich bringt.
Für Nico (6) und Alessandro (5) kommt ohnehin nichts anderes in Frage. „Wir wohnen um die Ecke“, sagen ihre Mütter, während sich die Buben ihre Laufzettel abstempeln lassen. Während der Aktionswoche bekamen sie einen für jeden Tag, an dem sie zu Fuß gingen, erklärt Lehrerin Dorothea Lauer. An vier Tagen erledigten das die Klassenlehrer, am „Zu-Fuß-zur-Schule“-Aktionstag verteilten Martin Stojan und Dorothea Lauer die Stempel schon am Eingang zum Schulhof. Lavinia (6) hat keinen bekommen. Sie lebt zwar ebenfalls in der Nähe der Weber-Schule, doch sie geht nie zu Fuß. „Ich bringe sie immer mit dem Auto, auf dem Weg zur Arbeit“, erklärt Mutter Jasmina Capljak. Eigentlich sei der Weg nicht so weit, aber „ich möchte sie nicht alleine gehen lassen“, erklärt sie, warum sie die Erstklässlerin jeden Tag bringt und auch wieder abholt: „Ich habe Angst, dass ihr etwas passieren könnte auf dem Schulweg. Mir ist wohler, wenn ich weiß, dass sie sicher in der Schule ist.“
Fachleute nennen das „Verinselung“. Der Ausdruck besagt, dass Kinder zunehmend den eigenständigen Zugang zum öffentlichen Raum und Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten verlieren. Nicht zuletzt wegen der vielen Autos werde es für Kinder immer schwieriger, sicher von einem Ort zum anderen zu gelangen. Sogar der Gang zum Spielplatz oder Besuch bei Freunden leide darunter, und als Ergebnis sind wieder die Erwachsenen mit ihren Autos gefragt, die als „Elterntaxi“ den Transport besorgen.
Die Ludwig-Weber-Schule jedenfalls wird sich auch im nächsten Jahr wieder am Aktionstag von Verkehrsclub Deutschland und Kinderhilfswerk beteiligen und dafür werben, die Kinder alleine und zu Fuß zur Schule zu schicken. hn
Kompakter Überblick übers Angebot
Stadtteilsonntag Gewerbetreibende informieren über Dienstleistungen und Neuheiten
Tod ist ein heikles Thema – vor allem bei einem Straßenfest. Leonie Heister von der Pietät Heuse Bestattungen gelang es dennoch, beim Stadtteilsonntag mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie teilte sich mit der Ambulanten Pflege Sonnenstrahl, Kommunikationstechnik Weide, Callender-Media und dem Sindlinger Monatsblatt den Stand der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe, FHHG.
Die Sindlinger Geschäfte nutzten den verkaufsoffenen Sonntag nicht, ihre Läden blieben zu. Die genannten Betriebe, deren Niederlassungen an ganz verschiedenen Straßen liegen, sahen jedoch die Vorteile, die die gemeinsame Präsenz bietet. Nicht zuletzt dank des bunten Beiprogramms spazierten viele Sindlinger den abgesperrten Teil der Farbenstraße entlang, besahen die Auslagen und informierten sich über Neuheiten und Veränderungen.
Die Pietät zum Beispiel hat gerade ihr Büro und einen Abschiedsraum renoviert. „Wir wollen zeigen, dass wir noch da sind, auf unsere Akademie mit ihren vielen Veranstaltungen hinweisen, auf die Themen Leben und Abschied und die Bestattungsvorsorge“, umreißt sie Schwerpunkte.
Marita und Benjamin Seaton von der Ambulanten Pflege Sonnenstrahl stellen ebenfalls ihr umfangreiches Angebot vor. Am Stand wie im Büro „bieten wir jederzeit und gerne Beratung in allen Fragen zur Pflege an, auch zum neuen Pflegegesetz, das ab 2017 gelten wird“, sagen sie.
Noch nicht allgemein bekannt ist, dass die herkömmlichen DVB-T-Boxen zum Empfang vieler Fernsehsender ab 2017 flächendeckend durch neue DVB-T2-Geräte ersetzt werden. Darauf wies Günther Weide hin. Die neuen Geräte sollen eine bessere Bildqualität bieten. Nachteil: Die alten Set-Top-Boxen funktionieren dann nicht mehr und die neuen empfangen nur noch öffentlich-rechtliche Sender ohne zusätzliche Gebühren. Wer weiterhin Private empfangen will, muss dafür 69 Euro im Jahr berappen, zusätzlich zu den GEZ-Gebühren. „Deshalb empfehle ich, lieber gleich in eine Satelliten-Empfangsanlage zu investieren“, sagt Günther Weide. Er demonstrierte außerdem Videosprechanlagen, Überwachungsanlagen mit Kamera, die der Besitzer sogar übers Internet ansehen kann, und eine neue Generation von Funk-Lichtschaltern. Sie ermöglichen das kabel- und batterielose Dimmen der Lichtstärke direkt am Schalter. „Da man keine Kabel zum Schalter ziehen muss eine gute Sache für Renovation oder schwierige Einbaulagen”, findet Weide.
Sven Callender machte auf seine Mediendienstleistungen, besonders auf die Erstellung von Filmen und die Dokumentation von Events, aufmerksam. Er stellte einen kleinen Teil seiner Ausrüstung aus und erläuterte zum Beispiel die Möglichkeiten, eine Veranstaltung live und weltweit über das Internet zu streamen und so einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Stets dicht umlagert war der Stand von Karin Karpucelj. „Viele kommen mit Tupperdosen und nehmen sich Essen mit“, staunte eine Besucherin. Kein Wunder. Die Nierenspieße, die die Inhaberin von „Karins Petite Cuisine“ für solche Gelegenheiten vorbereitet, sind heiß begehrt. Mit Hilfe ihrer Familie verkaufte sie auch Würste vom Grill, Kaffee und Kuchen. Die Getränke sowie die Sitzgelegenheiten dazu stellte die Sindlinger Getränkestraße bereit. Inhaber Lahdo Kakur gehört wie Karin Karpucelj zu den beständigsten Aktiven am Stadtteilsonntag.
Insgesamt war es eine runde Sache, freute sich FHHG-Vorsitzender Sven Callender am Ende. Nach zögerlichem Beginn füllte sich die Straße erfreulich. Die Rückmeldungen der Teilnehmer seien positiv, wenn auch der Effekt für die Gewerbetreibenden schwer messbar sei. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass es so mühsam ist, Teilnehmer für den Stadtteilsonntag zu finden. Durch die Konzentration am Dalles werde immerhin ausgeglichen, dass Sindlingen keine echte Einkaufsstraße hat. Dank der Teilnehmer, Helfer, Anlieger, der Alexander Apotheke, des Hotels Post, der Familie Rötger und des Öz Antep-Kebaphauses sei es jedoch gelungen, ein schönes Straßenfest auf die Beine zu stellen, das zudem jedes Jahr ein wenig größer wird. hn
Dabeisein, weil‘s Spaß macht
Stadtteilsonntag Vereine und Privatanbieter sind zufrieden
„Schade, dass nicht mehr Vereine mitmachen“, findet Sven Sommerschuh. Der Wehrführer der Sindlinger Freiwilligen Feuerwehr und seine Kameraden nutzten den Stadtteilsonntag, um für ihre Arbeit und um neue Mitglieder zu werben. Anders als beim Ranzenbrunnenfest eine Woche zuvor „brauchen wir keine Getränke zu zapfen, keine Würste zu braten und können uns ganz auf die Präsentation konzentrieren“, lobte er.
Erstmals hatte die Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe, FHHG, explizit Vereine eingeladen, sich am Stadtteilsonntag zu beteiligen. Neben der Feuerwehr, die mit Wasserspielen am Löschwagen an jenem heißen Tag für Erfrischung sorgte, machten der Förderverein Buchstütze und der Heimat- und Geschichtsverein mit, der passenderweise die zweite Auflage des Buchs über den Wandel in der Versorgungsstruktur Sindlingens verkaufte.
Die „Ponyzwerge“ sind gerade auf dem Weg zum eingetragenen Verein. „Wir warten jeden Tag auf Nachricht vom Amtsgericht“, sagte Sonja Heinisch. Sie und ihre Helferinnen hatten verschiedene Mitmachspiele aufgebaut, zeigten, wie ein Hühnerei mit und ohne Schale aussieht und erklärten, wie daraus ein Huhn entsteht.
Auf etlichen Plakaten erfuhren die Besucher Details über das umfangreiche Programm, das die „Ponyzwerge“ auf ihrem Gelände südlich der B40 anbieten. Kinder, die dort regelmäßig hingehen, hatten daher auch keine Probleme damit, Spielzeugpferde nach ihren Farben als Fuchs, Schecke oder Brauner einzuordnen. Auf einem Holzpferd durften sie ausprobieren, wie es ist, im Sattel zu sitzen. Höhepunkt war aber ohne Frage das Ponyreiten auf echten Pferdchen.
„Kein Flohmarkt ohne mich“, scherzte Roswitha Adler. Zusammen mit Elke Weber beteiligte sie sich am Flohmarkt, den der Gewerbeverein ebenso wie die Vereinspräsentationen ins Programm aufgenommen hatte. Die Möglichkeit, sich von Dingen zu trennen, die zu schade sind zum Wegwerfen, nutzen von Jahr zu Jahr mehr Anbieter, häufig aus der Nachbarschaft. „Wir machen vor allem mit, weil es Spaß macht“, findet Familie Schmitt. Große Einnahmen sind nicht zu erwarten, aber da die FHHG auf Standgebühren verzichtet, bleibt am Ende doch etwas übrig fürs Sparschwein.
Der regionale Präventionsrat beteiligte sich mit einem Info-Stand am Stadtteilsonntag, Zauberer Glenn Gareau unterhielt nicht nur Kinder mit seinen Tricks und Kunststücken. hn
Wie auf der Wies‘n
Karnevalverein Oktoberfest
Ein Prosit der Gemütlichkeit, und eins dem Sindlinger Karnevalverein. Wie in München zapfte das Team, das das SKV-Vereinsheim betreibt, Mitte September das erste Fass Oktoberfestbier an. Wie in München regnete es, aber damit endete auch schon die Gemeinsamkeit. Denn der Regen in Sindlingen war leicht, und die Atmosphäre im stabilen Festzelt entspannt. Kein Gedränge, kein Gejohle, „richtig gemütlich“, urteilten Besucher, von denen etliche in Lederhosen und Dirndln oder Trachtenkleidung kamen. Küchenchef Peter Thalau bereitete Leberkässemmeln, Weißwürste und sogar Schweinshaxen zu, und wer genug Kraft im Arm hat, bestellte sich dazu eine Maß Bier. Die war deutlich günstiger zu haben als an der Isar. Geschunkelt und getanzt wurde aber auch am Main. Angela Gibson und Michael Czich bedienten die Besucher, Roland Haschke zapfte Bier und schenkte andere Getränke aus, Claus Hoss legte die angemessene Musik auf. hn
Seit 50 Jahren in Sindlingen zuhause
Gewerbe Alexander-Apotheke feiert Jubiläum
Auf 50 Jahre Alexander-Apotheke blickt Apotheker Dr. Alexander Krauß zurück. Dies feiern er und seine Tochter, Apothekerin Miriam Oster, die die Apotheke seit drei Jahren führt, am Freitag, 7. Oktober.
Die Sindlinger dürfen sich freuen auf Musik, Getränke, kleine Speisen, Luftballons für die Kinder und Geschenke sowie 25 Prozent Nachlass auf die Preise der frei verkäuflichen Produkte. „Wir wollen mit unseren Kunden feiern und ihnen Danke sagen für die teilweise jahrzehntelange Treue“, sagen Vater und Tochter.
Tatsächlich gibt es etliche Kunden, die Alexander Krauß schon in seiner Apotheke begrüßte, als sie als Kinder an der Hand ihrer Eltern zu ihm kamen. Heute sind die Kinder von damals häufig selbst Großeltern.
Die erste Alexander-Apotheke eröffnete Dr. Krauß am 20. September 1966 im Neubau der Sparkasse in der Bahnstraße. An die alten Räume erinnert sich auch Miriam Oster (50 Jahre alt) noch gut. Ihre Eltern zogen nach Oberursel, als sie noch ein kleines Kind war. Doch weil der Vater seine Arbeitstage in Sindlingen verbrachte, besuchte sie hier den evangelischen Kindergarten. Nach dem Abitur fiel ihr die Berufswahl nicht schwer. „Durch das Aufwachsen mit dem Beruf des Apothekers wusste ich, wie vielseitig dieser ist. Naturwissenschaften, kaufmännisches Wissen und Organisation einerseits, der vielfache Kontakt mit Menschen und der Wunsch zu helfen andererseits führten dazu, dass auch ich ein Pharmazie-Studium absolvierte“, berichtet sie: „Außerdem wünschte ich mir einen Beruf, der gut mit Familie zu vereinbaren ist.“
Nach einer pharmazeutisch-kaufmännischen Ausbildung studierte Miriam Oster Pharmazie in Frankfurt und arbeitete in der Apotheke ihrer Mutter in Oberursel, zuerst als Mitarbeiterin, seit 2003 als Inhaberin. Als sich Dr. Alexander Krauß 2013 mit 80 Jahren aus dem täglichen Geschäft zurückziehen wollte, übernahm sie seinen Sindlinger Betrieb, der sich seit 1998 in der Huthmacherstraße 1 befindet, als Filiale. Gleichzeitig eröffnete sie eine weitere Apotheke in Oberursel.
„In die Führung von drei Filialen musste auch ich mich erst neu einfinden“, bilanziert Miriam Oster. Doch mittlerweile hat sich alles gut eingespielt. Dies, so Miriam Oster, sei unter anderem der hervorragenden Filialleitung von Sabine Rössert als erfahrene Apothekerin zu verdanken. Sie hat mit Apothekerin Daniela Schubert und PKA Beate Martin zwei langjährige Fachkräfte an ihrer Seite. Zur Erweiterung des Teams ist seit kurzem die pharmazeutisch-technische Assistentin Andreea Damjanovic mit an Bord.
Auch Alexander Krauß ist noch immer häufig in der Apotheke anzutreffen. „Ich leiste viel Hintergrundarbeit“, sagt er. Dokumentation und Schreibarbeit verschlingen enorm viel Zeit.
Die vielen Pflichten und Vorgaben halten Miriam Oster und ihr Team aber nicht davon ab, ihre Kunden bestmöglich zu beraten und zu versorgen. „Wir bieten unseren Kunden einen perfekten Service“, betont die Inhaberin. Dazu gehören unter anderem die Aufklärung zu Medikamenten, der direkte Kontakt zu Ärzten, aber auch die Lieferung von Medikamenten bis an die Haustür. „Wir haben einen tägliche Botendienst aufgebaut“, berichtet sie. Außerdem ist die Apotheke durchgehend ohne Mittagspause geöffnet,und das Sortiment wurde stark um Kosmetik-Linien sowie zahlreiche pflanzliche und homöopathische Mittel erweitert. Die gut frequentierte Lage des traditionellen und dennoch modernen Familien-Betriebs am Dalles und der barrierefreie Zugang zu den Geschäftsräumen lassen daher beruhigt in die Zukunft schauen. Auch in Zukunft wird die Versorgung und Beratung des Stadtteil-Kunden immer im Mittelpunkt des Teams der Alexander Apotheke stehen.
Die Alexander-Apotheke ist montags bis freitags von 8.30 bis 18.30 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 13 Uhr. Am Freitag, 7. Oktober, sind tagsüber alle Kunden zum Mitfeiern eingeladen. Am Abend gratulieren geladene Gäste bei einem Empfang zum Jubiläum, deshalb schließt die Alexander-Apotheke ausnahmsweise eine Stunde früher und somit bereits um 17.30 Uhr. simobla
Werbung um Nachwuchs
Miriam Oster ist über die Arbeit im eigenen Unternehmen hinaus in der Nachwuchsförderung engagiert. Als Vorstandsmitglied des hessischen Apothekerverbands wirbt sie bei Ausbildungsmessen und in Schulen für den Beruf. „In der gesamten Region zeichnet sich derzeit ein Mangel an pharmazeutischem Personal ab“, sagt sie: „Die wenigsten wissen, welche Möglichkeiten der Beruf bietet“. Deshalb nimmt sie auch regelmäßig Schülerpraktikanten sowie Studenten im praktischen Jahr auf.
Spaziergang durch den schönsten Ort
Heimatgeschichte Dalles, Hundefriedhof, Nothelfer: Alt-Sindlingen ist ein offenes Denkmal
Am „Tag des offenen Denkmals“ wurde der alte Sindlinger Ortskern selbst zum Denkmal. Dieter Frank, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, führte rund 30 Interessierte vom Dalles zum Main und über den Meister-Park und die Kirche St. Dionysius wieder zurück.
Nicht nur der Denkmaltag, sondern auch die urkundliche Ersterwähnung des Dorfes vor 1225 Jahren waren Anlass für einen Rundgang durch die Geschichte. Dabei ist Sindlingen eigentlich viel älter, erklärte Frank. Das belegt ein fränkisches Gräberfeld aus dem siebten Jahrhundert, auf dem heute neben anderem das Hotel Post steht.
Die „Stadtmauer der Armen“, ein als „Haingrabenhecke“ bezeichnetes dichtes Gestrüpp am Ortsrand, lässt sich noch erahnen. Die im Volksmund „Hexengasse“ genannte Hakengasse folgt dem Verlauf der früheren Wehranlage. Einziger Zugang zum Dorf war eine Pforte am heutigen Dalles.
Dieser entwickelte sich zum zentralen Verkehrsknotenpunkt, als Sindlingen nach 1700 erstmals nennenswert erweitert wurde. Immerhin führte die direkte Verbindungsstraße von Frankfurt nach Mainz hier vorbei. Pferdewechselstationen und Gasthäuser wie „Löwe“, „Nassauer Hof“ und „Mainzer Hof“ entstanden. Die Gebäude gibt es immer noch, sie werden aber anderweitig genutzt. Verschwunden ist die Anna-Kapelle, die 1726 von Sindlinger Familien gestiftet wurde und bis in die 20-er Jahre am Dalles stand.
Nach dem Brand fällt die Haingrabenhecke
Die Erweiterung der Siedlung kam nicht von ungefähr. Nach einem Großbrand 1690 brauchte die Gemeinde Geld, deshalb holzte sie die Haingrabenhecke ab und wies neue Bauplätze aus. Die damalige Neugasse heißt heute Alt-Sindlingen und führt hinab zum Mainufer und dem letzten Haupterwerbsbauernhof des Ortes. In die Sandsteinpfosten des Anwesens Stappert sind Hochwassermarken geritzt; die „Unterlieger“ hatten häufig Wasser im Keller und beim Höchstwasser 1784 auch in den Wohnungen stehen.
Entlang des Feierabendwegs spazierte Dieter Frank mit seinen Zuhörern an das „idyllischste Eck“ am unteren Ende der Allesinastraße. Er erinnerte daran, dass oberhalb das Herrenhaus der Familie Allesina stand. Es war ein beliebtes Ausflugsziel und warb für sich als „schönster Ort zwischen Mainz und Aschaffenburg“. Direkt gegenüber logierte Karl Caspar (1883 bis 1954), ein Flugpionier, an den sich einige der Teilnehmer noch erinnern. „Ich habe als Junge immer die Milch von unserem Bauernhof hingebracht“, erzählt Hans „Jupp“ Riegelbeck. „Wenn wir beim Rodeln am Mainberg zu laut waren, hieß es immer: Seid ruhig, Herr Caspar will schlafen“, berichtet Irmela Gumb.
Durch den Reiterhof des ehemaligen Anwesens Meister ging es in den Park und für einen kurzen Blick auf die Buntglasfenster im Stil der 20-er Jahre ins Innere der Villa. Herbert von Meister, Sohn des Farbwerke-Mitbegründers Wilhelm Meister, kaufte das Anwesen Allesina-Schweitzer 1902, ließ das alte Herrenhaus abreißen und Villa, Reithalle, Pferdestall, Orangerie und sogar einen Tennisplatz errichten.
Neu war manchem der Teilnehmer, dass es im Meister-Park auch einen Hundefriedhof gibt. An der Westmauer erinnern Grabsteine und Statuen an Joly, gestorben 1884, und Minko, gestorben 1892.
Immer gern gehört wird die Legende, dass der kleine Hügel im Park Eingang zu einem Geheimgang wäre. Er soll hinunter ans Mainufer und unter dem Fluss entlang auf die andere Seite führen. Dafür gibt es aber keinen Beleg. Wahrscheinlicher ist, dass der Hügel als Eiskeller diente, sagte Dieter Frank.
Vorbei am alten Sindlinger Rathaus und der ersten Schule ging die Gruppe in die Huthmacherstraße und damit wieder weit zurück in der Geschichte. An der ehemaligen Gemeindegasse lagen das allererste Rathaus, der Zehnthof, der Mockstädter Hof und die beherrschende katholische Kirche St. Dionysius mit dem ersten Friedhof. Er ist genauso verschwunden wie das einstige Pfarrhaus.
Wallfahrer in St. Dionysius
An der Kirche nahm Ingrid Sittig die Gruppe in Empfang. Sie ist Mitglied des Pfarrgemeinderats und betreut das Kirchenarchiv. Ein erster Eintrag über eine Kirche an dieser Stelle stammt von 830, berichtete sie. Um 1300 findet sich auch erstmals der Name des Heiligen Dionysius, eines der Nothelfer. Die Sindlinger Kirche mauserte sich mit der Zeit zum Wallfahrtsort und wurde deshalb zu klein, obwohl Sindlingen um 1600 nur aus rund 100 Einwohnern bestand. Sie rissen die Kirche 1609 ab und bauten eine größere. Damals bildeten Turm und Schiff noch eine Einheit. 1828 – Sindlingen zählte nun schon 500 Einwohner – reichte der Platz wieder nicht mehr. Erneut wurde das Schiff abgerissen und durch den heutigen Kirchenraum ersetzt, der etwa 800 Menschen aufnehmen kann. Nur der Turm von 1609 blieb übrig, nunmehr freistehend.
Im Inneren finden sich viele Besonderheiten. Am Hochaltar im klassizistischen Stil beispielsweise hat sein Erbauer, der Zeilsheimer Adolph Roth, sein Markenzeichen hinterlassen, einen Frosch. Im Altarraum findet sich die Statue der Heiligen Anna, die früher in der Anna-Kapelle zuhause war. Einer der Seitenaltäre enthält kleine Figuren der 14 Nothelfer, die schon 1714 erwähnt werden, lange verschwunden waren und dann wieder auftauchten. Viel Geld floss im Lauf der Jahre in den Erhalt der Kirche, vor allem nach einem großen Brand 1985. Zur Zeit wird die Orgel restauriert.
Der Rundgang endete am Ranzenbrunnen, der dem größten Sindlinger Stadtteilfest seinen Namen gibt. „Leider fließt hier kein Wasser mehr“, bedauerte Dieter Frank. Eine Pumpe ist kaputt. Ihre Reparatur würde 40 000 bis 50 000 Euro kosten. hn