Reiten ist für alle gut
Reiterverein Jugendliche organisieren ein Sommerfest und laden Flüchtlingskinder dazu ein
Reiten ist für alle gut – Das wollte der Reiterverein Sindlingen bei seinem Sommerfest vermitteln. Jugendliche aus den eigenen Reihen haben es organisiert und dabei verstärkt um die Teilnahme von Menschen mit Migrationshintergrund sowie Flüchtlingen geworben.
Das Ergebnis überraschte die Reiter selbst. „Die Resonanz war enorm. Es kamen annähernd 300 Besucher. Der Strom an Gästen wollte nicht abklingen. So viel positives Echo haben wir bislang noch nicht erlebt“, berichtet Beate Kemfert vom Vorstand: „Die Stimmung war unglaublich heiter und fröhlich. Flüchtlingskinder und -jugendliche mischten sich mit Nachbarskindern und anderen Pferdefreunden. Dabei waren alle voll und ganz mit den Spielen und Pferden beschäftigt.“
Über die Sporthilfe und weitere Einrichtungen hatte der Reiterverein Werbung für dieses besondere Sommerfest gemacht. Essen, Getränke, eine Runde Reiten oder die Teilnahme am Spieleparcours, bei dem es kleine Preise zu gewinnen gab, waren umsonst. Möglich gemacht haben das die Förderung durch das Bundesfamilienministerium und die vielen Mitglieder und Eltern von Reitkindern, die Kuchen und Salate spendeten.
Der Erfolg bestätigte die Reiter darin, künftig verstärkt Flüchtlingskinder aufzunehmen. „Reiten im Verein hat einen hohen integrativen Faktor“, berichtet Beate Kemfert von guten Erfahrungen mit Reitstunden für solche Kinder. Das gelte sowohl für den Umgang mit den Ponys und Pferden als auch für die Vermittlung von Vereinsleben und dem Gefühl der Stallgemeinschaft. „Das weiterzugeben ist uns wichtig“, sagt Beate Kemfert. Außerdem legt der Reiterverein Wert darauf, immer wieder zu zeigen, „dass wir nicht elitär sind und dass jeder Umgang mit Pferden haben kann.“
Gleichzeitig werden Talente gefördert. Solche wie die jungen Turnierreiterinnen Ramona, Sophia, Benita und Emma, die mit den Pferden Sumer, Davina, Daisy und Floppy eine Quadrille, einen Formationsritt mit vier Pferden, vorführten. Eingeübt haben sie das mit Paula Blöcher (19 Jahre), die zudem gemeinsam mit Sarah Hoffmann das Sommerfest im Wesentlichen organisiert hat. Unterstützt wurden sie dabei durch das Programm „Ziel+“ der deutschen Sportjugend und die Sportjugend des Landessportbundes Hessen. Ziel ist, jungen Menschen die Vereinsarbeit näher zu bringen. Im Fall des Sindlinger Reitervereins geschah das schon zum zweiten Mal. Nicht zuletzt deshalb traute sich Paula Blöcher zu, die Koordination zu übernehmen. „Viele helfen mit, aber man muss sich um vieles kümmern und vor allem den Überblick behalten“, sagt sie.
Im Vorfeld wurden Aufgaben ver- und Helfer eingeteilt. Helen Müller beispielsweise kümmerte sich um Flugblätter, Katharina Klug besorgte zusammen mit Paula Blöcher den Einkauf. Jugendliche wie Mara Neder (16) wurden den Spielstationen zugeteilt, ein Vater für die Tontechnik eingespannt, der Vorstand mit der Werbung beauftragt. „Es hängt sehr viel dran, aber wir haben ja schon Übung“, sagt Paula Blöcher. Als Kind trat sie selbst mit der Voltigiergruppe auf, half als Jugendliche bei Spieltationen und übernahm dann zunehmend organisatorische Aufgaben. An willigen Helfern fehlte es nicht. „Wir haben einen Arbeitsstundendienst eingeführt. Jeder ab 14 Jahren muss zehn Arbeitsstunden leisten. Das motiviert“, schmunzelt sie.
Nach dem Auftritt der Voltigierkinder durften alle, die wollten, am Voltigierbock selbst einmal versuchen, auf dem pferderückenschmalen Grat zu turnen. Hufeisenwerfen, Sackhüpfen, Eierlauf, Apfel tauchen und Dosen werfen erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Kindern. An jeder Station gab es dafür einen Stempel auf die Stempelkarte. Wer alles mitgemacht hatte, bekam eine Tasse, ein Poster oder einen Kalender mit Bildern von Pferden des Reitervereins. Für die meisten dürfte es aber die schönste Belohnung gewesen sein, selbst einmal auf einem echten Pony oder Pferd zu sitzen. Erstmals gab es dabei nicht nur Ponyreiten für Kinder durch den Meister-Park, sondern auch geführtes Reiten für Jugendliche und Erwachsene.
Das Ziel, den Verein noch weiter zu öffnen und zu zeigen, dass Reiten sowohl Vereinssport als auch ein sozialer Sport ist, wurde erreicht, freut sich der Sindlinger Reiterverein über den Erfolg. hn
Ein gutes Gleichgewichtsgefühl brauchen die Voltigierkinder für Turnübungen auf dem Pferd. Fotos: Michael Sittig
Das klassische „Sackhüpfen“ machte den Kindern viel Spaß.
Zielen, werfen, Treffer: Dosenwerfen war eine von mehreren Spielstationen im Meister-Park.