Anfänger versuchen es mit dem Laser
Schützengesellschaft Außenschießstand wird zum Biergarten und Lichtgewehr-Übungsplatz
„Du musst hier durchgucken. Das Löchelchen hinten und das vorne müssen übereinstimmen mit dem schwarzen Kreis im Ziel“, erklärt Edgar Leutz seinem Urenkel Theo das Prinzip des Schießens.
Zunächst aber holt der Pressewart der Sindlinger Schützengesellschaft, Patrick Kolata, einen Stuhl herbei. Theo ist sieben Jahre alt und noch zu klein, um über die Theke des Schießstands hinweg blicken zu können. „Nimm das Gewehr an die Schulter und dann kannst Du zielen“, sagt der Uropa, seines Zeichens Ehrenvorsitzender des Vereins, als der Junge auf dem Stuhl kniet.
Dass nur wenige Meter weiter rechts Mitglieder und Besucher mitten im Schießstand an Biertischen sitzen und sich Getränke und Würstchen schmecken lassen, treibt niemandem den Angstschweiß auf die Stirn. Denn Theo versucht sich an einem Lichtgewehr. Damit kann er keinen Schaden anrichten. „Der Laser ist schwächer als ein Laser-Pointer“, versichert Patrick Kolata. Für den Tag der offenen Tür hat die Schützengesellschaft ihren Zehn-Meter-Außenschießstand für Luftdruckwaffen ausgeräumt. Die Drähte, auf denen sonst die Zielscheiben hin- und hersausen, sind abgebaut, Tische und Bänke aufgestellt und eben das Lichtgewehr.
Normalerweise verwenden die Schützen Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen. Im innen gelegenen Luftdruckwaffenschießstand dürfen Besucher selbst mal versuchen, damit das Schwarze oder wenigstens die Scheibe zu treffen. Leichter jedoch ist der Umgang mit dem Laser.
Anfänger versuchen es mit dem Laser
Die schlichte, blaue Waffe ist mit weniger als zwei Kilogramm Gewicht deutlich leichter als ein normales Luftdruckgewehr. Dennoch können damit Grundlagen geübt werden, etwa der richtige Stand, das Stabilisieren mit Hüfte, Schulter und Faust, der Umgang mit dem Abzug, das Zielen, die Haltung… viele Kleinigkeiten summieren sich zu einer komplexen Anforderung in kurzer Zeit. Denn schon nach wenigen Sekunden schweift das Auge ab, beginnt der Lauf zu zittern, wackeln die Arme, tanzt das Ziel nach allen Seiten. Gar nicht so leicht, den zehn Meter entfernten schwarzen Kreis anzupeilen und einen unsichtbaren Lichtimpuls so exakt dorthin zu schicken, dass er von der Positionserkennung erfasst wird.
Gelingt es, markiert ein grünes Lämpchen den Treffer. Wie bei den Zielscheiben der Biathleten sind fünf nebeneinander liegende Kreise zu treffen. Justin Weyrhuter legt locker eine Serie hin. Sein Vater ist Mitglied im Verein, der 16-Jährige handhabt das Gewehr souverän und flott. Anschließend wird die Anlage per Fernbedienung auf Null gestellt. Als nächster versucht es Tim Stütz (16). Ersteht leicht seitlich und hält das Gewehr sehr frei. „Das reicht fürs Lichtgewehr. Bei Luftdruckwaffen wäre es schwer, auf die Art zu treffen“, weiß Patrick Kolata.
Eine Frage des Schwerpunkts
Die falsche Haltung führt zur falschen Muskelanspannung. Vereinskameraden erklären dem jungen Mann, der als Kleinkaliberschütze bislang vornehmlich im Liegen trainiert, worauf es beim Schießen im Stand ankommt. Er stellt sich im rechten Winkel zum Ziel hin. Er stemmt den Ellbogen der stützenden Hand auf die Hüfte. Er bildet mit dieser Hand eine Faust und legt den Lauf darauf. „Je näher der Schwerpunkt am Körper liegt, desto weniger wackelt der Lauf“ erklärt Kolata; eine winzige Schwankung beim Abschuss führt zu einer großen Abweichung im Ziel.
Tim Stütz drückt das Gewehr an die Wange und konzentriert sich darauf, den Abzug dann, wenn die beiden Kreise des Diopters mit dem Zielkreis übereinstimmen, auszuatmen und gleichmäßig abzudrücken. „Es sind ganz viele kleine Abläufe, die man auf die Reihe bringen muss“, sagt Patrick Kolata. Kein Vergleich zur Schießbude auf dem Rummelplatz. „Das Sportschießen ist Leistungssport für Körper und Geist“, betont der Schütze, der selbst bislang mit der Luftdruckpistole aktiv ist. Grundspannung aufbauen, sich fokussieren, konzentrieren und durchhalten – eine Serie von 40 Schüssen in einer Stunde gelingt nicht einfach so.
„Es besteht bei uns aber kein Leistungsdruck“, betont Patrick Kolata. „An erster Stelle steht natürlich die Sicherheit, an zweiter Stelle der Spaß und die Geselligkeit.“ Erst danach rangieren die Ausbildung und die Arbeit daran, sich selbst zu verbessern.
Um zum Beispiel schon Kinder und Jugendliche, die noch gar nicht schießen dürfen, für den Sport zu interessieren, ist das Lichtgewehr ideal. Es gilt nicht als Waffe und vermittelt trotzdem die grundlegenden Tugenden des sportlichen Schießens. Das weiß auch Edgar Leutz. Vorsitzender der Schützengesellschaft von 1988 bis 2003. Nachdem schon sein Enkel Jan Freude am Schießsport fand und Mitglied wurde, hofft er nun, dass auch der Urenkel das Hobby für sich entdeckt – heute mit dem Lichtgewehr, später vielleicht auch mit wettbewerbstauglichen Geräten. hn
Am Tag der offenen Tür diente der Außenschießstand für Luftdruckwaffen als Biergarten. Foto: Mika Henrich