Sozialrecht
Eine sozialrechtliche Sprechstunde bietet der VdK-Ortsverband Sindlingen am Freitag, 4., und Freitag,18. Dezember, an. Die Berater Helmut Dörnbach und Renate Fröhlich sind an diesen Tagen von 16 bis 18 Uhr in den Räumen des Frankfurter Verbandes, Edenkobener Straße 20a, anzutreffen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Wer Fragen zum Schwerbehindertenrecht hat oder Hilfe beim Ausfüllen von Kur- und Wohngeldanträgen braucht, kommt einfach vorbei.
Nikolaus-Stammtisch
Zum Nikolaus-Stammtisch bittet der VdK am Donnerstag. 10. Dezember. Ab 18 Uhr ist zum letzten Mal in diesem Jahr Gelegenheit, gemütlich in der „Mainlust“ (Loch) zusammen zu sitzen.
Weihnachtsfeier
Zur Weihnachtsfeier kommen die VdK-Mitglieder am Samstag, 12. Dezember, um 15 Uhr im Turnerheim, Farbenstraße 85 a, zusammen. Wer dabei sein möchte, sollte sich so schnell wie möglich bei Renate Fröhlich, Telefon 37 12 93, anmelden.
Zum Weihnachtsmarkt
Zum Limburger Weihnachtsmarkt fährt der VdK-Ortsverband am Dienstag, 9. Dezember. Abfahrt mit dem Bus ist um 13 Uhr in Sindlingen-Nord am Richard-Weidlich-Platz, um 13.05 Uhr in Sindlingen-Süd vor der Bäckerei Schäfer. Anmeldungen nimmt Renate Fröhlich an.
@ Wir zeigen‘s Ihnen!
Eine Interneteinführung mit persönlicher Betreuung bietet die Stadtteilbücherei am Donnerstag, 17. Dezember, an.
Von 9 bis 10.45 Uhr geht es um Grundlagen, von 11 bis 12.45 Uhr um E-Mails. Wer daran teilnehmen möchte, wird um Anmeldung unter der Nummer 37 27 24 gebeten.
Warten auf Weihnachten
Bis zur Bescherung gibt es viel zu tun, doch endlich läutet das Glöckchen und die Tür geht auf. Davon handelt das Buch „Krokodil und Giraffe warten auf Weihnachten“ von Daniela Kulot, das Lesefreundin Renate Donges-Kaveh am Mittwoch, 16. Dezember, ab 15.30 Uhr mit Leseminis ab vier Jahren in der Bücherei (Sindlinger Bahnstraße 124) betrachtet. Danach gibt es eine Kreativaktion.
Gedenktag
Den 150. Kolping-Gedenktag feiert die Sindlinger Kolpingfamilie am Sonntag, 6. Dezember. Zum Festgottesdienst um 9.15 Uhr in der Kirche St. Dionysius erwartet sie aus diesem Anlass den Kapuzinermönch Bruder Paulus. Hinterher gibt es im Gemeindehaus einen Sektempfang, Mittagessen und Kaffee und Kuchen. Auch für Unterhaltung wird gesorgt, und zwar mit Musik, lustigen Vorträgen und kurzen Ansprachen.
Drohung, Kampf und dann Triumph
Harmonika-Konzert Sinfonische Dichtung schildert das Streben nach Unabhängigkeit
Mit machtvollen Klängen eröffnete das Harmonika-Orchester Sindlingen (HOS) sein jährliches Konzert. Das Prélude aus Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“ ist gemeinhin als Eurovisionsmelodie bekannt. Es gab den elf Musikern im Altarraum der evangelischen Kirche gleich Gelegenheit zu zeigen, wie klangstark und raumfüllend ihre Instrumente wirken können.
Dass sie auch zart zu säuseln vermögen, erfuhren die gut 80 Zuhörer später. Zunächst begrüßte Vorsitzende Ursula Sinschek die Gäste und ging kurz auf die Geschichte des Orchesters ein, denn es feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Als nette Geste erhielt jeder Besucher am Eingang eine kleine Praline mit der Aufschrift „70 Jahre HOS“.
Tatsächlich wird in Sindlingen schon länger Harmonika gespielt. Ein Vorläufer mit dem Namen Handharmonika-Club Fidelio verschwand in den Kriegswirren. Besser belegt ist die Neugründung des Harmonika-Orchesters Sindlingen im Mai 1945 durch Peter Blum. Aus anfänglich elf Spielern wurden bis in die 70-er Jahre fast 100. „Heute sind wir wieder weniger“, sagte Ursula Sinschek – die sechs Aktiven wurden im Konzert von drei Musikern befreundeter Orchester sowie Franziska Ilg und Tamara Ohlenmacher am Keyboard unterstützt.
Im Publikum saßen einige Damen und Herren, die Ursula Sinschek persönlich begrüßte: die Ehrenmitglieder Hildegard Karell und Alfred Füller, die beide schon als Kinder eintraten und nun seit jeweils 70 Jahren dabei sind. Alfred Füller war zudem eine Zeitlang Dirigent. Auch der frühere Orchesterleiter Norbert Hahling war gekommen. Des weiteren ehrte Ursula Sinschek Monika Krolopp und Christian Sinschek für 25 Jahre Mitgliedschaft. Manfred Klepper ist seit 26 Jahren Dirigent und fördert den Verein seit 25 Jahren als passives Mitglied. Das Orchester führte seine Zuhörer auf eine musikalische Reise durch Europa und Asien sowie eine Reise durch verschiedene musikalische Epochen. Moderatorin Simone Polata erläuterte jeweils die Stücke. Präludium und Fuge in a-moll im Stile Buxtehudes von Matyas Seiber folgte die anspruchsvolle Ouvertüre der komischen Oper „La Dame Blanche“, die weiße Dame, von Francois-Adrien Boieldieu. Anspruchsvoll war sie auch für Dirigent Manfred Klepper. Mit großen Gesten forderte er die geballte Wucht der Akkordeone, dramatisch verstärkt durch Paukenschläge; mit geballten Fäusten brachte er alles zum abrupten Halt, um dann mit leichter Hand die Oberstimmen zur Wiederaufnahme zu winken.
Die Faszination der Harmonika zeigte sich vielleicht noch deutlicher in den sinfonischen Dichtungen. „Sie sind der Versuch, nicht-musikalische Inhalte mit musikalischen Mitteln zu beschreiben“, erklärte Simone Polata. Jean Sibelius hat das 1899 im Stück „Finlandia“ getan. Es schildert das finnische Streben nach Unabhängigkeit. Sibelius ließ Blechbläser drohen, Holzbläser erhaben antworten, Streicher Humanität einflechten. Fanfaren markieren Kampfesstimmung, Holzblasinstrumente geben die Hymne vor, Streicher nehmen sie auf. Anschließend steigert sich das Tempo. Hymnisch, stolz und immer siegessicherer nähert sich das Werk dem Finale.
Die Adaption für Akkordeon folgt dieser Vorgabe. Schwer und wuchtig sind die Anfangsakkorde, zart die melodiöse Antwort der hohen Töne. Trommelwirbel wirken wie ein gewaltiges Gewitter, der Kampf tost, daraus erwächst Aufmunterndes mit fröhlichen Elementen bis am Ende stimmige, geschlossene Klangfülle freudig triumphiert.
Eine Steppenskizze aus Mittelasien ( Alexander Borodin), das Lied der Steppe (Hans Lüders), ein Rondo nach einer badisch-pfälzischen Volksweise (Franz Reinl), „Rosen aus dem Süden“ (Johann Strauß) und eine Tarantella aus „Südlich der Alpen“ (Ernst Fischer) komplettierten das Programm.

Manfred Klepper dirigierte neun Harmonika-Spieler, zwei Keyboarderinnen und einen Trommler beim Konzert in der evangelischen Kirche.Foto: Michael Sittig
Verstärkung willkommen
Das Harmonika-Orchester ist jeden Montag ab 17:30 Uhr im Gemeindehaus St. Dionysius zu finden.
Von 17.30 bis 20 Uhr werden Kinder und Erwachsene an Akkordeon und Keyboard ausgebildet, von 20.15 Uhr bis 21.45 Uhr probt das Orchester. Wenn jemand Interesse hat, eines der beiden Instrumente zu erlernen oder früher Gelerntes wieder aufzufrischen, ist er bei den Musikern jederzeit gern gesehen, sagt Vorsitzende Ursula Sinschek. Wer entsprechende Vorkenntnisse hat, kann auch gleich ins Orchester eintreten.
Pfarrgemeinderat
In der katholischen Gemeinde ist er der Chef-Organisator beliebter Veranstaltungen wie Fastnacht und Kirchweih (Ebbelwoikönig). Auch sonst fehlt er nicht, wenn es etwas zu tun gibt. Da wundert es nicht, dass Wolfgang Schuhmann bei den Wahlen zum Pfarrgemeinderat die meisten Stimmen erhielt. Weiter wurden in das achtköpfige Gremium der Gemeinden St. Dionysius/St. Kilian gewählt: Ingrid Sittig, Woltera Reinhardt, Harald Fischer, Sonja Peters, Thomas Mühlbach, Christine Krämer und Ana Kristic-Boksic. Als Ersatzmitglieder stehen Thomas Schmidt, Gisela Krauter-Thomas, Katja Kronz, Georg Freitag und Monika Schmähling zur Verfügung. Die Wahlbeteiligung war mit 23 Prozent sehr hoch.
Erster Eindruck von der Bühnenschau
Karnevalverein Gardemädchen zeigen ihre neuen Tänze, Männerballett klappert mit Pfannen
Kurz nach dem 11.11. eröffnete der Erste Sindlinger Karnevalverein (SKV) die kurze närrische Kampagne – am 10. Februar ist schon wieder Aschermittwoch! Über 100 Besucher und Aktive waren ins Gemeindezentrum St. Dionysius gekommen. Dem traditionellen Narhallamarsch aus den Boxen von DJ Horst folgte die Begrüßung durch den Elferpräsidenten Peter Thalau. Wie zu Beginn jeder Kampagne nahm er den Besuchern den närrischen Eid ab, dann ging das Programm auch gleich los, das einen Vorgeschmack auf die Kampagne und die Große Prunksitzung am 23. Januar gab.
Tanzmariechen Jana Schröder zeigte im neuen Tanzkleid ihr Können im Solotanz. Trainerin Bibi Seelmann und Mama Andrea, Gardebetreuerin, sind zu Recht stolz auf die Leistungen der Zehnjährigen. Das gilt auch für den Verein. Extra ihr zu Ehren wurde ein neuer Garde-Verdienstorden kreiert. Er ist für Gardemädchen bestimmt, die die zeitlichen Kriterien des Verdienstordens erfüllen, aber das vorgegebene Mindestalter noch nicht haben. Vorstandsvorsitzender Michael Streubel zeichnete Jana als erstes Gardemädchen des Vereins damit aus. Wie üblich ehrte er auch die „närrischen Jubilare“, nämlich Marcel Nienaber, ehemals Kinderprinz, und Tobias Thalau, langjähriger Thekenhelfer bei den Sitzungen, für jeweils 11 Jahre Mitgliedschaft, Karin Karpucelj und Nadine Fischer für je 33 Jahre.
Renate Metz trat in die Bütt, bewaffnet mit Vorratsbehälter und Plastikbeutel, um von ihren Erlebnissen und Erfolgen als Party-Hai zu berichten, dem kein Trick fremd ist und der sich an festlichen Buffets bestens versorgt. Die Minigarde „Tanzkäfer“ führte ihre neuen Tanzkleider bei einem von den Trainerinnen Andrea und Saskia einstudierten Marsch vor. Begleitet von den Trainerinnen Denise Laub und Lisa Wehner tanzten viele Pippi Langstrumpf-Mädchen der Purzelgarde ihren Schautanz. Ebenso wie bei den Käfern wurde auch dieser Tanz aus dem Publikum von Eltern und Freunden lautstark unterstützt.
Das Männerballett hatte eine Überraschung parat. Obwohl der Elferpräsident angekündigt hatte, dass der Auftritt leider ausfallen müsse, schritt würdig eine Reihe Mönche in Kutten in den Saal. Michael Czich, im feierlichen schwarzen Anzug, sang als gekonntes Playback die „Glocken von Rom“. Da öffneten sich die Kutten, und mit umgehängten Bratpfannen und Suppenkellen schlug das Männerballett „Schoppedales“ den Takt dazu. Den nächsten Tanz präsentierten die „Giants“. Das sind Mädchen der Altersgruppe „älter als Käfer und Purzel“, in früheren Jahren bildeten sie die Junggarde des Vereins. Auch dieser Marsch, trainiert und einstudiert von Trainerin Saskia Eichhorn, erhielt viel Applaus.
Michael Streubel hatte seinen Vortrag „Der Fluuch“ betitelt, was den Elferpräsidenten bei der Ansage zu einigen Mutmaßungen verleitete. Dieser „Fluuch“ zeigte sich aber sehr schnell als besonderes Unglück, nämlich als den völlig in die Hose gegangenen ersten „Urlaubsfluuch“ in die Türkei.
Das „Goldene Vlies“ ist die höchste Auszeichnung eines Karnevalvereins für verdiente Mitglieder. Peter Hackl und Joschi Czich sind seit vielen Jahren im Männerballett und im Bau- und Dekorationsausschuss aktiv. Dafür wurden sie nun mit Orden und Urkunde ausgezeichnet.
Die Firestars, in ihren strahlend glitzernden blauen Tanzkleidern, wirbelten mit ihrem Marsch als letzte Tanzdarbietung des Abends über die Bühne. Diese „Große Garde“ begeistert seit vielen Jahren das Publikum nicht nur bei den Veranstaltungen des SKV. Die Firestars gehören auch jedes Jahr zum festen Bestandteil der Sitzungen der Wilden Weiber in Okriftel. Gardebetreuerin Andrea Schröder trainiert diese Gruppe seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
Den Abschlus des vielseitigen, bunten Programme übernahm die Frauengruppe. Als „Bayrische 7“ tanzten und sangen die SKV-Frauen, gekleidet in Dirndl und Lederhosen, bekannte und beliebte Stimmungslieder. Zum Finale rief der Elferpräsident noch einmal alle Aktiven auf die Bühne. Er freut sich schon auf ein Wiedersehen bei der Prunksitzung im Bürgerhaus und beim erstmals stattfindenden Kostümball in St. Dionysius. Eine große Polonaise beendete diesen gelungen Abend zur Eröffnung der Kampagne.
Aber auch die Helfer sollen nicht unerwähnt bleiben. Fleißige Hände an der Theke und in der Küche haben dafür gesorgt, dass zum Schluss alle vorbereiteten Brötchen, Würstchen und Brezeln verkauft und alle Besucher gut mit Wein, Sekt und anderen Getränken versorgt waren.ms

Die „Purzel“ zeigen diesmal als Pippi Langstrumpf einen fröhlichen Schautanz.Fotos: Michael Sittig

Hübsch in neuen Kleidern: die Tanzkäfer.

Die „Giants“ zeigten einen Marsch.

Mit einem neuen Garde-Verdienstorden dankte Michael Streubel Jana Schröder für ihre Auftritte als Tanzmariechen.
Prunksitzung und Kostümball
„Vorhang auf beim SKV, für die bunte Bühnenschau!“, unter diesem Motto begrüßt der 1. Sindlinger Karnevalverein seine Gäste bei der Großen Prunksitzung im Haus Sindlingen am Samstag, 23. Januar, 19.11 Uhr. Eine Woche später heißt es: „Es lädt ein der SKV, zur kunterbunten Narrenschau!“ am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, in St. Dionysius zum Kostümball.ms
Aufatmen – Infraserv baut um
Industriepark Stinkende Abluft soll künftig verbrannt werden
Ein Luftkurort wird Sindlingen sicher nicht werden. Aber im neuen Jahr soll zumindest der Gestank nachlassen, verspricht Industrieparkbetreiber Infraserv. Im Gesprächskreis der Nachbarn des Industrieparks kündigten Jürgen Lau und Harald Werner „Maßnahmen zur Geruchsminderung in Sindlingen“ an.
Der Immissionsschutzbeauftragte und der Leiter der Entsorgungsanlagen im Industriepark erläuterten, warum es überhaupt zu den unangenehmen Gerüchen kommt. Gleich hinter der Werksmauer, nur 150 Meter von den ersten Wohnhäusern entfernt, wird täglich Klärschlamm in die Verbrennungsanlage gebracht, 225 000 Tonnen jährlich. Die Abluft aus der Annahmehalle für den Klärschlamm steigt durch einen 60 Meter hohen Schornstein und verteilt sich bei Windstille oder Ostwind in der Nachbarschaft. Künftig soll diese stinkende Abluft zusammen mit der Abluft aus der so genannten Abwurfhalle verbrannt werden. „Wir erhoffen uns dadurch eine fast vollständige Reduzierung der Geruchsfracht“, sagte Werner, und damit „eine deutliche Verbesserung der Geruchsart Klärschlamm in Sindlingen“.
„Wenn es Beschwerden gibt, gelten sie zu 90 Prozent dem Fäkalgeruch“, sagte CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin. Er erinnerte daran, dass es früher vordringlich nach „Chemie“ gerochen hat, seit dem Bau der Klärschlammverbrennungsanlage 1994 aber nach Fäkalien. Etwa 100 Beschwerden gingen im Jahr ein, sagte Jürgen Lau. Sie beträfen überwiegend die Kläranlagen- und/oder Kanalgerüche. Er wies darauf hin, dass auch andere Verursacher in Frage kämen, zum Beispiel die Kanalisation oder die städtische Kläranlage. Bei Beschwerden werde ein Messwagen ausgesandt, um die Herkunft des Gestanks zu klären.
Die wenigsten Leute könnten Kanal- und Kläranlagenduft auseinanderhalten, sagte Werner. Dem widersprach Sindlingens evangelischer Pfarrer Ulrich Vorländer: „Wir als Anwohner können das schon zuordnen“.
Unverständlich findet Vorländer die Ergebnisse der Geruchsmessungen, die Infraserv seit 2007 täglich nehmen lässt. Daraus werden prozentuale Werte ermittelt und mit der Geruchsimmissionsrichtlinie für Wohngebiete abgeglichen. Die spricht bei Werten ab zehn Prozent von einer „erheblichen Belästigung“. In Sindlingen seien es in den vergangenen Jahren nur zwei bis fünf Prozent gewesen. Im Sommer 2014 sank der Wert sogar auf Null, jetzt steigt er wieder.
Anwohner finden Prozentzahl irreführend
„Nur zwei Prozent? Das kann ich nicht verstehen. Es stinkt gewaltig und an vielen Tagen im Jahr“, kommentierte Ulrich Vorländer: „Die Prozentzahl ist irreführend“. Anwohner Stephan Brech stimmte ihm zu: „Im ganzen Industriepark riecht es nicht so schlecht wie in Sindlingen“. Nun soll der Umbau der Abluftführung bis Ende März 2016 Abhilfe schaffen. 750 000 Euro wendet Infraserv dafür auf.
Die Geruchsmessungen werden fortgesetzt. Ihre Ergebnisse stehen monatlich auf der Internetseite www.ihr-nachbar.de. Pfarrer Vorländer regte an, künftig auch die Beschwerden der Bürger in der Statistik darzustellen. Infraserv-Geschäftsführer Joachim Kreysing versprach, das aufzunehmen. Der Nachfolger von Roland Mohr stellte sich der Runde kurz vor. Gleiches tat Thomas Maurer, neuer Standortleiter des Kunststoffherstellers Basell Polyolefine. Standortleiter Arno Rockmann erläuterte die neue Gesellschaftsstruktur der Celanese Gruppe Deutschland. Die bis vor kurzem eigenständigen Betriebe Ticona, Nutrinova, Celanese Chemicals und Celanese Emulsions treten nun einheitlich als Celanese auf.
Die neue Membranelektrolyse von Akzo Nobel stellte Hans-Jürgen Henkel vor. Der Hersteller von Chlor, Ätznatron, Salzsäure und weiteren Stoffen versorgt damit viele der im Industriepark ansässigen Betriebe. Mit dem Neubau der Anlage wurde ein neues, überdachtes Salzlager errichtet, so dass seither keine Salzregen mehr in Sindlingen niedergehen. Thomas Hartmannshenn vom Umweltamt der Stadt Frankfurt stellte schließlich noch Naturschutz in der Stadt am Beispiel der Schwanheimer Dünen vor.hn
Hoffentlich erfolgreich
„Bei Ostwind fällt die Fete aus“, zitiert SPD-Ortsbeirat Claus Lünzer einen gängigen Spruch in Sindlingen. „Seit vielen Jahren haben die Sindlinger gegen die Geruchsbelästigung gekämpft. In zahllosen Gesprächen wurde das im Industriepark diskutiert.
Oft wurden die Grillgäste wieder nach Hause geschickt, weil die Fete nicht stattfinden konnte. Die Verbesserungsaktivitäten haben nicht gefruchtet. Umso erfreulicher ist es jetzt zu hören, dass man im neuen Jahr das Übel erneut angehen will. Und das hoffentlich mit Erfolg“, kommentiert er die Ankündigung von Infraserv, durch Umbauten in der Klärschlammverbrennungsanlage die Geruchsbelästigung in der Nachbarschaft zu verringern. Dass im vergangenen Jahr nur 100 Beschwerden dort eingegangen seien, liege daran, dass viele Anwohner des besonders stark betroffenen Lachgrabens resigniert hätten. „Der Standardspruch ‚Wir schicken jemand raus‘, der dann erklärt ‚Ich geb‘s weiter‘ wird jetzt hoffentlich der Vergangenheit angehören“, wünscht sich Lünzer: „Ich hoffe, wir können zuversichtlich sein, dass Infraserv diesmal Erfolg hat.“
Stoltze und seine jüdischen Nachbarn
Mundart Großer Andrang bei Rezi*Babbel in der Orangerie
Er trägt zwar keinen „Hambacher Backenbart“, aber als „aaler Frankforder“ und „guuder Demokrad“ ist Fabian Sebastian Hampelmann gut Freund mit Friedrich Stoltze (1816 – 1891). Mario Gesiarz verkörperte Hampelmann beim Benefiz-Mundartnachmittag in der Orangerie.
An die 100 Besucher wollten ihm und Sohn Viktor Gesiarz alias „Rezi*Babbel“ zuhören. So viele passen beim besten Willen nicht in den früheren Wintergarten der Villa Meister. Mitarbeiter der Fachklinik Villa unter den Linden holten Klappstühle herbei und stellten sie auf der Terrasse auf. Dank der frühlingshaften Temperaturen konnten die Gäste den Anekdoten, Gedichten und Schmonzetten sowie den Klezmer-Liedern bequem auch im Freien folgen.
Mario Gesiarz flocht zwischen die Mundartstücke immer wieder zeitgeschichtliche Erklärungen ein. Den „Hambacher Backenbart“ zum Beispiel trugen freiheitsliebende Männer. Es war ein Erkennungszeichen für eine bestimmte Gesinnung, ähnlich wie viele Jahre später in den 68-ern die langen Haare.
Schwerpunkt des Programms mit dem Titel „Kooscher hie un kooscher her“ (Eine Zeile aus dem Gedicht „Des alte Casino uffm Roßmarkt“) waren Stoltzes jüdische Nachbarn im alten Frankfurt. Mario Gesiarz zitierte witzige, zutiefst menschliche Anekdoten aus dem jüdischen Milieu, aber auch engagierte satirische Texte gegen den neu aufkeimenden Antisemitismus der 1880er Jahre. In Frankfurt gab es im 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Europa, durch Stoltze ist ein kleines Stück davon lebendig geblieben.
In Mundart erfuhren die Zuschauer einiges über das Leben und den Alltag im Ghetto der Judengasse. Ludwig Börne,1786 als Löb Baruch in der Frankfurter Judengasse geboren, war Stoltzes literarisches Vorbild. Dem Erfinder des modernen Feuilletons widmete der Frankfurter Journalist und Mundartdichter zahlreiche Gedichte. Über den Bankier Meyer Amschel Rothschild erfuhren die Zuhörer vor allem die skurrile Geschichte des ersten Aufeinandertreffens der beiden.
Dass Friedrich Stoltze ein hervorragender politischer Satiriker war, wurde spätestens nach der Pause mit einigen engagierten und bissigen Texten gegen den Antisemiten und Hofprediger Adolf Stöcker deutlich. Immer wieder schrieb Stoltze gegen den aufkeimenden Antisemitismus des 19.Jahrhunderts an, nannte Stöcker in seiner Zeitung „Frankfurter Latern“ wiederholt einen „patentierten Antisemiten“.
Auch der christlichen Amtskirche gegenüber nahm Stoltze kein Blatt vor den Mund, kritisierte sie heftig, ging aber mit den alltäglichen Widersprüchen der Menschen sehr liebenswert um. So endete das Programm höchst versöhnlich mit der Anekdote über den „Parrer Kännche“, der zunächst eine ganze Nacht durchzecht und sich am Morgen auf der Kanzel mit seinen Saufkumpanen konfrontiert sieht – einer der beliebtesten Prosatexte Stoltzes.
Viktor Gesiarz ergänzte das Programm musikalisch mit Klezmer-Liedern auf dem Knopfakkordeon. Der studierte Physiker begleitet seinen Vater seit fast 20 Jahren. Berufsbedingt sind gemeinsame Auftritte aber selten geworden, was die Spielfreude der beiden eher steigert. Beide haben es inzwischen auf über 400 gemeinsame, Vater Gesiarz auf über 1200 Auftritte mit diversen Mundartprogrammen gebracht.
Das heiter-literarische Programm mit reichlich Lokalkolorit begeisterte die Zuschauer auch diesmal. Dazu genossen sie Kaffee und Kuchen vom Team der Orangerie. Der vergnügliche Nachmittag hatte allerdings einen ernsten Hintergrund. Das Glasdach der Veranda ist undicht. Es wurde zwar behelfsmäßig repariert, doch um es richtig in Ordnung zu bringen, fehlt das Geld. Deshalb bat Mario Gesiarz um Spenden für diesen Zweck – 526 Euro kamen zusammen.hn/mg

Sichtlich amüsiert haben sich die Zuschauer in der Orangerie.

Mario (links) und Viktor Gesiarz alias „Rezi*Babbel“ unterhielten mit Mundart und Klezmer.Fotos: Michael Sittig
Baugebiet: SPD hakt nach
Der Magistrat hat vor zwei Jahren Pläne für ein Baugebiet mit 2000 Wohnungen angrenzend an die Ferdinand-Hofmann-Siedlung vorgelegt. Sie sehen Abriss und Verlagerung der Bezirkssportanlage, der Kleingartenanlage sowie der Tennisanlage vor. Der Sindlinger SPD-Stadtverordnete Sieghard Pawlik spricht sich entschieden gegen diese Verlagerung aus. Er betont zudem, dass Voraussetzung für ein Neubaugebiet zwischen Wiesbadener und Limburger Bahnlinie eine neue, von der Höchster Farbenstraße ausgehende Erschließungsstraße sei.
Pawlik bemängelt, dass noch immer noch keine klaren Aussagen dazu vorlägen. Abschließend geklärt sei bisher nicht einmal die Frage, ob und wieweit einzuhaltende Sicherheitsabstände nach der Seveso-Richtlinie in den Stadtteil Sindlingen hinein reichen. Pawlik: „Es hat den Anschein, dass die Koalition eine klare Aussage vor der Kommunalwahl 2016 scheut.“simobla
LWS: SPD macht Druck
Auf einen baldigen Baubeginn des Schulneubaus der Ludwig-Weber-Schule drängt die Sindlinger SPD. Stadtverordneter Sieghard Pawlik und Ortsbeirat Claus Lünzer halten es für zwingend erforderlich, dass die Baupläne zügig bearbeitet werden und Ausschreibung sowie Vergabe der Bauaufträge für den Schulneubau noch im Jahr 2016 erfolgen.
Nur so sei die Inbetriebnahme des Neubaus zum Schuljahreswechsel 2018 zu erreichen, erklären sie in einer Pressemitteilung. Pawlik fordert deshalb mit einer dringlichen Anfrage vom Magistrat klare Antworten zum Stand der Planungsarbeit und zum weiteren Fortgang. Schließlich schaffe der Neubau nicht nur bessere Lernbedingungen, sonder ermögliche auch die von vielen Eltern gewünschte Ganztagsbetreuung. „Trotz Vergrößerung der Betreuungsplätze besteht nach wie vor ein erheblicher zusätzlicher Bedarf“, meint Pawlik.hn