Der Abschied fällt nicht leicht

Stadtteilbibliothek

Der Abschied fällt nicht leicht

Büchereileiterin Vera Dopichaj wechselt den Arbeitsplatz

Der Anfang war hart. Die Sindlinger Stadtteilbücherei hatte zwei, drei Jahre lang keinen Leiter mehr gehabt. Und Vera Dopichaj war nicht aufs öffentliche und Kinder-Bibliothekswesen spezialisiert. Im Gegenteil: „Ich habe wissenschaftliches Buchwesen studiert“, berichtet sie. Dennoch bewarb sie sich auf die vakante Stelle und bekam sie auch.
Das war vor acht Jahren. „Ich habe mich erst mal fit gemacht, viel in anderen Stadtteilbüchereien hospitiert und mir gesagt: Es kann ja nur bergauf gehen“, erinnert sie sich an die ersten Gehversuche Mitte der 90-er Jahre. Um die Bücherei wieder ins Bewußtsein der Sindlinger und Zeilsheimer zu rufen, versuchte sie zunächst, die Grundschulen für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Doch das scheiterte. „Sie waren daran gewöhnt, dass es nichts gab“, vermutet die Leiterin. Also versuchte sie es mit den Kindergärten: „Das schlug ein wie eine Bombe“. Bilderbuchkino und andere Angebote wurden bald gerne genutzt. Mittlerweile gibt es eine rege Kinder- und Jugendarbeit, mit Klassenführungen, Gruppenveranstaltungen, Vorlese- und Bastelstunden. Neue Medien hielten Einzug, nach der Renovierung vor einigen Jahren auch neue Technik wie die Selbstausleihe. Unermüdlich knüpfte Vera Dopichaj weiter Kontakte, war bei Schul- und Stadtteilfesten dabei und arbeitet seit seiner Einrichtung mit dem Quartiersmanagement der Hermann-Brill-Straße zusammen. Dessen Sprachcafé ist gerne zu Gast in der Bücherei. Sprachbücher, Zeitschriften, Kinderbücher, Romane, Wissensbücher und Spiele, sogar für Nintendo und Wii, locken immer mehr Publikum in die Räume in der Bahnstraße 124. Der Lohn: Die Ausleihzahlen stiegen, liegen derzeit bei über 35000. Und gerade eben hat sich der Verein „Buchstütze“ gegründet, der die Bücherei weiter stärken und fördern möchte.
„Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie es langsam besser wird“, sagt Vera Dopichaj, 43 Jahre alt. Trotzdem hat sie sich nun nach langem Überlegen auf eine intern ausgeschriebene Stelle in der schulbibliothekarischen Arbeitsstelle beworben und sie bekommen – wohl auch aufgrund ihrer Leistungen in Sindlingen. „Ich sehe das als Chance, mich nochmal zu verändern“, sagt sie. Als Leiterin des Sachgebiets Geschäftstelle wird sie sich ab Juni mit acht Mitarbeitern um die Verwaltung und Organisation der mehr als 90 Schulbüchereien in Frankfurt kümmern. Vermissen wird sie den Kontakt zu den Menschen und die Vielfalt der Aufgaben. Von daher „gehe ich mit vielen weinenden Augen“, sagt sie. Vera Dopichaj tritt ihre neue Stelle zum 1. Juni an. Am Freitag, 7. Juni, 19 Uhr, wird sie sich beim nächsten „Bücher-Essen“ von ihren treusten Lesern verabschieden.
Die Stelle in Sindlingen soll wieder besetzt werden. Bis das geschehen ist, werden die Mitarbeiterinnen Nele Faber und Walburga Sigmundt die gewohnten Öffnungszeiten gewährleisten. Auch Gruppentermine an den Vormittagen sollen nach Absprache weiterhin möglich sein. hn

Vera Dopichaj

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