Geselligkeit wird großgeschrieben

Diamantene Hochzeit

Geselligkeit wird großgeschrieben

Magda und Günter Emsermann feiern 60 Ehejahre

„Fünf Jahre sind wir miteinander gelaufen, dann haben wir geheiratet“, berichtet Günter Emsermann. Das war am 2. Juli 1953. 60 Jahre später feierten er und seine Magda Diamantene Hochzeit.
Die beiden leben seit der Hochzeit im Emsermann’schen Haus an der Sindlinger Bahnstraße. Kennengelernt haben sie sich allerdings ein wenig hügelaufwärts. Auf der Bremthaler Kerb kamen sich das Mädchen aus dem Taunusdorf und der junge Mann, der erst wenige Jahre zuvor mit seiner Mutter aus Zeilsheim dorthin gezogen war, näher.
Am Hochzeitstag war er 22, seine Verlobte Magdalene, geborene Ernst, 20 Jahre alt. Die junge Frau, Älteste von sechs Geschwistern, hatte zu der Zeit schon die Haushaltungsschule in Wiesbaden besucht und bei der Eppsteiner Stanniolfabrik gearbeitet. Eigentlich sollte sie Hebamme werden, wie alle Frauen aus der Familie ihres Vaters. Aber das Geld reichte nicht für die Ausbildung. Als es dann doch gegangen wäre, „bin ich dazwischen gekommen“, sagt Günter Emsermann augenzwinkernd. Er hatte bis 1945 die Schule in Zeilsheim besucht und danach eine Schuhmacherlehre in Höchst absolviert. Anschließend arbeitete er in der großen Ada-Ada-Schuhfabrik. „Da habe ich gut verdient“, erinnert er sich. Dennoch wechselte er zunächst zur Stadt und anschließend, auf Anraten seines Schwiegervaters, zur deutschen Bahn. Als Rangierer arbeitete er in Frankfurt im Schichtdienst, kuppelte Loks an und ab. „Immer, wenn etwas besonderes war, musste ich arbeiten“, bedauert er. Seine Frau nahm es hin. „Ich wusste es nicht anders“, sagt sie.
Die erste gemeinsame Wohnung in Sindlingen war klein. „Damals herrschte Wohnungsnot. Wir wohnten bei meinen Schwiegereltern im zweiten Stock, teilten uns Küche und Wohnzimmer“, berichtet Magda Emsermann. Das hatte auch Vorteile. Als 1954 das erste Kind, ein Junge, auf die Welt kam, konnte sie weiter bei der Sarotti in Hattersheim arbeiten, denn die Schwiegereltern passten auf das Baby auf. Erst als 1959 das zweite Kind, eine Tochter, folgte, hörte sie vorläufig auf zu arbeiten. Ein drittes Kind, wiederum ein Bub, kam 1963 hinzu. Da hatte die junge Familie bereits ihre eigene Wohnung im ersten Stock des Dreifamilienhauses bezogen.
Da Geld war stets knapp. Magda Emsermann verdiente hinzu, erst als Verkäuferin in der wenige Schritte entfernten Bäckerei Ilg, dann viele Jahre als Tupperware-Beraterin. Geselligkeit haben Emsermanns dennoch immer geschätzt und genossen. Sie gehörten dem Kegelclub „Gut Holz“ an und dem Touristenclub. Der richtete jeden Monat eine Wanderung aus, meistens im Taunus, und zu Fastnacht eine Kappensitzung. Magda Emsermann war als Angehörige der katholischen Frauengemeinschaft einer der Aktivposten dort, wie sie auch „Motor der Familie“ war, sagt Tochter Petra Menger. Günter Emsermann ist außerdem seit 64 Jahren Mitglied im Gesangverein Germania. Durch die Schichtarbeit musste er zwar mit dem Singen aufhören, dem Verein aber hält er die Treue – wie auch er und seine Frau einander innig verbunden sind. Sie ist seit einiger Zeit stark gehbehindert. „Das tut mir sehr leid“, sagt Günter Emsermann: „Andere gehen spazieren, wir können es nicht“. Froh ist das Paar darüber, dass mittlerweile wieder alle drei erwachsenen Kinder mit ihnen im gleichen Haus, im Elternhaus, wohnen. Mit ihnen, Schwiegersohn Wolfgang, einem Enkel und den wenigen Freunden, die den hoch betagten Jubilaren geblieben sind, haben sie die diamantene Hochzeit angemessen gefeiert. hn

Vor 60 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben: Magda und Günter Emsermann. Foto: Michael Sittig

Vor 60 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben: Magda und Günter Emsermann. Foto: Michael Sittig