Wo sacht das Blut in Beutel fließt

Rotes Kreuz

Wo sacht das Blut in Beutel fließt

Blutspende zwischen bunten Bildern und dem ABC

So eine Blutspende ist ganz gemütlich. In einem Klassenzimmer im Hauptgebäude der Meisterschule hat der Blutspendedienst Hessen Liegen und Geräte aufgebaut. Während das Blut der Spender durch die Kanülen in die Sammelbeutel fließt, sehen sie bunte Bilder an Wänden und Fenstern, Ordner mit Lehrmaterial im Regal, das ABC über der Tafel und die letzte Grammatikübung der Klasse. Von klinisch-kühler Atmosphäre keine Spur.
Gleichwohl achten die Mitarbeiter des Blutspendediensts Hessen darauf, dass alles höchst hygienisch und geordnet abläuft. Während sie sich um die Blutentnahme kümmern, betreuen ehrenamtliche Helfer vom Ortsverein Höchst des Deutschen Roten Kreuzes die Spender vorher und nachher.
Gleich am Eingang empfängt Ute Eigenbrod alte Bekannte und wenige neue Gesichter. Die weitaus meisten sind „Wiederholungstäter“. Sie reichen der Helferin ihren Blutspendepass, der in die Datenbank eingelesen wird. Im Gegenzug erhalten sie Fragebögen und einen Laufzettel für die verschiedenen Stationen von der Anmeldung bis zum Imbiss am Ende. Erstspender wie Lara weisen sich mit ihrem Personalausweis aus und erhalten dann einen Blutspendepass ausgestellt. Anschließend verläuft das Procedere wie bei allen anderen.
Auf den Bögen beantworten die Männer und Frauen zwischen 18 und 69 Jahren (Ältere brauchen eine Genehmigung ihres Arztes) Fragen zum Gesundheitszustand, Medikamenten, Reisen und vielem mehr. Kommt jemand frisch aus den USA zurück, darf er beispielsweise vier Wochen lang kein Blut spenden, weil er sich mit dem West-Nil-Fieber angesteckt haben könnte. Nach einem Aufenthalt in Malariagebieten sind sogar sechs Monate Wartezeit nötig, erklärt Arzt Rolf Schuhmann. Er ist die erste Anlaufstation der Spender, wenn sie ihre Zettel ausgefüllt haben. Der Mediziner kontrolliert die Bögen, misst den Blutdruck und die Temperatur im Ohr und unterhält sich mit den Männern und Frauen, die bereit sind, ihr Blut zu geben. „Haben Sie genug getrunken?“ ist eine seiner Standard-Fragen. „Die Leute sollen auch vorher schon möglichst viel trinken“, weiß auch Helferin Maria Fischer. Sie und die weiteren Ehrenamtlichen haben deshalb Becher mit schwarzem Tee und Zitrone bereit gestellt. Die meisten leeren ein, zwei davon, ehe sie ins Klassenzimmer mit den Liegen treten.
Dort sticht ihnen eine Krankenschwester oder ein Laborant zuerst einmal in den Daumen. Anhand der Blutprobe wird die Zahl der roten Blutkörperchen, der Hämoglobinwert, ermittelt. Er zeigt an, ob genügend Blut im Körper ist. Ist der Wert in Ordnung, dürfen es sich die Spender auf den Liegen bequem machen. Nun wird ihnen eine Kanüle angelegt. Innerhalb von zehn Minuten fließen 500 Milliliter Blut in die Auffangbeutel, dazu ein weniges mehr in ein Extraröhrchen. Es wird im Labor auf Krankheitserreger wie Hepatits, HIV und andere Infektionsparameter untersucht, erläutert Schuhmann.
Ist der Aderlass vorbei, verbinden die Helfer die Einstichstellen. Die Spender bleiben zunächst fünf Minuten liegen, weitere fünf Minuten sitzen. Dann erst dürfen sie aufstehen und sich entweder in einem Ruheraum nochmal länger hinlegen oder nach gegenüber in den Imbissraum gehen. „Wir backen Kuchen, machen Wurst warm, reichen Kaffee und Getränke, um die Spender wieder ‚aufzupäppeln’“, schmunzelt Maria Fischer. Die nehmen das gerne an. Die meisten sind zunächst recht blass. Nach der Stärkung kehrt Farbe zurück in ihre Gesichter. Wer zehnmal, fünfzehnmal, 25 Mal und öfter spendet, erhält Anstecknadeln. Auch die Erstspenderin bekommt eine: „Eine Nadel mit cooler Bluttüte“, grinst Lara. Es wird nicht ihre einzige bleiben.
Insgesamt kamen 33 Männer und Frauen zur Blutspende in der Meister-Schule, darunter drei Erstspender. Nächster Termin ist Dienstag, 29. Oktober, 17 bis 20 Uhr. hn

Blutdruck okay: Arzt Rolf Schuhmann überprüft, ob Leonie fit ist für die Blutspende.

Blutdruck okay: Arzt Rolf Schuhmann überprüft, ob Leonie fit ist für die Blutspende.

Nach dem Aderlass: Concetta Kaut (rechts) und Ursula Kader (links) passen auf, dass sich die Spender Jürgen Peters und Lara Wirtshofer ausreichend ausruhen. Fotos: Michael Sittig

Nach dem Aderlass: Concetta Kaut (rechts) und Ursula Kader (links) passen auf, dass sich die Spender Jürgen Peters und Lara Wirtshofer ausreichend ausruhen. Fotos: Michael Sittig